Am 1. Januar startet das neue Fahrplankonzept Bus19+, mit dem der Landkreis Göppingen, den Nahverkehr aufzuwerten will. Insgesamt soll der Linienbetrieb um rund 1,7 Millionen gefahrene Kilometer pro Jahr erweitert werden.

Kreis Göppingen - Wir wollen mehr Menschen dazu bringen, auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen“, sagt Jörg-Michael Wienecke, der Leiter des Amtes für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur im Göppinger Landratsamt. Ein Schritt dahin sei das neue Buslinienkonzept, das zum 1. Januar 2019 in Betrieb geht. 1,7 Millionen Kilometer mehr – und damit insgesamt 7,6 Millionen Kilometer Busverkehrsstrecke im Jahr – sowie ein zusätzlicher finanzieller Aufwand von rund 4,5 Millionen Euro im Jahr sind die quantitativen Eckdaten für das, was als Meilenstein für den ÖPNV im Kreis beworben wird. Der Landrat Edgar Wolff sprach bei der Vorstellung des neuen Buskonzepts im Rahmen der Göppinger Waldweihnacht von einem „Kraftakt für den Landkreis“.

 

Die zusätzliche Citybuslinie 906 nach Jebenhausen, neue Querverbindungen wie die künftige Linie 924 von Ebersbach über Schlierbach nach Bad Boll, engere Taktungen, deutlich mehr Wochenend- und Spätverbindungen sowie die verbesserte zeitliche Anbindung an den Schienenverkehr stehen für den Versuch, die Qualität und Attraktivität des Busnetzes zu erhöhen. Wobei dies laut Wienecke im Zusammenhang mit den weiteren Schritten hin zum regionalisierten Verkehrskonzept für den Kreis Göppingen zu sehen ist.

Vertaktung mit Schienenverkehr auch für Metropolexpress wichtig

Gemeint ist damit der Anschluss an den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), über den der Kreistag im Frühjahr entscheiden wird. Überdies werde die Vertaktung mit dem Schienenverkehr dann noch einmal wichtig, wenn im Dezember unter Regie des neuen Anbieters Go-Ahead der sogenannte Metropolexpress mit neun neuen Schienenfahrzeugen seine Fahrten aufnimmt – und, so jedenfalls die Hoffnung, auch die derzeit beklagte Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit der Filstalbahn beendet.

Mit einem attraktiven, an regionale und überregionale Verbindungen angebundenen Busverkehr sowie mit den – im Fall der Fälle – günstigeren Tarifen des VVS sei dann im Idealfall der angestrebte Dreiklang Schiene, Bus, Tarif erreicht, sagt Wienecke. „Dann besteht die Chance, dass wir bis zu einem Drittel zusätzliche Kunden für den ÖPNV gewinnen.“

Kritik von Schulen und Eltern ließ nicht auf sich warten

Kritik am neuen Buskonzept kommt vor allem von Schulen und von Eltern, deren Kinder nicht mehr ganz so direkt und zu jedem Zeitpunkt an ihre Schule transportiert werden. Da habe man Verständnis für und versuche soweit wie möglich im Einvernehmen mit den Schulen Lösungen zu finden – was in einigen Fällen auch bereits gelungen sei. Klar sei aber, dass bei einem Konzept, das auf einen Netzverbund abgestimmt wird, nicht jede Schule zu jeder Schulstunde angefahren werden könne. Ein solches Konzept könne nicht ein unsystematischer, rein an Schulanbindung orientierter Fahrplan bleiben. Und da müsse es auch zumutbar sein, wenn zu bestimmten Zeiten das Ziel nur mit einem Umstieg zu erreichen sei. Auch wenn – wie im Fall der Eislinger Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule – Schüler bisweilen Fußwege oder Wartezeiten von einigen Minuten in Kauf nehmen müssten, sei dies zumutbar. Ein so komplexes Wer k wie ein auf regionale Verbindungen und lokale Bedürfnisse abgestimmter Nahverkehrsplan könne nicht allen individuellen Wünschen gerecht werden.

Klar sei andererseits auch schon jetzt, so Wienicke, dass beim Start des neuen Buskonzeptes am 1. Januar wohl auch einiges daneben gehen dürfte. „Wir müssen schauen, dass wir die Mängel dann schnell beheben.“ Da sei die eher wenig frequentierte erste Januarwoche für die Startphase ein Vorteil: „Ich rechne damit, dass wir an einigen Stellen nachjustieren müssen.“