Der Hospitalhof steht kurz vor seiner Vollendung und bringt einige Veränderungen fürs Quartier mit sich. Der Innenhof soll zu einem Treffpunkt werden – von acht bis 21 kann dort jeder verweilen oder sein Vesperbrot essen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Mitte - Die Nachbarn sind voll des Lobes für den neuen Hospitalhof, und das Gebäude soll sich positiv auf das ganze Quartier auswirken. Pfarrer Eberhard Schwarz weist stolz darauf hin, dass dies nicht nur ein frommer Wunsch sei, sondern dass die Strahlkraft des Neubaus schon jetzt deutlich spürbar sei. Gegenüber ist an der Stelle der früheren Deutschen Bank ein neues Wohngebäude mit viel Glas entstanden. Die Bewohner sind vor kurzem eingezogen. Das Hotel Wartburg hat sich von der grauen Maus zu einem modernen, schrillen Hingucker gemausert, und schließlich wird das ganze Viertel abends anders beleuchtet werden. Der übrig gebliebene Torso der 1944 zerstörten, sehr viel größeren Hospitalkirche, wird ebenfalls saniert und künftig bei Nacht angestrahlt. „Wenn etwas wächst, wollen andere auch etwas entwickeln“, sagt Schwarz. Dies habe er beim Quartiersstammtisch deutlich bemerkt. „Bisher haben wir immer nur am grünen Tisch darüber gesprochen, jetzt ist aber sprießen die Gedanken“. Der Studienleiter Rolf Ahlrichs betont, dass das Großprojekt glücklicherweise ohne Pannen und im Zeit-und Kostenplan verwirklicht wurde.

 

Der Hof soll zum Treffpunkt werden

Der Platz vor dem burgähnlichen Neubau, der die historischen Elemente wie zum Beispiel die gotische Fensterform der Kirche wieder aufnimmt, soll ein Treffpunkt werden. Deshalb werden hier Hospital- und Büchsenstraße bis zur Heustraße in eine Fußgängerzone verwandelt. Für alle zugänglich ist der Innenhof, betont Monika Renninger, die Leiterin des Bildungszentrums Hospitalhof. Zwar werde das historische Südportal verschlossen bleiben. Der Zugang wird über den Haupteingang an der Büchsenstraße 33 sein. „Wir wollen so einen geschützten Raum im Hof schaffen“, sagt Renninger. „Aber von acht bis 21 Uhr, kann hier jeder verweilen und zum Beispiel sein Vesperbrot essen.“ Mobile Sitzgelegenheiten bekommen die Besucher im Eingangsbereich. Das wird vor allem Jennifer Fischer und Jonas Vietense freuen. Beide arbeiten in einem der benachbarten Bürogebäude und haben sich beim neugierigen Blick durch das historische Südtor gefragt, ob sie in diesem Hof wohl künftig ihre Mittagspause verbringen können.

„Wir beobachten das Spektakel seit dem Abriss“, erzählt Fischer. Lärm und Dreck haben sie über lange Zeit daran gehindert, die Fenster ihres Büros zu öffnen. Jetzt gefällt den beiden jungen Leuten die helle Fassade und Vietense lobt die Verbindung von Alt und Neu. „So etwas sieht man selten in Stuttgart. Hier werden sonst ja vorwiegend Bürokomplexe und Shopping-Malls gebaut.“ John Plakiqi-Ali, der gegenüber in einem Restaurant kellnert, erzählt, dass er mehrmals um das Gebäude herum gegangen sei. „Ich glaube, dass es eine Sehenswürdigkeit für Stuttgart wird“, sagt er begeistert.

Ein anderes Publikum soll ins Haus gelockt werden

Für Monika Renninger ist der Bauzeit und der Start des Bildungsprogramms eine aufregende Zeit. „Für alle ist das großer Einschnitt“, sagt sie, und Pfarrer Schwarz hofft, dass sich die Teilnehmerzahlen „nach zwei Jahren Wüstenwanderschaft“ wieder konsolidieren. Außerdem will Renninger mit der Vermietung der Seminarräume an Firmen und Vereine für Tagungen und Fortbildungen – „aber keine Hochzeiten, nichts Privates!“ – ein anderes Publikum ins Haus locken. Das wird auch über das Angebot an der Kaffeetheke geschehen. Diese ist zwar für die Mitarbeiter gedacht – wenn Nachbarn kommen, werden sie aber nicht leer ausgehen.

Kommen werden auch die Schülerinnen des St. Agnes-Gymnasiums, wenn es Veranstaltungen gibt, die zu den Unterrichtsthemen passen, kündigt Rektorin Marietta Steidle-Rieger an. „Die Mädchen hatten einen Teil des Bauzauns gestaltet“, erzählt sie und weist auf eine neue Beobachtung hin: „Früher hat es die Schülerinnen nie interessiert, was das für ein Gebäude ist. Jetzt wird oft gefragt, was da drin sei.“ Auch die Buchhändlerin Beate Baumgärtner, die vom Laden in der Büchsenstraße auf den Neubau blickt, ist neugierig. „Ich möchte sehen, wie es innen aussieht“, sagt sie.