Mit einem Konzept zum Hochwasserschutz wollen sich mehrere Kommunen vor Starkregen schützen. So sehr die Räte die interkommunale Zusammenarbeit loben – noch haben sie auch Anlass zur Kritik.

Strohgäu - Der nächste Starkregen kann kommen – so sagt es freilich kein Ditzinger Stadtrat. Und doch schwang in der jüngsten Gemeinderatssitzung eben auch die Hoffnung mit, den nächsten starken Gewitterregen unbeschadet überstehen zu können. Zu prägend war, was die Ditzinger 2010 erlebt hatten. Die Räte beschlossen in der jüngsten Sitzung ein 72 Seiten starkes Handlungskonzept zum Hochwasserschutz. Die Lehren, die die Strohgäuanrainer aus dem Hochwasser zogen, sind bereits Bestandteil des Leitfadens des Landes zum kommunalen Starkregenrisikomanagement.

 

Sachschaden in Millionenhöhe

Das Wasser flutete damals binnen kurzer Zeit unter anderem Keller, Schulen, Sporthalle. Die Schäden gingen in die Millionen. In der Folge schlossen sich die Große Kreisstadt, Gerlingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen, Markgröningen und Schwieberdingen sowie Leonberg und Stuttgart zusammen. Sie sind über die Glems beziehungsweise deren Nebengewässer miteinander verbunden und waren deshalb 2010 vom Hochwasser betroffen, wenn auch unterschiedlichen Ausmaßes.

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Gleichwohl beschlossen die Städte und Gemeinden, fortan gemeinsam Vorsorge zu tragen. Das Konzept regelt Zuständigkeiten im Notfall, zeigt aber auf, wie die gesellschaftlichen Gruppen – vom Landwirt über die Rathausverwaltung bis zum Architekt und Hausbesitzer – zum Schutz vor den Wassermassen beitragen kann.

Mehr Präzision gefordert

Die Ditzinger Räte freuten sich in der Sitzung durchaus an dem Konzept, würdigten auch die Kooperation mit den anderen, sparten aber dennoch nicht mit Kritik – zum Beispiel an der Situation im Scheffzental. Dort ist ein großes Schutzbauwerk geplant. Es ist „erschreckend, dass binnen zehn Jahren noch nichts gebaut sei“, sagte etwa der Freie Wähler Michael Schmid. Es sei zwar geplant, aber „wir müssen das machen, das sind wir unseren Bürgern schuldig.“ Schmids Fraktionskollege, der Feuerwehrmann Jochen Gommel präzisierte, dass das bestehende Provisorium nur eine Interimslösung sein dürfe. Er lobte zudem die Verwendung von Fliwas, einer Software, über die etwa die Pegelstände der Flüsse abgelesen werden können. Oberbürgermeister Michael Makurath hat das Programm nach eigenen Angaben auf dem Handy. Fliwas könne „uns als Feuerwehr gute Informationen bringen“. Allerdings müssten die Daten zeitnah und damit präziser angezeigt werden. „Fliwas könnte noch etwas exakter werden“, sagte der Bürgermeister Ulrich Bahmer und gab Gommel damit Recht.

In einem nächsten Schritt wollen die Ditzinger Hochwasseralarmeinsatzpläne erstellen. Die gebe es noch nicht. Der Oberbürgermeister und sein Stellvertreter beruhigten gleichwohl die Räte: „Ob nachts um drei oder morgens um vier – es sind immer die zwei selben, die angerufen werden“, sagte Makurath.