An diesem Montag wird Ian Wilmut 70 Jahre alt. Er gilt als Vater des Klonschafs Dolly, dem ersten geklonten Säugetier der Welt. Inzwischen hat Wilmut seine Forschung aber auf andere Gebiete verlegt.

Stuttgart - Er war davon überzeugt, mit den Klonexperimenten den richtigen Weg zu gehen. Als Ian Wilmut im Jahr 1996 zusammen mit seinen Mitarbeitern am Roslin-Institut bei Edinburgh erstmals eine genetische Kopie eines Säugetieres schuf, hatte er vor allem das Wohl des Menschen im Blick, so betont er jedenfalls heute: Mit dem Klonen wollte er in ferner Zukunft Erkrankungen wie Diabetes, Leukämie, Alzheimer oder Parkinson heilen. Zu Klonschaf Dollys Zeiten hörte sich dies noch nach Science-Fiction an. Doch mit diesem Experiment nahm die Klonforschung an Fahrt auf. Das menschliche Klonen, also das Erschaffen einer exakten Kopie eines Menschen, hat der dreifache Vater stets vehement abgelehnt. An diesem Montag feiert er seinen siebzigsten Geburtstag.

 

Mit Dolly brach der Wissenschaftler ein Paradigma, indem er eine exakte Kopie eines Säugetiers herstellte. Wilmut und seine Kollegen entnahmen einer Eizelle den Zellkern, der den größten Teil der genetischen Information enthält. An seine Stelle platzierten sie den Zellkern aus der Euterzelle eines Schafes. Diese Eizelle wurde in ein Schaf verpflanzt, das den Embryo ausgetragen und Dolly zur Welt gebracht hat. Es dauerte eine Weile, bis alle überzeugt waren, dass Dolly tatsächlich geklont ist. Recht schnell wurde Wilmut der Fälschung bezichtigt. Doch inzwischen ist das Klonen bei vielen Tierarten gelungen. Zwei Jahre nach Dolly gaben japanische Forscher die Geburt zweier Klonkälber bekannt. Es folgten Klonferkel, Klonziegen und andere Nutztiere. Firmen, die sich auf das Klonen von Haustieren spezialisierten, schossen wie Pilze aus dem Boden. Im Jahr 2001 erblickte die erste geklonte Katze CC (Copycat) das Licht der Welt. Allerdings ist man vom Klonen von Haustieren abgekommen, da deren durchschnittliche Lebensdauer gering ist: Die geklonten Tiere kämpfen mit diversen Erkrankungen und sterben früh daran. Auch Dolly musste mit sechs Jahren wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert werden. Das ausgestopfte Klonschaf ist inzwischen eine Attraktion im Royal Museum in Edinburgh.

Inzwischen erforscht er einen anderen Typ Stammzellen

Mittlerweile gibt es jedoch auch eine ethisch nicht angreifbare Methode des Klonens: die Herstellung von sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen). Dabei lassen sich mit einigen Genen oder Signalmolekülen ausgewachsene Körperzellen künstlich in eine Art embryonalen Urzustand zurückversetzen. Gewebe, das man aus diesen iPS-Zellen züchtet, wird vom Körper des Patienten nicht abgestoßen. Allerdings kann diese Methode noch nicht routinemäßig in der Klinik eingesetzt werden. Dafür muss weiter geforscht werden. Diesem Forschungszweig hat sich auch Ian Wilmut gewidmet. Er hat dies im Jahr 2007 medienwirksam verkündet und sich dabei vom Klonen im ursprünglichen Sinn distanziert.

Für seine Arbeiten hat der Forscher, der ursprünglich Bauer werden wollte, viele Preise bekommen, unter anderem den renommierten deutschen Paul-Ehrlich-und- Ludwig-Darmstaedter-Preis. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde er zudem von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Nach der Zeremonie erinnerte er daran, dass er nicht alleine als Vater des Klonschafes Dolly und Pionier des modernen Klonverfahrens bezeichnet werden dürfe. Vielmehr sei es Teamarbeit gewesen. Zuvor waren kritische Stimmen aufgekommen, die besagten, nicht Wilmut, sondern sein damaliger Mitarbeiter Keith Campbell habe das Klonexperiment durchgeführt. Wilmut hatte sich bei der wissenschaftlichen Veröffentlichung das Recht des erstgenannten Autors gesichert.