Im Stadtpalais in Stuttgart läuft bis Ende März 2020 die Ausstellung, die Werden und Wirken der Hip-Hopper beschreibt. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann feierte bei der Eröffnung mit.

Stuttgart - Unfassbar, im wahrsten Sinne des Wortes, was da im Stadtpalais los war am Montagabend. So viele Leute konnte das Foyer kaum fassen, im Nebenraum wurde die Ausstellungseröffnung live übertragen. So ein Andrang wegen ein paar alter Männer? Gut, es waren vier für die Stadt nicht ganz unbedeutende alte Männer: die Herren Smudo, And. Ypsilon, Michi Beck und Thomas D nämlich. Deutschlandweit besser bekannt unter dem Namen „Die Fantastischen Vier“.

 

„Troy“ heißt die Ausstellung, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Stuttgarter Hip-Hop-Formation nun bis zum 29. März im Stadtpalais zu sehen ist. Mit dabei war am Montag ein ebenfalls nicht ganz unbedeutender, vergleichsweise noch älterer Mann: Winfried Kretschmann (71).

„Hip-Hop-Termine stehen jetzt nicht gerade häufig in meinem Terminkalender. Deshalb fragte ich meine Leute: Hee, Moment, was geht? Und die sagten es mir dann ganz konkret.“ Mit dieser Hommage an die Fantas eröffnete der Ministerpräsident den Abend, nachdem eine Jazzband die Songs „Danke“ und „Sie ist weg“ interpretiert hatte. (Kretschmann betont beim Wort „Hip Hop“ übrigens die zweite Silbe, also „Hop“.)

Kretschmann, dessen liebster Titel „MfG“ ist, erklärte dann auch, warum die Fantastischen Vier so wichtig für die Stadt und die Schwaben sind. Sie hätten der gesamten Republik gezeigt: „Wir können nicht nur schaffen, sondern auch feiern.“

Beck: Ein besonderer Tag

Die Fantastischen selbst räumten ein, nachgerade erschlagen zu sein von all der Aufmerksamkeit, die ihnen in den letzten Tagen zuteil wurde. „Bei aller Abgebrühtheit: Heute ist schon ein besonderer Tag. Das lässt auch uns nicht kalt“, sagte Michi Beck, als man sich bereits am Nachmittag gemeinsam mit Manager Andreas „Bär“ Läsker in das Goldene Buch der Stadt Stuttgart eintrug. Oberbürgermeister Fritz Kuhn kommentierte beim Empfang: „Die Fantastischen Vier haben für Stuttgart so saumäßig viel getan, dass sie eigentlich schon lang im Goldenen Buch stehen müssten.“

In der Tat hat sich und haben sie viel getan in jener Stadt, in der die Gruppe am 7. Juli 1989 erstmals unter ihrem heutigen Bandnamen aufgetreten ist. „In einem Kindergarten in Wangen, auf einer selbst zusammengezimmerten Bühne aus Europaletten“, wie auch Torben Giese, Direktor des Stadtpalais, nochmals erzählte. Diese Anekdote, das merkte man den Herren an, hatten sie in den letzten Tagen schon ein paar mal zu hören bekommen. Damals hätte freilich keiner des Quartetts erwartet, dass eines Tages der Ministerpräsident neben ihnen auf dem Podium sitzen würde. Das einzige, was damals vermutlich noch unwahrscheinlicher erschien: dass es sich dabei um einen Grünen handeln würde.

Ein Stück Stadtgeschichte

30 Jahre später also eine eigene Ausstellung zu bekommen, gewissermaßen selbst im Museum zu hängen, „und das alles in einer Stadt, die uns als junge Musiker und Geschäftsleute nicht so gerne haben wollte – das macht mich sehr stolz“, so Smudo. Es sei schon ziemlich „crazy“, pflichteten Michi Beck und Thomas D unison im Laufe des Gesprächs bei. Worauf Smudo relativierte: „Ich finde aber: Es ist angemessen.“ Und wenn man sich die Ausstellung anschaut, stellt man fest: Der Mann hat Recht. Denn für die Stuttgarter sind die Fantastischen Vier ein Stück Stadtgeschichte, das jeder kennt. Eine Geschichte zu ihnen haben fast alle auf Lager: Der eine war bei den ersten Konzerten dabei, die andere ging mit Thomas D zur Schule, ein Dritter hat neben Smudo gewohnt – dank den Stuttgarter Stars haben viele Schwaben etwas zu erzählen.

Und die Rapper selbst natürlich noch viel mehr. In der Ausstellung begegnet man nicht nur dem alten Kinderzimmer von And. Ypsilon, wo die ersten Beats zusammengeschustert wurden. Man passiert auch die alten Platten, die vielen Band-Shirts und den Wohnwagen eines Fans, der seinen Idolen lange hinterhergereist ist. Man kann in Dioramen steigen, also in zimmergroße Schaukästen, sich darin im Stile der 90er verkleiden und in den Trabbi aus dem Videoclip zu „Die da?!“ sitzen. Doch hat man bei all diesen wertvollen Exponaten denn keine Angst, dass was geklaut wird? Die ausgestellte Goldene Schallplatte etwa? „Ach, von den goldenen haben wir noch ein paar!“, so Thomas D.