Ob Weihnachtsmarkt, Frühlings- oder Volksfest: Die Landeshauptstadt will Stand- und weitere Gebühren deutlich erhöhen. Es ist abzusehen, dass das auch die Kunden zu spüren bekommen.

Mit dem von Experten erklärten absehbaren Ende der Coronapandemie will auch Stuttgart bei den größten Festen und Märkten in der Stadt im Jahr 2023 ein breiteres Stück vom Kuchen abhaben. Allein beim Volks- und Frühlingsfest sollen zusammengenommen rund 440 000 Euro zusätzlich an Standgeldern in die Stadtkasse fließen, das entspricht über alle Branchen hinweg einem Aufschlag von fast 23 Prozent gegenüber der in diesem Jahr letztmals gültigen Preistabelle aus dem Jahr 2017.

 

27 Prozent Aufschlag für Imbissbude

Am stärksten trifft es Betreiber von Losbuden und den auch bei Kindern beliebten Greifern. Hier stiegt der Quadratmeterpreis auf dem Wasen beim Volks- und Frühlingsfest um 40 Prozent auf dann 150,82 und 143,64 Euro. Neu kalkulieren müssen von 2023 an auch Imbissbetriebe, deren Quadratmeterpreis die Stadt von 60,48 auf 76,95 Euro (Imbiss Spezial, Volksfest) anhebt. Nicht weit von diesen 27 Prozent Aufschlag entfernt sind Süßwarenverkäufer. Für ihre Stände werden beim Volks- und Frühlingsfest 22 Prozent mehr fällig, macht dann pro Quadratmeter beim Volksfest 81,69, beim Frühlingsfest 71,15 Euro.

Riesiger Verlust bei in.Stuttgart

Marcus Christen, der Abteilungsleiter für den Wasen und die Stadtfeste bei der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, hat im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates für die Anpassung geworben. Die Kosten für die städtische Gesellschaft seien in den letzten fünf Jahren enorm gestiegen, der Mindestlohn für den Ordnungsdienst schlage stark zu Buche, außerdem habe man in die Videoüberwachung investiert. Auch das Rote Kreuz ist auf dem Wasen nicht als Samariter tätig. Die Kosten haben sich laut Christen mehr als verdreifacht, weil dort nur noch Hauptamtliche beschäftigt werden dürften. Eine halbe Million Euro Mehrkosten allein bei dem Frühlingsfest und dem Volksfest könne man nicht auffangen.

Bei der Veranstaltungsgesellschaft sind die Umsatzerlöse mit der Pandemie eingebrochen, von 33,1 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 11,8 Millionen 2020. Nach 651 000 Euro Gewinn wurden 9,1 Millionen Euro Verlust geschrieben. 2020 waren alle Fest abgesagt worden, die Veranstaltungs- und Besucherzahlen in der Schleyerhalle, Porsche-Arena und dem Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle ins Bodenlose gestürzt.

Frühlingsfest sehr erfolgreich

Imbisse hätten beim Frühlings- und Volksfest in diesem Jahr „bekanntermaßen extrem profitiert“, so Christen vor den Bürgervertreten, das Frühlingsfest sei „insbesondere für die Schausteller eines der erfolgreichsten aller Zeiten“ gewesen. Bei den Festzelten halte man eine Preiserhöhung von 20 Prozent für realistisch. Beschlossen wurden 15 (Bierzelt), beim Almhüttendorf 25 Prozent – macht auf dem Volksfest künftig für das Dorf rund 55 000 statt rund 44 000 Euro Miete. Alle Bierzelte zusammen sollen 737 618,82 Euro in die Kasse bringen. Der Wirtschaftsausschuss segnete die Preise ab.

Lücken auf dem Weihnachtsmarkt

Vertagt auf den Februar 2023 ist dagegen der von in.Stuttgart geplante Aufschlag bei den Beschickern des Weihnachtsmarktes. Die Stadträte fordern hier Bedenkzeit. Laut Konrad Zaiß von den Freien Wählern hätten die Beschicker Probleme, auf die Umsätze von 2019 (vor Corona) zu kommen, und etliche seien weggeblieben. Tatsächlich zeigten sich Lücken. Statt 280 waren nur 220 Hütten aufgebaut worden, auf dem Marktplatz wunderte sich mancher Besucher über Freiflächen. Viele Bewerber hätten kurzfristig abgesagt, so Christen. Man hätte wohl mit Wurst- und Heißgetränkeständen Lücken füllen können, aber man wolle Vielfalt und nicht wie zum Beispiel in Nürnberg, dass jeder dritte Stand Essen anbiete.

Letzte Erhöhung 2019

Auf dem dortigen Christkindlesmarkt zahlen die Anbieter übrigens pro Laufmeter Verkaufsfront, für eine Bratwurstbude pro Meter 1062,80 Euro, wird Glühwein ausgeschenkt, 1179,93 Euro pro Meter für die Saison. In Stuttgart sollen die Entgelte für einen Imbissstand zum Weihnachtsmarkt 2023 um 25 Prozent steigen, auf 12 474 (bisher 9979 Euro), bei einem Glühweinstand von 3029 auf 3786 Euro. Wer Kunsthandwerk und Antiquitäten feilbietet oder einen gemeinnützigen Stand betreibt, würde zehn Prozent mehr zahlen (1247 Euro pro Stand). Insgesamt wird mit 142  000 Euro höheren Einnahmen kalkuliert. Die letzte Erhöhung war 2019. Ohne den Aufschlag könne in.stuttgart den Weihnachtsmarkt „wirtschaftlich nicht mehr tragen“, so Christen. Im Februar will der Ausschuss entscheiden, nach einem „kurzen Update zur Entwicklung 2023“, das Stadträtin Nicole Porsch (CDU) einfordert.