Die Fusion der Immobilienkonzerne Deutsche Wohnen (DW) und LEG Immobilien ist vorerst gescheitert. Damit steigen die Chancen des Marktführers Vonovia, den direkten Konkurrenten DW gegen dessen Willen zu übernehmen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Die geplante Fusion der Nummer 2 und Nummer 3 auf dem deutschen Wohnungsmarkt, Deutsche Wohnen (DW) und LEG Immobilien, ist vorläufig gescheitert. Die für Ende Oktober dazu angesetzte außerordentliche DW-Hauptversammlung wurde abgesagt. Damit steigen die Chancen des Marktführers Vonovia (vormals Deutsche Annington), den direkten Konkurrenten DW gegen dessen Willen zu übernehmen. Durch die Fusion der börsennotierten Konzerne Vonovia und DW würde der mit Abstand größte private Vermieter in Deutschland mit bundesweit mehr als 500 000 Wohnungen entstehen.

 

Vonovia-Chef Rolf Buch will sich die DW-Übernahme inklusive Schuldenübernahme 14 Milliarden Euro kosten lassen. Die Vonovia-Aktionäre sollen Ende November bei einer außerordentlichen Hauptversammlung den Plänen und einer Kapitalerhöhung zustimmen. Danach soll ein konkretes Übernahmeangebot an die DW-Anteilseigner folgen. Die DW-Spitze lehnt die Fusionspläne allerdings weiterhin strikt ab und will eigene Wege gehen. Mit der Übernahme der LEG wollte DW-Chef Michael Zahn die Nummer 2 stärken und ihre Selbstständigkeit sichern. Im September hatten beide Unternehmen dazu bereits eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet. Die LEG-Aktionäre sollten alle ihre Papiere in DW-Aktien umtauschen.

Einflussreiche Aktionärsberater

Doch am Störfeuer von Vonovia sind diese Pläne nun vorerst gescheitert. DW-Chef Zahn macht dafür in einer Mitteilung ausdrücklich „einflussreiche institutionelle Stimmrechtsberater“ verantwortlich, deren wechselnden Empfehlungen ein Teil der DW-Aktionäre offenbar gefolgt ist. Bei den Beratern handelt es sich um die US-Firmen ISS und Glass Lewis, die beiden führenden Unternehmen weltweit, die mit Anlage- und Strategie-Empfehlungen für institutionelle Investoren Geld verdienen.

Nach Darstellung der DW-Spitze haben die Stimmrechtsberater zunächst die Übernahme der LEG unterstützt und empfohlen, dem Plan zuzustimmen. Nach dem „feindlichen Vorstoß“ von Vonovia hätten sie ihre Empfehlung geändert. Einige Aktionärsgruppen schlossen sich an und konnten von der DW-Spitze offenbar nicht umgestimmt werden. Damit konnte die für die LEG-Übernahme nötige Mehrheit von 75 Prozent in der Hauptversammlung nicht mehr erreicht werden.

Die Aktionärsberater spielen seit einiger Zeit bei Entscheidungen von institutionellen Investoren eine meist recht undurchsichtige Rolle. Zumeist geht es dabei um große Dax-Konzerne. So zogen die Berater bei teils heftig umstrittenen Vorgängen bei der Commerzbank, der Deutschen Bank und der Lufthansa im Hintergrund die Strippen – und erheblichen Unmut auf sich. Bei der Deutschen Bank rieten ISS und Glass Lewis zum Beispiel im Frühjahr von der Entlastung des früheren Vorstands um Anshu Jain und Jürgen Fitschen ab.

Die Aktionäre müssen noch zustimmen

Bei DW sehen die Berater zumindest für die Aktionäre offenbar größere Synergie- und Wertvorteile in einer Ehe mit Vonovia. DW-Chef Zahn widerspricht: „Das Angebot ist für die DW-Aktionäre nicht attraktiv“, erklärt der Manager. Es reflektiere weder das Wachstumspotenzial der DW noch die hohe Qualität des DW-Immobilienportfolios. Dennoch werde man sich nun „mit der notwendigen Kraft, Sorgfalt und Unterstützung unserer Aktionäre mit dem Vorstoß der Vonovia auseinandersetzen“. Die LEG will als Nummer 3 auf dem Markt ihren Weg allein fortsetzen, wie Vorstandschef Thomas Hegel sagte. Das Unternehmen ist vor allem auf Nordrhein-Westfallen konzentriert und besitzt gut 100 000 Wohnungen. Die DW wollte rund acht Milliarden Euro in die Übernahme investieren.

Ob Vonovia bei der DW zum Ziel kommt, hängt von der Zustimmung der Aktionäre beider Konzerne ab. Übernahmen auf dem Wohnungsmarkt werden meist durch Milliardenkredite fremdfinanziert, was die Unternehmen anfälliger für Zinssteigerungen und abhängiger von Geldgebern macht. Manche Finanzinvestoren sind allerdings vorrangig an kurzfristigen Kurssteigerungen interessiert und steigen nach wenigen Jahren wieder aus. Die nötige Mehrheit der DW-Aktionäre wird Vonovia nach Ansicht von Beobachtern nur durch ein finanziell attraktives Übernahme- und Umtauschangebot überzeugen können.