Stuttgarts Zukunft könne rosig sein, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn beim Immobilien-Dialog in Stuttgart – unter bestimmten Voraussetzungen.

Stuttgart - Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Kuhn) hat vor Vertretern der Immobilienwirtschaft am Dienstag ein positives Gesamtbild der Landeshauptstadt gezeichnet. Anlässlich des 11. Immobilien-Dialogs sprach er in seiner Eröffnungsrede im Rathaus über die Lage des Wirtschaftsstandorts, die Luftqualität – und über bezahlbaren Wohnraum. „Wir schaffen es derzeit, 2000 Wohneinheiten pro Jahr fertigzustellen“, so der Oberbürgermeister.

 

Dies gelinge der Stadt durch Nachverdichtungen und die Erschließung neuer Flächen wie den Neckarpark und solche, die im Zuge von Stuttgart 21 frei würden. Die Stadt sei wieder in den sozialen Wohnungsbau eingestiegen. „Die Städte leiden darunter, dass sie selbst Normalverdienern keinen bezahlbaren Wohnraum mehr bieten können. Die Mieten sind so gigantisch gestiegen, dass es von selbst nicht mehr geht“, so Kuhn. Derzeit erörtere man im Rathaus, ob man den Anteil geförderten Wohnraums bei Neubauten gemäß des Stuttgarter Innenentwicklungsmodells (SIM) nach Münchner Vorbild von derzeit 20 auf 30 Prozent erhöhen solle. Kuhn verwies auf andere Städte wie Dortmund, Heidelberg, Freiburg, Nürnberg und Frankfurt – sie alle hätten den Anteil an sozialem Wohnraum mittlerweile erhöht.

Enge Verzahnung von Wissenschaft und Forschung

Der OB ging auf die Generaldebatte zum Thema Wohnen ein, die Mitte Juni stattgefunden hatte. „Im Gemeinderat gibt es die Tendenz zu sagen, man soll doch endlich auf dem Acker bauen. Doch diejenigen, die das propagieren, sagen nicht, welchen sie meinen“, kritisierte Kuhn. Freilich stehe man in einer engen Stadt wie Stuttgart unter Druck. „Aber die landschaftliche Schönheit werden wir nicht einfach aufgeben. Darauf können Sie sich verlassen!“

Voll des Lobes war Kuhn über den Wirtschaftsstandort Stuttgart, den man als hervorragend bezeichnen könne. Auto-, Maschinen- und Informationsindustrie verzeichneten hohe Wachstumsraten. Die hiesige Wirtschaft werde vielfältiger, sagte der OB und verwies auf die Computeranimationsbranche. „Stuttgart ist außerdem der zweitgrößte Finanzplatz nach Frankfurt, das vergessen manche.“ Als Alleinstellungsmerkmal von Stadt und Region hob Kuhn die enge Verzahnung von Wissenschaft und Forschung hervor. „Wir schaffen es schneller als andere, wissenschaftliche Ergebnisse direkt in die Wirtschaft zu bringen.“ Nirgendwo werde so viel geforscht wie in Stuttgart. Kuhn verwies auf eine Studie des Unternehmensberaters PwC aus dem Jahr 2017, die der Landeshauptstadt das drittgrößte Potenzial in Bezug auf Start-Ups hinter Berlin und Frankfurt attestiert.

Tarifreform als wichtigen Schritt

Im internationalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte müsse sich Stuttgart nicht verstecken. Die Stadt sei eine geschätzte, grüne Metropole mit breitem Kulturangebot. „Da, wo viel für Kultur getan wird, geht es den Städten besser“, so Kuhn. Seinen Ausblick auf das Stuttgart in zehn Jahren verknüpfte der OB eng mit der Zukunft der Mobilität. Entscheidend für Stadt und Region sei der rechtzeitige Umstieg auf nachhaltige und bezahlbare Mobilität, um „mit Grünen Ideen schwarze Zahlen“ zu schreiben. Die jüngst verkündete Tarifreform des VVS wertete er in diesem Zusammenhang als wichtigen Schritt. Stuttgart biete damit ab 2019 das günstigste Einzelfahrticket der Republik an, eine „gigantische“ Vereinfachung des Systems und eine Preissenkung von bis zu 40 Prozent.

Gleichzeitig nahm er die Industrie in die Pflicht: so gebe es beispielsweise noch keinen linientauglichen Elektrobus eines europäischen Autoherstellers. Die Transformation müsse aber hier in den großen Konzernen stattfinden, bei Daimler, Porsche und Bosch, nicht in Asien. Denn die Qualität eines Standorts drücke sich nicht nur in nackten Zahlen aus, sondern bestehe in der Fähigkeit, Krisen zu erkennen und ihnen zu entgegnen. Das umtriebige Stuttgart besitze diese Fähigkeit wie kaum ein anderer Standort, so Kuhn.