Die Ziele der Hongkonger Protestbewegung sind erstrebenswert, die Erfolgsaussichten nahe an der Nulllinie. Jetzt wäre es besser, einen Gang zurückzuschalten, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Wer heute in Hongkong lebt und Anfang 20 ist, der ist bisher in einer vergleichsweise freien Gesellschaft aufgewachsen. Wer dann nach vorne schaut, der sieht, dass sich sein Leben in gar nicht all zu ferner Zukunft radikal ändern könnte. In der Politik sind 50 Jahre eine lange Zeit. Wer heute in Hongkong lebt, der hat zwei Zahlen immer im Kopf. 1997 hat Großbritannien die Stadt an China zurückgegeben. 2047 laufen ihre Sonderrechte aus. Sonderrechte wie Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Es gibt wahrscheinlich nicht viele Fälle in der Geschichte, bei denen die ehemalige Kolonie den Errungenschaften nachtrauert, die sie von der Kolonialmacht verordnet bekommen haben. Hier ist das der Fall. Hongkong wird sich 2047 in diesen Punkten nicht mehr sehr von Peking, Shanghai oder Guangzhou unterscheiden. Es ist sehr gut nachzuvollziehen, dass das für viele Hongkonger kein erstrebenswertes Ziel ist.