Die Kinobetreiber haben sich bundesweit darauf geeinigt, dass am 1. Juli endlich wieder Filme gezeigt werden. In Leonberg macht derweil der Bau des neuen Imax-Centers deutliche Fortschritte.

Leonberg - Wenn alles nach dem derzeitigen Plan läuft, wird am 30. September der neue James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“, mit Daniel Craig in der Titelrolle, in den deutschen Kinos an den Start gehen. Für die 007-Fans hat damit das lange Warten ein Ende. Mehrfach wurde der Termin, ursprünglich auf November 2019 datiert, verschoben. Unter anderem wegen Corona.

 

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Marius Lochmann, der Kino-Juniorchef des Traumpalastes in Leonberg, hofft, dass er diesen Action-Klassiker im neuen Imax-Saal zeigen kann – auf der weltweit größten Leinwand, die 26 Meter hoch und rund 38 Meter breit sein wird. Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, damit der Anbau, der direkt an den Traumpalast angrenzt, rechtzeitig fertig wird. Die offizielle Eröffnung des neuen Imax-Centers, ein Projekt im Wert von 19 Millionen Euro, ist für Anfang oder Mitte September geplant. Also noch vor der Premiere der 25. Bond-Produktion.

Filmverleihe brauchen Vorlauf

Der Traumpalast startet früher. Die Kinos in Deutschland dürften offiziell schon jetzt wieder am Start sein. „Die Betreiber in Deutschland haben sich allerdings zusammengetan und sich erst auf den 1. Juli geeinigt“, sagt Marius Lochmann. Grund hierfür sei, dass die Filmverleihe einen gewissen Vorlauf benötigten. Erst wenn eine flächendeckende Öffnung der Kinos vorhersehbar ist und genügend Zeit vorhanden war, die Produktionen bewerben zu können, werden sie liefern.

Bei der Baustellen-Besichtigung des neuen Imax-Centers sind die großen Fortschritte erkennbar. „Durch die coronabedingte Schließung hatten wir weniger Druck, wir sind gut im Zeitplan“, sagt der 27-jährige Juniorchef der Lochmann Filmtheaterbetriebe. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Rudersberg und besteht aus den Traumpalast-Kinos in Schorndorf, Waiblingen, Backnang, Leonberg, Esslingen, Nürtingen, Biberach und Schwäbisch Gmünd. Ebenfalls dazu gehören die Löwenlichtspiele in Rudersberg sowie das Passage-Kino in Hamburg.

585 Zuschauer vor der größten Leinwand der Welt

„Das hier ist der Eingangsbereich, wo eine große Z-förmige Theke dafür sorgen wird, dass die Kinobesucher nicht warten müssen“, sagt Lochmann und bahnt sich den Weg durch Gerüststangen, hinauf über eine provisorische Treppe, durch die lang gezogenen und gebogenen Gänge in dem riesigen Imax-Saal. Die Stufen aus Beton und Holzkonstruktionen sind fertig. Hier entstehen 585 Sitzplätze. Ein Arbeiter bessert gerade den Boden aus. Fehlen unter anderem noch der Teppichboden und die Kinosessel.

In den obersten Reihen, wo sogenannte Deluxe-Lounges für 150 Menschen Platz finden, wird es noch bequemer und gemütlicher. Von hier ist der Blick auf die schwarze gigantische Wand perfekt. In zwei Wochen wird die Leinwand aus Kanada geliefert, die wegen ihrer Ausmaße von 1012 Quadratmetern auf einem Hockeyfeld beschichtet wurde. „Das wird richtige Maßarbeit und es darf nichts schiefgehen, wenn sie hochgezogen wird.“

Industriekletterer helfen bei der Montage

Neben Industriekletterern werden zahlreiche Helfer im Einsatz sein. Knifflig wird auch die Montage der Vakuumsauger hinter der Leinwand sein, die diese automatisch permanent ansaugen und ihr die konkave Wölbung verleihen.

Die Besichtigung geht weiter. In unmittelbarer Nähe entsteht ein „Bettenkino“ mit gemütlichen Matratzen und Kissen. In einem gehobenen italienischen Restaurant mit einer Dachterrasse gibt es künftig die entsprechende Stärkung. Im Erdgeschoss entstehen insgesamt 18 Bowling-Bahnen und ein Billard-Bereich.

Kinos brauchen Event-Character

Filme schauen als Erlebnis. „Die Kinolandschaft hat sich verändert“, sagt der Architekt Heinz Jürgen Schuhmacher. „Die Besucher wollen mehr haben. Es geht nicht mehr darum, nur einen Film in einem seelenlosen Raum zu schauen, der ein industrielles Ambiente hat.“ Die Besucher wollen sich wohlfühlen, abschalten können. „Nach dem Film noch ein Glas Wein trinken und gut essen gehen“, sagt der Hannoveraner, der seit 25 Jahren Luxus-Kinos plant. „Auch kleine Kinos mit Charme kann man richtig schön gestalten. Wichtig ist, dass man als Kinobetreiber mit der Zeit geht“, sagt der Fachmann.

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Dazu gehöre auch der „Event-Charakter“. „Allein mit dem Verkauf der Kinokarten lässt sich kein Gewinn machen, 45 bis 55 Prozent gehen an den Filmverleih.“ Entscheidend seien die Einnahmen drumherum mit Hilfe eines Fünf-Sterne-Services. Und auch Marius Lochmann ist sich sicher: „Das Kino wird trotz Streaming-Angeboten immer ein Erlebnis bleiben.“ Die bisherigen Zahlen des Traumpalastes, der am 7. Juli 2016 öffnete, sprächen für sich. „Wir haben pro Jahr mit 200 000 Besuchern kalkuliert, im Jahr 2019 waren es 330 000.“ Dann kam Corona.