Die tägliche Dusche ist für viele Standard. Stars wie Brad Pitt, Ashton Kutcher oder Julia Roberts verzichten darauf und waschen sich nur noch selten. Was bringt das unserer Haut? Eine Hautärztin erklärt.

Hollywood-Stars praktizieren den sogenannten Non-Bathing-Trend mit voller Absicht: Brad Pitt, Ashton Kutcher oder Julia Roberts sollen bewusst auf Seife verzichten und manchmal weniger sexy riechen, als sie aussehen. Selbst Jennifer Aniston, deren Haare stets fluffig im Wind fliegen, duscht angeblich maximal viermal pro Monat.

 

Doch wer schwitzt – zumindest in normalem Maße – lebt gesund, erklärt Dr. Yael Adler, Hautärztin, Podcasterin und Autorin des Buches „Haut nah“: „Der Schweiß ist die Klimaanlage unseres Körpers. Unabhängig davon ist er sehr gut für die Hautpflege, weil er hilft, den Säureschutzmantel aufrechtzuerhalten. Wenn der schön sauer ist, am besten pH-Wert 5, dann gibt es weniger Hautkrankheiten, und die Haut wird gut durchfeuchtet wie bei einer Feuchtigkeitscreme.“

„In den 70er Jahren gab es auch nur einmal in der Woche Badetag“, sagt Adler. „Die Haut will gar nicht viel gewaschen werden, weil das ihre Schutzmechanismen schwächt. Versucht man, zurückzukommen in seine Steinzeit-Hautbiologie, dann braucht das etwa vier Wochen. Da kann es natürlich schon sein, dass man mal muffelt, aber danach vermehren sich dann eben auch die guten Bakterien, die vor Asthma und Ekzemen schützen und die die Stinkstoffe auffressen.“

Das Ergebnis: Nach vier Wochen des gelegentlich unangenehmen Ausdunstens mieft man nicht mehr, sondern hat einen natürlichen, guten Geruch. Dabei muss man es ja nicht gleich so übertreiben wie Amou Haji aus dem Iran. Der 87-jährige hat seit über 65 Jahren kein Wasser mehr an seine Haut gelassen, weil er davon überzeugt ist, dass ihn Reinlichkeit krank machen würde. Ob er gesund aussieht, kann man leider nicht sagen, denn er ist so schmutzig, dass nicht viel zu erkennen ist.

Deshalb empfiehlt die Dermatologin: „Weil wir ja nicht mehr in der Steinzeit leben, sollte man an bestimmten Körperstellen immer eine Waschsubstanz verwenden: an den Händen nach dem Klo, vor dem Essen und nach der Öffentlichkeit. Wer es braucht, darf durchaus auch sparsam an Achseln, Leiste, Pofalte und vielleicht noch an den Füßen eine Waschsubstanz auftragen.“

Weniger ist mehr, aber bitte nicht gar nichts. Alle drei Tage zu duschen reicht völlig aus, schont unsere Haut und schützt uns langfristig vor Krankheiten. Der Lockdown war also nicht nur schlecht, denn so mancher saß zwar im gebügelten Oberhemd, aber mit verschlissener Jogginghose und gänzlich ungewaschen in der Zoom-Konferenz und hat über Firmenbilanzen referiert.

Wir vergessen, dass übler Schweißgeruch oft gar nicht von vernachlässigter Hygiene, sondern von falscher Kleidung kommt. Lurex und Polyester sind der Schweißbakterien beste Kumpels. Nicht die Lederhose vom letzten Oktoberfest mieft, sondern die Synthetikfaser des hippen Sport-Shirts, so Adler: „Es gibt Menschen, die tragen den ganzen Winter ihre Fellstiefel barfuß, und da stinkt nichts. Manche Plastikturnschuhe dagegen muffeln nach einem Tag wie die Hölle.“

Wer also die passende Kleidung trägt, der darf beim Waschen sparsamer sein. Gesellschaftlich hochgeschätzt ist der Geruch von Schweiß trotz des No-Bathing-Trends der Stars dennoch nicht. Schlecht riechen, das bekommt auch 2022 oft den sozialen Stempel von „ungepflegt“ aufgedrückt.

Wer die trockene Haut schonen will – immerhin sollen laut Adler 20 Prozent der Hautproblematiken durch falsche Hautpflege selbst zugefügt sein – , der kann mit folgendem Hausmittel nichts verkehrt machen: „Man nimmt 1 Liter Wasser und 2 EL Apfelessig und tupft das dann in die Stinkareale“, erklärt Adler. „Das verbessert den Geruch und baut den Säureschutzmantel auf.“

Wenn Sie ihr Gegenüber immer noch nicht riechen mögen, dann könnte es am Konsum von zu viel Fast Food, Kuhmilch, Zucker, Weißmehl oder Marihuana liegen. All diese Produkte fördern fettige Haut und schlechten Geruch.

Mehr Mut zu weniger Seife ist also nicht immer gut für die Kollegen, aber ganz sicher für die Gesundheit und die Umwelt. Man spart enorm Wasser und somit Geld, und Mikroplastik und Chemikalien aus Duschgel und Co. fließen nicht ins Grundwasser.