Die IG Metall hat die Beschäftigten eingehend zur Arbeitszeitpolitik in den Betrieben befragt. Baden-Württembergs Bezirksleiter Zitzelsberger erkennt in den Ergebnissen einen klaren Wunsch.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - An diesem Dienstag präsentiert die IG Metall den zweiten Teil ihrer großen Beschäftigtenbefragung, der der Arbeitszeit gewidmet ist. Bezirkschef Roman Zitzelsberger wertet die baden-württembergischen Resultate auf der Grundlage von 180 000 Rückmeldungen als Aufforderung, mehr individuelle Ansprüche von den Arbeitgebern zu fordern.

 
Herr Zitzelsberger, die IG Metall hat die Präsentation ihrer Beschäftigtenbefragung sozusagen in einen Wahlkampfteil und einen Arbeitszeitpart unterteilt. Versuchen Sie so, das Interesse künstlich hochzuhalten?
Die Zweiteilung war notwendig, um noch etwas tiefer zu bohren. Sauber auszuwerten, welche Beschäftigten- und Altersgruppen hinter den Antworten stecken, erschien uns bei den Fragen zur Arbeitszeit noch wichtiger, als bei den politischen Fragen zu differenzieren. Deshalb hat der zweite Teil einfach länger gedauert.
Ist das Resultat wieder ein Wunschkatalog geworden wie beim sozialpolitischen Teil?
Auch der erste Teil ist kein Wunschkatalog. Interessant sind dabei doch die Prioritäten in den Antworten – beispielsweise die Betonung der betrieblichen Altersvorsorge gegenüber anderen Rentenarten. Bei der Arbeitszeit war es uns auch wichtig zu sehen, wie sich die Antworten aus der Befragung 2013 verändert haben. Denn die konjunkturell ausgezeichnete Lage seither wirkt sich auch auf die Ergebnisse aus.
Was sind denn die wesentlichen Botschaften des Arbeitszeitteils?
Erstens gibt es eine hohe Zufriedenheit mit der Arbeitssituation insgesamt. Diese ist zweitens dort signifikant höher, wo sich Betriebsräte aktiv um die Fragen kümmern und eine Tarifbindung vorliegt. Drittens schaut es im Detail schon wieder anders aus: Da sehen zum Beispiel Schichtarbeiter Verbesserungsbedarf bei der Kombination von Wochenend- und Schichtarbeit. Um deren Belange müssen wir uns kümmern.
Lediglich jeder Zehnte ist mit seiner Arbeitszeit nicht zufrieden. Planen Sie für die Tarifrunde ein Programm für Minderheiten?
Weitere knapp 18 Prozent sind nur teilweise zufrieden. Wir haben die Befragung nicht in erster Linie gemacht, um daraus eine Tarifforderung abzuleiten. Viel wichtiger wird es in den nächsten Monaten sein, auf betrieblicher Ebene die Details anzuschauen. Es gibt eine große Ungleichheit zwischen Flexibilitätsanforderungen aus Unternehmenssicht und echten Rechtsansprüchen auf Freiräume für die Beschäftigten. Bei der Frage nach dem für sie wichtigsten Gegenwert für Flexibilität sagen 97 Prozent der Beschäftigten: Wenn ich mal frei haben will, muss es auch für mich möglich sein. Dies klappt vielfach aber nicht.
Welches sind die zentralen Wünsche?
Die tarifvertraglich vereinbarte 35-Stunden-Woche ist als Basis ganz klar bestätigt worden. Darüber hinaus lässt sich ein hohes Interesse an individuellen Gestaltungsmöglichkeiten bei der Arbeitszeit ablesen. So wünschen sich zwei Drittel, die Arbeitszeit aus welchen Gründen auch immer mal vorübergehend absenken zu können. Also ist das offensichtlich eine Kernbotschaft an uns, individuelle Ansprüche zu ermöglichen.