Der Grantler Thomas Bernhard hat nicht nur die Österreicher gern beschimpft, sondern auch über Städte gemeckert, in denen er zu tun hatte – von Altausse und Augsburg über bis Salzburg und Trier. Peter Simonischek und Michael König zelebrieren die Schelte auf einem Hörbuch.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Stuttgart - Im Sommer wird man faul. Warum selber lesen, wenn man sich Texte vortragen lassen kann. In dieser Serie stellen wir Hörbücher mit großartigen Schauspielern vor. Heute mit Michael König und Peter Simonischek, den man von den Salzburger Festspielen als Jedermann im gleichnamigen Stück von Hugo von Hofmannsthal kennt – und natürlich aus dem Kinofilm „Toni Erdmann“, wo er an der Seite von Sandra Hüller gespielt hat.

 

Simonischek spricht Bernhard

Spätestens seit man Peter Simonischek mit falschen Zähnen und Zottelhaaren in dem Film „Toni Erdmann“ gesehen hat, ist klar, dass der Schauspieler für die verrücktesten Dinge genau der Richtige ist. Für Städtebeschimpfungen zum Beispiel. Der Autor Thomas Bernhard (1931-1989) hat mit Gott und der Welt gehadert, überall Nationalsozialisten und Kulturverfall gewittert und seine Weltuntergangstiraden in sprachlichen, stets leicht variierenden Endlosschleifen zelebriert.

„Alles muffig und vermodert“

Gar nicht gemütlich, sondern mit aggressivem Ton leiht vor allem Simonischek dem österreichischen Dichter seine Stimme, wenn der über Städte wettert – von Altaussee („ich habe Altaussee immer gehasst“.... „alles muffig und vermodert“), Augsburg, über Koblenz, Salzburg, Tier („In Trier ist die Intelligenz nicht zuhause“) bis Weimar und Wien. Nicht nur die im Suhrkamp-Verlag erschienenen gesammelten Städtebeschimpfungen sind auf dem Hörbuch versammelt. Sondern auch eindrückliche Beweise für die Dummheit von Politikern, die sich über einige Tiraden echauffierten.

Empörung über die „Lechkloake“ Augsburg

Im Drama „Die Macht der Gewohnheit“ etwa ist von der „Lechkloake“ Augsburg die Rede. Dass man zwischen Autor und Werk unterscheiden muss, dass die Meinung literarischer Figuren nicht automatisch die Meinung des Autors sein muss, war den empörten Augsburgern unklar, wie der aberwitzige Briefwechsel zwischen Politik und Kunst beweist. Die allzu ausführlich bedachten Politikerdokumente und Passagen aus Zeitungsartikeln sind allerdings deutlich weniger unterhaltsam als die Repliken von Bernhard. Mehr als einmal empfiehlt sich daher, auf das nächste Take zu springen, um Bernhards Mecker-Sound zu bestaunen.

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