Der Technologiekonzern will nächstes Jahr einen Komplex für 2400 Mitarbeiter bauen. Für den Gemeinderat bleiben einige Fragen unbeantwortet .

Ehningen - Dass Ehningen in Zukunft ein bisschen mit Cupertino in Kalifornien verglichen wird, daran werden sich die knapp 9000 Bürger noch gewöhnen müssen. Seit den ersten Entwürfen für den geplanten Gebäudekomplex von IBM muss man aber festhalten: so arg hinken die Vergleiche mit anderen Global Playern gar nicht. Der Architekt Kilian Kada, vom Büro Kadawittfeldarchitektur aus Aachen präsentierte am vergangenen Dienstagabend im Gemeinderat vorläufige Baupläne. Erst Ende des vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass IBM vom langjährigen Standort in Böblingen nach Ehningen umsiedelt.

 

Die vier separaten Gebäude, die in Form dreier Hufeisen und einem Y kreisförmig nebeneinander angeordnet werden, sollen auf etwa 42 000 Quadratmeter Nutzfläche Platz für 2400 Mitarbeiter bieten. Im Norden der jetzigen Deutschlandzentrale des Unternehmens gelegen und in einen Hang eingeschrieben, repräsentieren das Ensemble „eher ein Dorf als eine Stadt“ mit einem „Marktplatz als Zentrum“, sagte Kilian Kada. Hier sei vieles möglich: ein Treffpunkt, Veranstaltungen, eine Ruheinsel, ein Hotspot für allerlei.

Details noch unklar

Über begrünte Terrassen gelangen Mitarbeiter von einem Gebäude zum anderen. Darin sollen sich neben Restaurants auch die verschiedenen Abteilungen von IBM wiederfinden. Wie das im Detail aussehen könnte, ließ Kada offen. Großzügige Sitzecken, offene Räume, die, wenn überhaupt, durch Glasfassaden abgetrennt werden: so sollen sämtliche Konstellationen des modernen Arbeitens auch in der Zukunft umsetzbar bleiben, sei es für die Bildung von Projektgruppen oder für Videokonferenzen.

„Bauen Sie auch Rathäuser?“, fragte ein Gemeindemitglied, offenbar beeindruckt von den Bauplänen des IT-Spezialisten. Wie bereits bekannt, ist dabei der Bauherr nicht IBM selbst, sondern die globale Immobiliengesellschaft Development Partners. Diese verkauft die Gebäudeanteile an Investoren und wird den Komplex an IBM lediglich vermieten.

IBM will nächstes Jahr bauen

Einfach abnicken will der Gemeinderat die Baupläne aber nicht. Vor allem die Zugangswege sind ein Problem. Durch die zusätzlichen Mitarbeiter befürchten viele Staus auf der Bundesstraße 14 und der Kreisstraße, die von Ehningen kommt. Der Bürgermeister Claus Unger entgegnete: Die IBMler arbeiteten am Morgen von zu Hause aus und würden erst gegen 10 Uhr ins Büro fahren. „Im Moment gibt es aber keine konkreten Pläne zur Straßenführung“, schob Unger hinterher.

Auch andere Fragen blieben unbeantwortet, seien es der Schutz vor dem Hochwasser, der Lärmschutz für die wenigen Anlieger, darunter ein Bauernstall, der sich 37 Meter vom künftigen Komplex entfernt befindet, oder der Verlauf der Fahrradtrasse.

Bis Ende des Jahres will der Bauherr Development Partners die Anträge für das Vorhaben einreichen. Wenige Monate später will er den ersten Spatenstich setzen. Einigen Gemeinderäten geht das zu schnell. „Wie sollen wir den Bau im Dialog mitbestimmen, wenn wir vieles noch gar nicht wissen“, fragte zum Beispiel Harald Bürkle von den Grünen.