„Icerad“ ist eine Gruppe junger Menschen, die eines gemeinsam haben: die Leidenschaft für Ice-Freestyle. Trainiert wird in der Eiswelt in Stuttgart-Degerloch.

Degerloch - Mit Schlittschuhen an den Füßen und Musik im Rücken zeigen Ice-Freestyler, dass man auf dem Eis weitaus mehr machen kann, als nur Runden zu drehen. Florian Eppinger ist Ice-Freestyler. Der 22-Jährige trainiert mindestens fünfmal die Woche in der Eiswelt auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch und an den Wochenenden oft noch in anderen Eishallen in der Region. „Der Sport verbindet Elemente aus dem Hip-Hop mit klassischem Eiskunstlauf“, sagt er. „Es gibt keine vorgegebene Choreografie, jeder hat die Freiheit, seiner Kreativität auf dem Eis freien Lauf zu lassen“.

 

Dass Ice-Freestyle keine anerkannte Sportart ist, macht es nicht so einfach für die Anhänger des Sports. Es gibt kaum Vereine und daher auch keine Möglichkeit, eine Eishalle für Trainings zur Verfügung gestellt zu bekommen. Auch durch die anderen Eiskunstlauf- und Eishockeyvereine fehle es an Kapazitäten, sagt der Eissportler. Trainiert wird daher während des Publikumslaufs. Das sei zum Teil nicht so gern gesehen. „Die meisten Elemente nehmen nur wenig Platz ein“, sagt Florian Eppinger. Es gebe kaum Tricks, die man nur machen könne, wenn wenig los sei. „Die Sicherheit aller steht auch für uns an oberster Stelle.“

Ein sportliches Angebot für Jugendliche

Spezielle Schlittschuhe brauche man nicht, um mit dem Ice-Freestyle starten zu können, sagt Florian Eppinger. Er habe zu Beginn auch mit den alten Schlittschuhen seines Vaters trainiert. „Es kommt auf die Tricks an, die man machen möchte“, erklärt der 22-Jährige. Viele würden mit Eishockeyschlittschuhen trainieren, aber auch Eiskunstlaufschlittschuhe sind kein Hindernis, um den Eissport auszuüben. „Einsteigerschlittschuhe gibt es schon ab 100 Euro zu kaufen“, sagt der Eislaufexperte. Hinzu komme dann noch die Gebühr für den Eintritt in die Eishalle. Da es in der Eiswelt auf der Waldau keine Dauerkarte mehr für Schüler gibt, kostet es, wenn man regelmäßig fährt, etwa 50 Euro pro Monat.

Weil die Anzahl von Ice-Freestyle-Vereinen – nicht nur in Stuttgart, sondern in ganz Deutschland – gering ist, gründete Florian Eppinger Ende 2017 mit Freunden die Stuttgarter Freestyle-Gemeinschaft „Icerad“. Sie besteht heute aus rund 150 Mitgliedern im Alter von 14 bis 25 Jahren, die sich regelmäßig treffen und gemeinsam trainieren.

„Den Jugendlichen werden immer mehr Möglichkeiten verschlossen, sich sportlich zu entfalten. Immer mehr leiden an Rückenproblemen und Übergewicht. Wir wollten ein Angebot schaffen, bei dem sich die jungen Menschen mit Spaß und ohne Leistungsdruck sportlich betätigen können“, sagt der 22-jährige Fachinformatiker. Wichtig ist ihm, dass nicht nur die „Elite“ im Ice-Freestyle zu ihnen kommen dürfe. „Jeder, der Spaß am Eislaufen hat, ist willkommen,“ sagt er.

Auf Battles treten die Ice-Freestyler gegeneinander an

„Die Gruppe Icerad ist für Anfänger und Fortgeschrittene“, betont er, jeder lerne von jedem. „Schön zu sehen ist, wenn ein Neuling, der anfangs schüchtern war aufblüht und seine Persönlichkeit entfaltet“, sagt der Icerad-Gründer. Oft würden er und seine Mitstreiter auf der Eisbahn angesprochen und nach Tricks und Sprüngen gefragt, so Eppinger. Mittlerweile ist Icerad in verschiedenen deutschen Städten und in Frankreich vertreten. Rund 1500 Eislauffreunde sind insgesamt Teil der Gemeinschaft. Bei diversen Battles können sich die Ice-Freestyler untereinander messen. „Die gemeinsamen Erlebnisse sorgen für ein großes Gemeinschaftsgefühl“, sagt Eppinger.

Für den 22-Jährigen, der in Stammheim wohnt, ist der sportliche Ausgleich im Alltag wichtig. Daher nimmt er gern täglich die 35 Minuten Fahrzeit mit der Bahn in Kauf, um zu trainieren. Unsere Mitglieder kommen aus dem ganzen Stadtgebiet und aus Ostfildern, von der Filderebene und aus Wernau.

Kontakt: www. icerad.de