Am Sonntag checkt die Deutsche Fußballnationalmannschaft wieder einmal im Degerlocher Waldhotel ein. Wir zeigen, wie Manuel Neuer, Thomas Müller und Co. untergebracht sind.

Stuttgart - Malente, Campo Bahia und Watutinki. In der Vergangenheit haben so manche Nationalmannschaftsquartiere Geschichte geschrieben. Während Malente und Campo Bahia eng mit den deutschen WM-Siegen von 1974 und 2014 verknüpft sind, wird das Teamhotel 2018 vor den Toren der russischen Hauptstadt keine guten Erinnerungen wecken. Da schied das DFB-Team in der Vorrunde sang- und klanglos aus.

 

Auch wenn die Nationalmannschaft aktuell nicht um Titel kämpft: Die Zusammenkunft im Waldhotel ist kein belangloses Treffen von Spielern und Trainer. Es ist das erste Mal unter der Führung des neuen Bundestrainers Hansi Flick. Auch sportlich ist die kommende Woche bedeutsam. Für die mäßig in die WM-Qualifikation gestartete Nationalelf geht es in drei Partien um wichtige Punkte für das WM-Ticket nach Katar. Das idyllisch gelegene Waldhotel in Degerloch soll hierfür der perfekte Rückzugsort sein.

Neun Nächte verbringen Neuer, Müller und Co. auf der Waldau. Von hier fährt der Tross, der an diesem Sonntag anreist, zum Auswärtsspiel gegen Liechtenstein in St. Gallen. Ein Tag später kehren Flicks Kicker wieder nach Stuttgart zurück. Am 5. September steht dann das Spiel gegen Armenien in der Mercedes-Benz-Arena an, am 7. September geht es in Richtung Island.

Ab Sonntag wohnen Deutschlands beste Kicker hier

Große Eingewöhnungszeit im Waldhotel benötigen die Nationalspieler vermutlich nicht. Viele werden die Unterkunft noch vom Besuch vor einem Jahr in Erinnerung haben. Auch für das Hotel ein Vorteil. Heike de Boer ist die Veranstaltungsleiterin im Hotel und koordiniert die Vorbereitungen. „Der DFB als Gast ist ein positiver Wiederholungstäter für uns. Wir wissen um die speziellen Anforderungen, gerade in Coronazeiten.“ Auch deshalb gehört das Waldhotel in der gebuchten Zeit allein der Nationalmannschaft. „Der gesamte Tross, der neben Spielern und Trainern auch aus Betreuern, Koch, Physios und Ärzten gehört, wird etwa 80 Zimmer belegen“, erklärt de Boer.

Betten raus – Physioliegen rein

Bis zur Ankunft wird das Hotel den Bedürfnissen der Profikicker angepasst. Im noch gänzlich leeren Lindensaal mit Blick auf den frisch gemähten Rasen und dem dahinterliegenden Wald stehen bald Fitnessgeräte wie Spinningräder und Laufbänder. „Der DFB bringt seinen Fitnessraum selbst mit“, sagt Heike de Boer. Die freien Hotelzimmer würden umfunktioniert in kleine Physio- und Arztpraxen. Auch andere Räumlichkeiten, die derzeit noch von regulären Hotelgästen genutzt werden, verwandeln sich in Kürze in Presse-, Spielanalyse- und Trainerbesprechungsräume. „Aus dem Ballsaal wird ein großer Raum, in dem das Trainerteam mit Scouts und den Spielern über die große Leinwand den Gegner und sich selbst analysieren“, so de Boer.

In der Küche arbeiten der DFB- und der Waldhotelküchenchef mit seinem Team zusammen. „Wir haben im Vorfeld eine Liste mit Dingen bekommen, die wir einkaufen und gemäß der Rezeptwünsche des DFB zubereiten werden“, sagt die Veranstaltungsleiterin des Hotels, das nur einen Katzensprung vom Gazi-Stadion der Kickers und dem Fernsehturm, dafür aber recht abgeschieden entfernt liegt. Was genau auf den Tisch kommt? „Da es sich hier um Profisportler handelt, wird viel Wert auf Gesundes, also Vegetarisches, Veganes und Kohlenhydrate gelegt“, erläutert de Boer und fügt an: „Die Vorbereitungen auf so eine Gästeschaft sind kein Tagesgeschäft.“

„Service wie sonst auch und allerhöchste Diskretion“

Auch wenn von Sonntag an weltberühmte Kicker wie Welttorhüter Manuel Neuer und FC-Bayern-Ikone Thomas Müller mit Sack und Pack im Waldhotel anreisen werden, für die Belegschaft ändert sich im Umgang nichts. „Wir wahren selbstverständlich die Diskretion, so wie wir das auch mit all unseren anderen Gästen tun. Unser Personal wird die Nationalspieler nicht ansprechen oder um ein Autogramm bitten“, klärt Heike de Boer auf. Ansonsten finden die Spieler eine streng organisierte Blase vor. Nach draußen gehen, spazieren oder wie Jogi Löw früher mal mit dem Mountainbike eine Runde drehen, wird aufgrund der Coronabestimmungen nicht möglich sein.

Ob einzelne Spieler in der hoteleigenen Sauna schwitzen dürfen? „Das weiß ich selbst noch nicht. Letztes Jahr hatten wir das aber ausgeschlossen“, betont de Boer. Den Akku aufladen können die DFB-Kicker im eigenen Zimmer vor dem Fernseher, auf dem Balkon, der Terrasse mit Blick auf den Wald, auf dem Tennisplatz oder beim Tischtennisspielen. „Angesichts unserer besonderen Lage im Grünen, abgeschieden und ruhig, sehen wir unser Hotel wie eine kleine Oase. Das wird den DFB auch 2021 dazu bewegt haben, wieder hier einzuziehen. Wir würden uns freuen, wenn das auch in Zukunft wieder geschieht“, so Heike de Boer über die prominenten Gäste in ihrem Hotel.