Auf einer leeren Ladenfläche in der Tübinger Straße sollen sich in Zukunft Künstler, Händler und Kreative austoben können.

Stuttgart - Das Gerberviertel und der ansässige Verein ist immer für eine Überraschung gut. Die neueste ist das sogenannte Kreativzentrum. Die Ladenfläche an der Tübinger Straße 23, auf der zuvor ein Friseur war, steht leer. Aber leer bedeutet an diesem Ort etwas anderes: Hier ist reichlich Raum für Kreatives und Produktives.

 

Erstens ist dort die Quartiersmanagerin Silvia Korkmaz mit ihrem Gerberviertel-Vereinsbüro eingezogen, zweitens hat sie dort über Umwege eine lang gehegte Idee verwirklicht. Sie hat den neuen Mieter der Fläche, Ralph Fischer, zu diesem besonderen Konzept überredet. „Wir bieten in unseren Räumen im Herzen des Gerberviertels einen Platz für Kreativität, Kunst und gemeinsames Lernen und Arbeiten an. Vor allem aber sollen hier Menschen zusammenkommen, wir wollen ein Ort der Begegnung und des Austauschs im Gerberviertel sein“, sagt Fischer. Eine Ladenfläche mitten in der City ist nicht günstig. Daher scheint das Konzept auf tönernen Füßen zu stehen.

Eröffnung am 14. März

„Ich bin mir natürlich bewusst, dass diese Idee ein unternehmerisches Risiko birgt“, sagt der Unternehmer Fischer. „Aber ich finde dieses Projekt so faszinierend, hier einen ideellen Mehrwert für Menschen und das Quartier zu schaffen, dass die Gewinnmaximierung hier zu nächst nicht die wichtigste Rolle spielt.“ Zudem vertraut er auf das Entwicklungspotenzial des Gerberviertels und auf die Impulse von Silvia Korkmaz.

Das Kreativzentrum, das am 14. März mit Künstlern wie Orkan Tan, Thomas Kilian und der Musikerin Moni Ramoni (Saxofon) eröffnet wird, soll künftig auf vier Säulen stehen: freitags und samstags kann man sich in einem Keramik-Malstudio kreativ austoben und Geschirr bemalen. An den übrigen Tagen sollen Vernissagen oder Liveacts stattfinden oder von Händlern und Dienstleistern als „Rotating Pop-Up-Store“ (Fischer) genutzt werden. Aber angesichts des Büro-Notstands in der Innenstadt will Fischer auch über die Geschäftsidee „Co-Working-Space“ einen Teil der Miete refinanzieren.

„Ich hatte schon immer den Wunsch, im Gerberviertel einen Ort zu schaffen, der alles möglich macht und Menschen zusammenbringt. Sei es in einer speziellen Yoga-Stunde oder einem Workshop für kreatives Schreiben. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt“, sagt Silvia Korkmaz, die Fischer in der Veranstaltungskoordination unterstützt. Damit hofft sie auch dem Handel einen positiven Dreh zu geben: „Ähnlich wie im Fluxus sollen kreative Handelskonzepte und Ideen umgesetzt werden können, ohne sich langfristig mit einem unbezahlbaren Mietvertrag zu knebeln.“ So hofft sie, „dass dieses Konzept und die Menschen, die es mit Leben füllen, zu einem Symbol der Kreativität für das ganze Viertel wird“.