Bei einem Ortstermin beklagen Plattenhardter Bürger, dass der Modellversuch mit den Fahrradschutzstreifen auf Kosten der Sicherheit vieler Schüler durchgeführt werde. Vertreter der Verwaltung verteidigen die Maßnahme.

Plattenhardt - Schon vor dem offiziellen Beginn des Ortstermins wurde heftigst diskutiert. Rund 50 Bürger und Stadträte waren am Dienstagnachmittag trotz der hohen Temperaturen an der Ecke Hohenheimer Straße/Schillerstraße zusammengekommen, um über die Fahrradschutzstreifen zu sprechen.

 

Jürgen Lenz, der als Mitarbeiter des Stadtplanungsamt das Filderstädter „Radhaus“ leitet, und Jan-Stefan Blessing, stellvertretender Leiter des Amts für Sicherheit, Ordnung und Soziales, verteidigten bei dem Ortstermin das aus Sicht der Stadtverwaltung sinnvolle Modellprojekt. „Polizei und Verwaltung waren der Auffassung, dass der bisherige Geh- und Radweg gesetzlich nicht aufrechtzuerhalten ist“, erklärte Lenz. Die Schutzstreifen seien eine sichere Alternative, ergänzte Blessing. „Das Modellprojekt hat von oberster Behörde grünes Licht bekommen.“

Untersuchungen zeigen, dass Radfahrer auf der Straße sicher unterwegs sind. Laut Lenz hat es auf dem bisherigen Radweg viele „Beinahe-Unfälle“ gegeben. Doch diesen Argumenten für die Schutzstreifen entgegneten die anwesenden Bürger ihre subjektiven Eindrücke. Sie berichteten von kritischen Situationen durch die neuen Streifen und rücksichtslosen Radfahrern. „Man muss als Autofahrer auf immer mehr Dinge achten“, sagte eine Frau und berichtete von ihrem Sohn, der sich nicht traue, auf den Schutzstreifen zu fahren.

„Sie setzen die Sicherheit der Kinder aufs Spiel“

Blessing erklärte, dass sich an der Fahrbahnbreite faktisch nichts geändert habe. Dem Radfahrer werde jetzt lediglich „Halt gegeben“ und ein „Korridor“ angeboten. Eine Verengung sei jedoch „in der Praxis da“, meinte ein junger Mann. Denn die meisten Autofahrer halten sich daran, den Streifen nicht zu überfahren.

Große Sorgen gibt es in der Bevölkerung wegen der zahlreichen Schüler, auf deren Schulweg die Hohenheimer Straße liegt. Im Begegnungsverkehr mit Bussen, an den Haltestellen oder wenn sie in großen Gruppen zusammen fahren, wird hohes Gefahrenpotenzial gesehen. „Sie setzen die Sicherheit der Kinder aufs Spiel aufgrund eines Versuchs“, warf ein Mann den Verwaltungsmitarbeitern vor. „Das darf nicht sein“, schimpfte SPD-Stadtrat Frank Schwemmle.

Der Versuch gehe nicht auf Kosten der Kinder, antwortete Lenz und stellte klar, dass nicht das Anbringen der Schutzstreifen an sich der Versuch sei, sondern die Einrichtung eines Schutzstreifens mit mehr als 1,25 Meter Breite. Blessing erklärte, dass bei Gruppen von mehr als 20 Schülern zu zweit nebeneinander gefahren werden dürfe. „Wir sehen keine erhöhte Sicherheitsgefahr“, sagte er.

Hoffen auf mehr Rücksicht untereinander

Die Verwaltungsmitarbeiter hoffen darauf, dass die Verkehrsteilnehmer in der Hohenheimer Straße künftig mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Den von einer Bürgerin angeregten Rückbau des breiten Gehwegs lehnte Lenz ab.

„Das muss sich einspielen“, sagte Matthias Gastel (Grüne/FFL), der ein Befürworter der Streifen ist und den Ortstermin angeregt hatte. „Ich bin mir sicher, dass sich das bewährt.“ Daran äußerte ein Bürger allerdings Zweifel. Im Schüler- und Berufsverkehr morgens könne das nicht funktionieren, meinte der Mann.

„Wir werden den Versuch intensiv begleiten“, sagte Blessing. Bei Problemen werde man mit den Behörden Rücksprache halten und Lösungen suchen. Lenz erklärte, dass die Versuchsergebnisse nach einer Videoanalyse des begleitenden Verkehrsplanungsbüros Kaulen im Herbst zusammengetragen und an das Verkehrsministerium weitergeleitet werden. „Wenn das Ministerium dann sagt, das geht nicht, dann ist der Versuch beendet“, sagte der Fahrradbeauftragte der Stadt.