Politische Inszenierungen müssten nach den jüngsten Ereignissen in Österreich passé sein. Pragmatismus ist gefragt – und vor allem Transparenz, meint der StZ-Autor Mirko Weber.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Österreich hat als Nation mindestens seit Habsburger Zeiten einen ausgeprägten Hang zur Theatralik. Nicht zufällig liegt das Burgtheater in der Verlängerungsachse der kaiserlichen Hofburg, die Adolf Hitler anlässlich seiner inszenierten „Heimkehr“ als monumentale Kulisse missbrauchte. Die damaligen Szenen wiederum grundierten im Jahr 1988 ein Schauspiel, das im Nachbarland fast eine Staatskrise ausgelöst hätte: Thomas Bernhards „Heldenplatz“ stieß die Österreicher genau fünfzig Jahre nach dem „Anschluss“ darauf, dass sie ihre Mitexistenz im braunen Sumpf mehrheitlich nie thematisiert hatten, wie Bernhard meinte. Und ganz Österreich oder zumindest halb Wien war eine Bühne, auf der einerseits ein Stück uraufgeführt wurde, sich andererseits aber verdrängte Vergangenheit und hysterische politische Aktualität spiegelten.