Der HTC Stuttgarter Kickers veranstaltet in der Scharrena die Finalrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft. In Stuttgart wurde das Hallenhockey in den 50er Jahren erfunden.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der HTC Stuttgarter Kickers will am Samstag und Sonntag in der Scharrena unterhalb der Untertürkheimer Kurve der Mercedes-Benz-Arena ein guter Gastgeber sein. Dort findet das Finale der deutschen Hallenhockey-Bundesliga statt, allein mit vier Mannschaften aus Hamburg. Labskaus jedoch, so weit geht die Gastfreundschaft nun auch wieder nicht, der werde in Stuttgart nicht extra kredenzt für die Männer- und Frauenmannschaften des Clubs Alster Hamburg, die Herren des UHC Hamburg und das Frauenteam des Harvestehuder THC. So willkommen die Gäste auch sind – das können sie sich abschminken.

 

Stattdessen kommen bei der Pressekonferenz im Vorfeld des einzigartigen Hockey-Ereignisses in der Landeshauptstadt Weißwürste auf den Tisch. Die stehen in der rustikalen Speisekarte von Carl’s Brauhaus am Schlossplatz natürlich weit oben und sind immer vorrätig. Dennoch werden sich die Gäste aus dem hohen Norden wohlfühlen in Stuttgart, dafür steht der HTC ein, der das Bundesliga-Finale der Frauen und Männer austragen darf – obwohl die eigene Männermannschaft erst vor wenigen Tagen wieder aufgestiegen ist in die Beletage des Hallenhockeys.

Gute Kontakte zur Verbandsspitze

Wieso hat Stuttgart für das Finale den Zuschlag überhaupt bekommen? Es ist eine Mischung aus zwei Dingen: Einerseits sind sie im Städtle schaffig genug, um was auf die Beine zu stellen und immer mal wieder die guten alten Zeiten von der früher so hochgelobten Sporthauptstadt Stuttgart aufleuchten zu lassen. Zum anderen verfügt der HTC-Präsident Christoph Wüterich als ehemaliger Präsident des Deutschen Hockey-Bundes noch über hervorragende Kontakte in die Verbandsspitze. „Die Leute im Verband haben die Scharrena nicht gekannt, und als sie zur Besichtigung hergekommen sind, ist ihnen nichts mehr eingefallen“, sagt Christoph Wüterich, der die Hockey-Delegation mit dem „Schmuckstück“ Scharrena offenbar tief beeindruckt hatte. So war der Zuschlag für die Finalrunde offenbar nur noch Formsache.

Insgesamt 2251 Zuschauer haben Platz in der Scharrena, das ist für Hockey-Verhältnisse eine beachtliche Kulisse. Der Finalsonntag ist bereits ausverkauft, für den Samstag sind noch Stehplatzkarten übrig. Wüterich und der HTC wollen in Stuttgart mit der Veranstaltung Werbung für den Hockey-Sport machen, und ein paar Euro bleiben natürlich für die Clubkasse und die fällige Sanierung des Vereinsheims auf der Hohen Eiche übrig. Doch das soll nur ein Randaspekt sein. „Wir glauben, das wird großartig hier in der Scharrena“, sagt Christoph Wüterich, der bekannt dafür ist, die Menschen mithilfe seiner optimistischen Grundhaltung für sich einzunehmen. „Wir können uns auf guten Sport freuen“, sagt er und kann es selbst kaum erwarten, bis es am Samstag endlich losgeht.

An Wüterichs Seite befindet sich derweil auch der ehemalige Volleyball-Manager Bernhard Lobmüller. Der hatte das Frauenteam von Allianz MTV Stuttgart in der Bundesliga zur Blüte gebracht und suchte nach seinem Ausstieg vor gut einem Jahr wieder eine Aufgabe – diesmal ist es Hockey. „Wir versuchen, in diesem Sport einfach mal etwas aufzubauen. Die Halle stimmt, wir haben Parkplätze, eine gute Gastronomie und einen VIP-Bereich. Vielleicht denken sich ja dann die Leute vom Verband: ,Ich hätte nicht gedacht, dass die das hier so hinkriegen‘“, sagt Lobmüller, der das Bundesliga-Finale am Wochenende mitorganisiert und auch darüber hinaus Wüterich und den Kickers zur Seite stehen will bei Projekten, die die Zukunft des Traditionsvereins betreffen.

Der HTC befindet sich in einer Hochphase

Erst der Aufstieg in die Hallen-Bundesliga, dann das große Finale in Stuttgart – der HTC befindet sich in diesen Wochen in einer Hochphase, die einen Schub geben soll. Mittelfristig wollen die Männer auch in der Feldrunde wieder erstklassig werden, denn Tradition verpflichtet. 2006 gewannen die Kickers schließlich den Europapokal der Landesmeister – schon vergessen?

Das mit dem kleinen Hockey-Ruck, der dank des Finalwochenendes durch Stuttgart gehen soll, ist aber nur ein Aspekt für die Organisatoren. Der andere steht unter dem Motto: Hockey is coming home. Denn auch darauf verweist Christoph Wüterich im Zusammenhang mit diesem Wochenende. „Hallenhockey wurde in den 50er Jahren wo erfunden? In Stuttgart!“ Nicht auf der Hohen Eiche, aber am Killesberg.