Die Lebensbedingungen für Bienenvölker werden immer schwieriger. Zwei Waldenbucher Imker geben bei einem Filmabend Einblicke in ihr Hobby und die damit verbundenen Probleme.

Waldenbuch - Was die Anzahl ihrer Mitarbeiterinnen angeht, könnten Martina Schmid und Georg Sawerthal problemlos in der Liga der Mega-Bosse mitspielen. Sawerthal, ein Pensionär aus Waldenbuch, beschäftigt mehr als eine Million bienenfleißiger Sammlerinnen, seine Kollegin Schmid etwa halb so viel. Doch auf Status, wirtschaftlichen Erfolg oder die Zustimmung von Aktionären kommt es den beiden Hobbyimkern nicht an. Sie sind schon zufrieden, wenn ihre geflügelten Fachkräfte gesund leben können und genügend Nahrung finden. Doch das wird immer schwieriger.

 

Honig hat im Jahr 2019 Seltenheitswert

Die Varroamilbe macht den Imkern schwer zu schaffen. Das Problem sei stets präsent, aber sie hätten es im Griff, erzählen die beiden. Dazu komme der Klimawandel. Martina Schmid holt ein Gläschen Waldenbucher Honig aus der Tasche. Flüssiges Gold, das im Jahr 2019 Seltenheitswert hat. „Der Ertrag lag bei etwa 25 Prozent der normalen Produktion“, erzählt die 48-Jährige. Das Wetter war ungünstig – wieder einmal. „Das Frühjahr war zu kalt und zu nass, der Sommer zu trocken“, berichtet Georg Sawerthal. Außerdem würden die Blühperioden immer kürzer. „Ein richtiges Frühjahr gibt es nicht mehr“, stellt der Imker fest und seine Kollegin ergänzt: „Wir beobachten seit Jahren, dass alles auf einmal blüht und die Bienen nicht genügend Zeit haben, um genug Reserven zu bilden.“

Und dann ist da noch das allgemeine Insektensterben. „Die Honigbiene, die vom Imker gepflegt wird, hat vergleichsweise gute Voraussetzungen. Viel kritischer sind die Bedingungen für die Wildbienen“, gibt Wolfgang Buchmann von der Greenpeace-Ortsgruppe Böblingen/Sindelfingen zu bedenken.

Es gibt auch Gefahren für die Lebensmittel

Das ist vor allem deshalb dramatisch, weil die emsigen Sammlerinnen bei ihrem Zwischenstopp auf Bäumen und Sträuchern die Blüten bestäuben. Der Umweltschützer nennt Zahlen: „Etwa ein Drittel unserer Lebensmittel würde es nicht geben, wenn die Bestäubungsleistung der Bienen wegfällt.“ Die industrielle Landwirtschaft, Überdüngung, die Versiegelung von Flächen und der Rückgang von Blühstreifen seien mit dafür verantwortlich, dass die Zahl der Insekten sinke. „Eine Studie der Technischen Universität München kam zu dem Ergebnis, dass die Biomasse an Insekten in den vergangenen 27 Jahren um 71 bis 84 Prozent abgenommen hat“, berichtet er.

Wolfgang Buchmann und seine Ehefrau Vera wollen etwas dagegen tun. Im eigenen Garten haben sie einen Blühstreifen mit Wildblumen angelegt, und sie sind mit von der Partie, wenn bei einem Filmabend in Waldenbuch am 11. Dezember das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen gestärkt werden soll. „Jeder kann vor seiner Haustür etwas tun“, bekräftigt der Naturfreund.

Tröstliche und dramatische Einblicke

Dieser Meinung ist auch die Leiterin des städtischen Nachhaltigkeitsbüros Desdemona Winkler. „Wenn ich durch Waldenbuch fahre, kann ich beobachten, dass die Zahl der Steingärten weiterhin zunimmt. Ich würde mich freuen, wenn die Menschen verstehen, dass jeder mit einer wilden Ecke in seinem Garten schon viel bewegen kann“, sagt sie. Deshalb hat sie den Filmabend organisiert und die Experten an einen Tisch gebracht.

Gezeigt wird der Dokumentarfilm „More than honey – mehr als Honig“ des Filmemachers Markus Imhoof. Neben spektakulären Aufnahmen aus der heilen Welt der Schweizer Berge gibt es Einblicke in bedrückende Realitäten andernorts. So werden in China Bäume bereits von Hand bestäubt. Und in den USA begleitet die Kamera einen Unternehmer, der mit einem Tieflader voller Bienenstöcke durchs Land tourt und gegen Bezahlung ihre Bestäubungsleistung andient. Beginn der Filmvorstellung am Mittwoch, 11. Dezember, ist um 19.30 Uhr im Saal der Altenbegegnungsstätte Sonnenhof. Anschließend ist eine Diskussion mit den Experten geplant.