Beinahe hätte sich das Land Baden-Württemberg beim Antrag, die Höhlen der Alb als Welterbe zu adeln, selbst ein Bein gestellt.

Stuttgart/Ehingen - Fall Sie noch nicht gewusst haben, dass die ägyptischen Pyramiden das Siegel „Weltkulturerbe“ tragen, ist das eine lässliche Lücke. Auch Venedig, der Kölner Dom und der Taj Mahal stehen auf dieser Liste – und niemand kümmert es, denn diese Kunstwerke kennt jedes Kind. Auch ohne Etikett. Daran gemessen könnte man den Aufwand des Landes, um sechs unscheinbare Höhlen der Alb zum Welterbe adeln zu lassen, milde belächeln. Nach dem Motto: Tourimusförderung für die Provinz. Doch das wäre ein Irrtum.

 

Der Antrag Baden-Württembergs wurde nämlich aus gutem Grund als offizielle deutsche Bewerbung ins Unesco-Rennen geschickt. In der Landschaft der Alb hat sich tatsächlich so etwas wie ein kultureller Urknall ereignet. Nirgendwo wurden ältere Plastiken gefunden – Kunstwerke wie das 40 000 Jahre alte Elfenbein-Mammut, dessen Perfektion noch heute staunen lässt. Das Problem ist nur: Fast niemand weiß das. Wer macht sich schon auf ins Ach- und Lonetal, um solche Dinge zu sehen? Der Welterbe-Antrag ist also eine Chance, die Welt auf diese verborgenen Schätze hinzuweisen.

Noch ist über den Antrag nicht entschieden, und man sollte sich angesichts der Unwägbarkeiten hüten, zu früh zu jubeln. In jedem Fall wäre es aber ein Schildbürgerstreich, wenn sich das Land selbst einen Strich durch die Rechnung machte. Ausgerechnet das Landesunternehmen EnBW hat nämlich beantragt, bei einer der Höhlen einen Windpark zu bauen – was für die Unesco ein Ausschlusskriterium wäre. Zum Glück hat die Genehmigungsbehörde die Sache jetzt gestoppt. Denkmalschutz rangiert zurecht vor wirtschaftlichen Interessen – auch wenn diese dem Klimaschutz dienen. Das nächste Mal sollten die Archäologen vielleicht etwas früher Alarm schlagen.