Beim Horror-Unfall in der Silvesternacht werden auf der Bundesstraße 27 zudem 15 Menschen teilweise schwer und lebensgefährlich verletzt. Nun sind Details bekannt, wie es zu dem Unfall gekommen ist.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Aichtal - Das Jahr 2019 hat mit einer Katastrophe begonnen: Auf der Bundesstraße 27 bei Aichtal (Kreis Esslingen) auf Höhe des Parkplatzes Aichtal in Richtung Tübingen sind in der Silvesternacht bei einem der schwersten Verkehrsunfälle der vergangenen Jahre in der Region ein 39 Jahre alter Vater und sein zehnjähriger Sohn getötet worden. Ein weiterer Mann kämpfte am Neujahrstag noch um sein Leben. Zudem haben die Rettungskräfte 14 weitere Personen zum Teil schwer verletzt in die umliegenden Krankenhäuser gebracht.

 

Gegen 1 Uhr kam der erste Notruf. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte bot sich ihnen auf der Bundesstraße ein Bild der Verwüstung. Sofort wurden weitere Rettungskräfte alarmiert. Am Neujahrstag dauerte es dann bis zum frühen Nachmittag, ehe die Polizei den Unfallhergang weitgehend rekonstruiert und alle Angehörigen der Getöteten und Verletzten informiert hatte.

Zunächst kracht ein Ford Focus auf einen Golf

Nach den bisherigen Ermittlungen war ein 39-jähriger Mann mit seinem Ford Focus auf der Bundesstraße in Richtung Tübingen unterwegs. Bei zu diesem Zeitpunkt starkem Nebel fuhr er auf einen vor ihm deutlich langsamer fahrenden VW Golf auf. Durch die Wucht des Aufpralls drehte sich der Golf und kam schließlich auf dem Standstreifen zum Stehen.

Ein 21-jähriger BMW-Fahrer, der ebenfalls in Richtung Tübingen unterwegs war, erkannte die Situation zu spät und krachte mit seinem Auto in das Heck des Focus. Weitere Verkehrsteilnehmer, ein 39-Jähriger mit seinem VW Touareg und ein 28-Jähriger mit seinem Ford Fiesta, gelang es, rechtzeitig zu bremsen. Sie verließen ihre Fahrzeuge, um den Unglücksopfern zu helfen. Allerdings hatten zu diesem Zeitpunkt auch der 39-Jährige Focus-Fahrer und sein zehnjähriger Sohn ihr demoliertes Fahrzeug verlassen. Somit befanden sich bereits mehrere Personen auf der linken Fahrspur.

21-Jährige hinterlässt Schneise der Verwüstung

Eine 21-jährige Frau aus dem Landkreis Karlsruhe erkannte aufgrund des Nebels und weil sie angesichts der Witterungsverhältnisse deutlich zu schnell unterwegs war, das Unfallgeschehen zu spät, fuhr mit ihrem Nissan Quasqai nahezu ungebremst durch die gesamte Unfallstelle und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Zunächst kollidierte sie mit der rechten Fahrzeugseite des BMW, dann prallte sie gegen die linke Seite des Fiestas. Anschließend fuhr sie auch noch gegen die rechte Fahrzeugseite des Focus und schließlich gegen die linke des Touareg, dessen Fahrer gerade aussteigen wollte. Bei ihrer Unglücksfahrt muss sie auch mehrere Personen, die sich auf der Fahrbahn befanden, erfasst haben. Details dazu versucht aktuell ein Gutachter zu ermitteln.

Bei dem Unfall wurden der 39-Jährige Focus-Fahrer und sein zehnjähriger Sohn getötet. Ein weiterer Mann, vermutlich der Fahrer des VW-Golf, wurde lebensgefährlich verletzt. Ihm wurde durch die Wucht des Aufpralls ein Bein abgetrennt.

Drogen und Alkohol wohl nicht im Spiel gewesen

Die weiteren Insassen des Unfall verursachenden Ford Focus – eine 31-jährige Frau und zwei Kinder im Alter von sieben und zwölf Jahren – erlitten ebenso wie die Fahrerin des Nissan und ihre drei Begleiter im Alter zwischen 21 und 29 Jahren schwere Verletzungen. Auch der BMW-Fahrer und dessen 18-jährige Begleiterin sowie der Fiesta-Fahrer und dessen beide Begleiterinnen im Alter von 18 und 26 Jahren mussten mit teils schweren Verletzungen in Kliniken gebracht werde.

„Nach dem derzeitigen Kentnissstand hatte die 21-Jährige keine Drogen oder Alkohol konsumiert“, erklärte am Dienstagmittag der Sprecher der Polizeidirektion Reutlingen, Björn Reusch. Allerdings werde es noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis alle Details des Unfalls geklärt sind. Deshalb bittet das Verkehrskommissariat Esslingen Zeugen, die den Unfall beobachtet haben, sich zu melden.

Alle an dem Unfall beteiligten Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden. Während der Unfallaufnahme war die Bundesstraße 27 bis gegen 8.30 Uhr am Neujahrsmorgen in beide Richtungen voll gesperrt. Der Verkehr wurde örtlich umgeleitet. Der Rettungsdienst unter Federführung des Malteser-Hilfsdiensts war mit 88 Einsatzkräften und 32 Fahrzeugen, die Feuerwehr mit 42 Kräften und elf Fahrzeugen im Einsatz. Wer Angaben zum Unfallgeschehen machen kann, soll sich beim Verkehrskommissariat Esslingen unter der Rufnummer 07 11/3 99 04 20 melden