Geselligkeit statt Krawall, im vorigen Herbst hat das sechs Wochen lang funktioniert. Warum die erfolgreiche Veranstaltung wohl dennoch nicht wiederholt wird.

Stuttgart - So, wie es aktuell aussieht, wird das Genussplätzle auf dem Kleinen Schlossplatz dieses Jahr keine Neuauflage erleben. Da der Kleine Schlossplatz der Kultur gewidmet ist, darf dort keine kommerzielle Veranstaltung stattfinden. So will es ein Beschluss des Gemeinderats. „Ich bin ziemlich frustriert“, sagte Bärbel Mohrmann unserer Zeitung. Gemeinsam mit sechs Wirten hatte die Geschäftsführerin des Vereins Pro Stuttgart im Herbst 2021 das Genussplätzle in einer „Harakiri“-Aktion innerhalb von vier Wochen auf die Beine gestellt.

 

Rückblende: Nach einigem Hin und Her wegen der Corona-Auflagen durften die Gastronomen und Wengerter aus Stuttgart und dem Remstal schließlich doch von Anfang September an ihre Stände eröffnen. An 16 Tagen, von Donnerstag bis Sonntag, bewirteten sie die Gäste, parallel dazu gab es an vier Abenden eine „Kleine Nachtmusik“. Auf Wunsch von Oberbürgermeister Frank Nopper wurde das Genussplätzle um einen Tag, und zwar den Tag der Deutschen Einheit, verlängert. Die Resonanz habe die Erwartungen übertroffen, sagte Mohrmann Ende September, und man schmiede bereits Pläne für eine Neuauflage im Frühsommer 2022.

Skulpturen sind erlaubt

Ihr Wunschtermin Anfang Mai sei inzwischen anderweitig vergeben worden, so Mohrmann. Man habe ihr einen Termin im September oder Oktober avisiert, aber da finde hoffentlich erst das Weindorf und später das Historische Volksfest statt, und man wolle sich keine Konkurrenz machen. Außerdem wird auch im Herbst das eigentliche Dilemma nicht gelöst sein. Denn der Gemeinderat hatte im März 2019 beschlossen, dass auf dem Kleinen Schlossplatz nur kulturelle Veranstaltungen möglich sind. In der „Sondernutzungsrichtlinie Innenstadt“ heißt es, dass das „Aufstellen von Skulpturen in wechselnden Ausstellungen“ sowie „künstlerische Veranstaltungen und Aktionen (ohne Lautverstärker), von denen eine stadtbelebende Wirkung erwartet wird“, zulässig sind. Außerdem könnten dort „Werbeaktionen von Anliegergeschäften und Werbegemeinschaften von diesen“ zugelassen werden, wenn ein besonderer Anlass vorliege.

Beim Verein Pro Stuttgart, der sich selbst als „ältesten Fanclub Stuttgarts“ bezeichnet, ist man enttäuscht, dass das Genussplätzle im Konzept der Stadt zur Belebung des Kleinen Schlossplatzes offenbar keine Rolle spielt – mit Verweis auf den Gemeinderatsbeschluss. Bärbel Mohrmanns Meinung sagt dazu: „Man sollte über eine Umwidmung nachdenken.“ Denn Kultur und Kulinarik könnten sehr gut miteinander wirken, um die Stadt zu beleben.