Der Paarläufer Bruno Massot hat bei Holiday on Ice richtig Spaß, seine Partnerin Aljona Savchenko vermisst den Wettkampf. Bei der Premiere in Stuttgart war das offenkundig.

Stuttgart - Schlussapplaus in Glitzermontur: Während Bruno Massot breit ins Publikum grinst, schaut seine Partnerin Aljona Savchenko zwar freundlich, aber reserviert. Das mag an dem merkwürdigen roten Federbusch auf ihrem Kopf liegen oder am unterschiedlichen Naturell der Weltmeister und Olympiasieger im Paarlauf. Aber man hat den Eindruck, dass das Engagement bei Holiday on Ice zumindest für Savchenko nur ein Zwischenspiel ist in ihrer weiteren sportlichen Karriere. Ihr Ziel ist nicht Glamour, sondern Gold.

 

Auch beim Interview vor der Stuttgart-Premiere am Donnerstag in der Porsche-Arena klingt das durch. „Wir haben keinen Stress. Wir haben Spaß auf dem Eis und können unsere Gefühle mit dem Publikum teilen“, beteuerte Massot. Bei den Meisterschaften gehöre die volle Konzentration den Wertungsrichtern, die Sportler blendeten ihre Zuschauer komplett aus. „Ich vermisse den Wettkampf“, meinte dagegen Savchenko, „ich mag das.“

Auf die Frage, welche Pläne die Goldmedaillengewinner ab Ende Februar hätten, nach ihrer Tour mit Holiday on Ice, antwortet sie: „Geben Sie uns Zeit durchzuatmen.“ Die Olympischen Spiele seien für sie beide gefühlt erst eine Woche her. Dem „Tigerenten-Club“ verrät die 35-jährige Ukrainerin mit deutschem Pass und Wohnsitz in Oberstdorf, dass sie schon im Alter von drei Jahren nicht Schlittschuh laufen, sondern „die Beste im Eiskunstlauf“ sein wollte.

Ehrgeizig und streng, zu sich wie zu anderen, so zeigte sich Aljona Savchenko auch beim Probendurchlauf mit dem Nachwuchstalent Lena Dittmann; die 15-Jährige aus Ludwigsburg hatte das Casting gewonnen und durfte bei der Premiere auftreten. „Fuß hoch – noch höher“, und auch bei der Pirouette sah Savchenko so lange Übungsbedarf, bis die Finger bluteten.

Zehn Prozent mehr Karten verkauft

Später, auf dem Eis, war von harter Arbeit nichts zu sehen. Zweimal trat das deutsche Traumpaar auf Kufen auf, zuerst mit einer eigens für Holiday on Ice choreografierten Kür, im zweiten Teil dann mit der Kür, die sie berühmt gemacht hat – wenngleich eine Minute kürzer. „Wir haben die besten Teile drin gelassen und versuchen, dieselben Emotionen zu erzeugen“, hatte Massot erklärt. Das ist ihnen gelungen: Die perfekten Sprünge und spektakulären Hebefiguren wurden in der vollen Halle frenetisch beklatscht. Das Engagement von Savchenko/Massot hat sich in Stuttgart ausgezahlt, auch wenn sie nur an den ersten beiden Abenden aufgetreten sind. Für die Produktion „Showtime“, die noch bis Sonntagabend zu sehen ist, wurden laut dem Chef von in.Stuttgart, Andreas Kroll, zehn Prozent mehr Karten verkauft als im Vorjahr. Und 2018 sei bereits besser gelaufen als 2017.

Alles richtig gemacht also. Der CEO von Holiday on Ice, Peter O‘Keeffe, war zur Premiere nach Stuttgart angereist und sichtlich stolz auf seinen Coup. Den hatte er von langer Hand geplant und schon vor dem Olympiasieg seine Visitenkarte in den Hut geworfen. „Nach dem Sieg hat jeder die beiden angerufen“, erzählte er, „aber mich haben sie gekannt.“ Bei einem „lovely dinner“, einem bezaubernden Abendessen, in Hamburg im vergangenen Mai wurde es dann konkret. Für Savchenko/Massot, so sieht es O’Keeffe, sei das Engagement nicht nur ein gutes Geschäft, sondern auch die Möglichkeit, den deutschen Fans, die sie stark unterstützt hätten, etwas zurückzugeben. Für ihn selbst sei der Deal mit den amtierenden Olympiasiegern und Weltmeistern einfach nur „pretty cool“.

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