Die Gruppe Puls im Marbacher Gemeinderat plädiert für eine Plattform, auf der Angebote und Gesuche vermerkt werden können. Doch für andere Fraktionen ist die Zeit dafür noch nicht reif.

Man wird mit der Initiative nicht die Wohnungsnot in Gänze beheben können, aber womöglich die eine oder andere leer stehende Immobilie aktivieren können: Der Marbacher Gemeinderat hat nun grünes Licht dafür gegeben, all jene anzuschreiben, die im Besitz eines der rund 80 brach liegenden Häuser auf der Gemarkung sind – in der Hoffnung, dass der Wohnraum dem Markt wieder zugeführt wird.

 

In dem Brief soll den Eigentümern unter anderem eine Beratung zu Fördermöglichkeiten angeboten werden. Man will sie aber auch darauf hinweisen, dass sie ihre Immobilien über das Programm „Türöffner“ der Caritas risikofrei vermieten können, weil sich die Organisation um etwaige Schwierigkeiten mit den Bewohnern kümmert.

Der Liste Puls segnete das Vorgehen wie die anderen Fraktionen ab, hätte sich aber zusätzliche Schritte im Kampf gegen die Wohnraumknappheit gewünscht. „Eigentlich gibt es ausreichend Wohnraum in unserer Gesellschaft, er ist nur falsch und vollkommen ungerecht verteilt“, so Sprecher Hendrik Lüdke. Insbesondere Familien mit Kindern sowie Senioren würden kaum etwas Adäquates finden.

Vor diesem Hintergrund beantragte die Gruppe, eine Tauschbörse für Wohnungen einzurichten und zwischen Hausständen zu vermitteln, von denen die einen sich quadratmetermäßig verkleinern möchten, während die anderen nach etwas Größerem Ausschau halten. Überdies plädierte Puls dafür, eine digitale Plattform ins Leben zu rufen, auf der Leerstände gemeldet oder auch Tauschangebote unterbreitet werden könnten.

Rathauschef gegen eine Insellösung

Der Vorstoß lief aber fürs Erste ins Leere, der Antrag wurde zurückgezogen, auch auf Anraten der Verwaltungsspitze. Bürgermeister Jan Trost berichtete, dass man derzeit über die Etablierung einer thematisch wohl breiter gefächerten digitalen Bürgerplattform nachdenke. In dem Rahmen könnte dann auch der Bereich Wohnen eine Rolle spielen. Aber jetzt eine Insellösung zu schaffen, davon riet Trost ab. „Wir sollten den Antrag zurückstellen. Es passt zeitlich nicht“, pflichtete die Grünen-Fraktionschefin Susanne Wichmann bei.

„Wir glauben, die beste Börse ist der öffentliche Markt“, sagte zudem Jürgen Schmiedel von der SPD und drückte damit zugleich seine Vorbehalte gegen die Vorschläge von Puls aus. Ähnliche Ideen wie die nun von Lüdke ins Spiel gebrachten hätten in der Vergangenheit nicht gezündet, sagte Schmiedel und erinnerte an das mangels Erfolgs wieder eingestellte Programm, bei dem Senioren finanziell vom Umzug in eine kleinere Immobilie profitiert hätten. Sinnvoller sei da das Angebot der Caritas, über das Leerstände akquiriert werden. Alles andere habe nicht gefruchtet. Wobei er nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn bei einer digitalen Plattform auch unbürokratisch Wohnungen eingestellt werden können.

CDU-Chefin missfällt ein Gedanke

Michael Herzog von den Freien Wählern stimmte Schmiedel zu, hält auch nichts davon, wenn Kommunen am Wohnungsmarkt eine Art Makler-Rolle einnehmen. Zumal der Verwaltung dafür auch das Personal fehle. Heike Breitenbücher, Fraktionsvorsitzende der CDU, störte sich überdies an Lüdkes Ausführungen, wonach es eine Unwucht bei der Belegung des Wohnraums gebe. „Ich glaube, da greifen wir zu tief ein“, sagte sie. Wenn Menschen dafür gearbeitet hätten, so zu wohnen wie sie nun wohnen, wie solle man da sagen: das ist ungerecht. Bei manchen sei auch der Partner gestorben. Den Hinterbliebenen in der Situation mitzuteilen, sie verdienten ihr Haus nicht mehr, dieser Gedanke gefiel Breitenbücher überhaupt nicht. Wer aber freiwillig Wohnraum bereitstellen wolle: bitteschön.

Lüdke verteidigte daraufhin seine Überlegungen, betonte, jeder Versuch, Wohnraum zu schaffen, sei es Wert, ausprobiert zu werden. Letztendlich konnte er aber auch damit leben, eine Tauschbörse in einen größeren digitalen Rahmen einzubetten – und zog die Anträge zurück.