Wenn Frauchen und Herrchen wegen Corona in Quarantäne oder Isolation müssen, dann muss für den Vierbeiner eine Alternative her. Eine Tierpension ist solch eine. Aber wie geht es eigentlich den Einrichtungen in der Region Stuttgart?

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Stuttgart - Wer sich dem Coronavirus angesteckt hat oder mit einer infizierten Person Kontakt hatte, für den gilt in Baden-Württemberg eine zentrale Regel: Das Verlassen der eigenen Wohnung ist tabu. Viele Hundebesitzer stellt das vor Probleme. Denn: Frauchen und Herrchen könne gemäß der Coronaverordnung Absonderung zwar eine Ausnahme eingeräumt werden, stellt Pascal Murmann, stellvertretender Sprecher des baden-württembergischen Sozialministeriums klar. „Die zur Absonderung („Quarantäne“) verpflichtete Person, darf im Einzelfall die Wohnung bei Vorliegen einer Gefahr für Leib oder Leben oder eines sonstigen gewichtigen Grundes verlassen“, teilt er auf Anfrage mit. Da im Fall einer Quarantänepflicht eine Infektion mit dem Coronavirus aber nicht ausgeschlossen werden könne, habe die betroffene Person primär andere Wege zur Tierversorgung zu finden.

 

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Die Nutzung einer Tierpension sei solch ein Weg. Doch was bedeutet das für entsprechende Einrichtungen in der Region Stuttgart? Quellen die Pensionen über? Im Tierhotel „Königreich“ in Kornwestheim ist immer mal wieder ein Vierbeiner zu Gast, der von Herrchen oder Frauchen wegen einer angeordneten Quarantäne nicht ausgeführt werden kann. „Freunde oder Bekannte bringen den Hund dann her“, sagt der Geschäftsführer Daniel Hagl. Eigentlich ist zunächst ein Schnuppertag erforderlich, der in der Ausnahmesituation aber entfällt. „Wir fragen am Telefon, ob der Hund mit anderen verträglich ist und darauf vertrauen wir“, sagt Hagl. Gibt es doch Reibereien, habe das Tierhotel auch genügend Platz, um die Tiere zu trennen.

Urlaubsbuchungen bleiben aus

Denn überrannt werden die Tierhotel-Betreiber in der Coronakrise nicht. Im Gegenteil: Viele Hundehalter brächten ihre Tiere nicht mehr in die Tagesbetreuung, weil sie im Homeoffice seien und sich selbst kümmern könnten. Zudem gingen zu dieser Zeit normalerweise viele Buchungen für die Urlaubszeit ein – auch da seinen Tierbesitzer noch verhalten.

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Auch bei der Hundepension „Wuff“ in Fellbach bleiben die Übernachtungsgäste fern. „Wir hatten im Jahr 2020 rund 30 Prozent weniger Umsatz“, sagt Betreiber Alexander Nohl. Der Tierfreund ist froh, dass er mit der Tagesbetreuung ein zweites Standbein hat. Denn Tagesgäste kämen in Fellbach weiterhin. Anders als in Kornwestheim war bei Nohl noch kein einziger Hund wegen der Quarantänepflicht seines Besitzers zu Gast. Das ginge auch nur nach einem vorherigen Kennenlernen – auch das unterscheidet die Pension in Fellbach von der in Kornwestheim.

„Wir halten die Hunde im Rudel und da muss man zunächst herausfinden, ob sich der neue Hund wohlfühlt – und ob sich das Rudel wohlfühlt“, begründet Nohl dieses Vorgehen. Deshalb empfiehlt er: Wenn man im Falle einer Quarantäne oder Isolation in Betracht ziehe, den Hund in eine Pension zu geben, dann sollte man schon präventiv tätig werden. Konkret heißt das: Hund einpacken und im Tierhotel der Wahl vorsichtshalber schon mal vorstellen.

Probleme für Tierheime nach der Krise?

In der Tierpension „Dog Holiday“ in Leinfelden-Echterdingen läuft es ähnlich: Die Betreiber haben ihr Angebot in der Coronakrise erweitert. Man biete nun auch Tagesbetreuungen an, ebenso sei eine kontaktlose Übergabe gewährleistet, heißt es auf der Webseite. Und man hole den Hund auch kostenlos ab, wenn Frauchen und Herrchen das Haus nicht verlassen könnten oder dürften. All das gelte aber nur für Stammkunden, stellt die Pension auf Nachfrage klar. Daran ändere auch Corona nichts.

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Und obwohl die Übernachtungsgäste auch in der Einrichtung im Landkreis Esslingen ausblieben und die finanzielle Lage „bescheiden“ sei, mache man sich im „Dog Holiday“ vor allem Sorgen darüber, wie es nach der Krise mit all den während des Lockdowns angeschafften Tieren weitergehe. „Ich glaube, dass die Tierheime dann große Probleme haben werden“, so die Befürchtungen – weil viele Tiere möglicherweise wieder ausgesetzt würden.