Als neue Schuldige in der Corona-Pandemie hat Trump die WHO ausgemacht. Es werde solange kein Geld fließen, wie die USA die WHO-Maßnahmen gegen das Virus prüften. In den Wochen zuvor hatte Trump noch jemand anderem die Schuld in die Schuhe geschoben.

Washington - Präsident Donald Trump hat Zahlungen der USA an die Weltgesundheitsorganisation im Zuge der Coronavirus-Pandemie vorerst eingestellt. „Die WHO hat in ihrer grundlegenden Pflicht versagt und muss zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Trump am Dienstag in Washington. Die USA würden die WHO-Maßnahmen zur Eindämmung des Virus überprüfen, bevor entschieden werde, die Beiträge vielleicht wieder zu zahlen. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte Trumps Schritt.

 

2018/2019 zahlten die USA beinahe 900 Millionen Dollar (knapp 820 Millionen Euro) an die WHO, wie es auf deren Webseite heißt. Dies entspricht einem Fünftel des 4,4 Milliarden Dollar umfassenden Budgets für diese Jahre. Bereits im Februar hatte die US-Regierung in ihrem neuesten Haushaltsentwurf vorgeschlagen, Zahlungen an die WHO zu kürzen. Trump hat sich beschwert, dass andere Länder, insbesondere China, deutlich weniger zahlen.

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Wenn die UN-Organisation ihre Arbeit besser gemacht und frühe Berichte über das Virus aus China sorgfältiger geprüft hätte, dann hätte der Ausbruch an seinem Ausgangsort eingedämmt werden können, beklagte Trump. Leben hätten gerettet werden können. Vergangene Woche hatte Trump die WHO bereits als „China-zentristisch“ kritisiert und sich über ihre angebliche Kritik an den USA wegen des eingeführten Reiseverbots beklagt.

WHO äußerte sich zunächst nicht

Dagegen bezeichnete UN-Generalsekretär Guterres die WHO als „absolut entscheidend“ im internationalen Kampf gegen die durch das Virus ausgelöste Krankheit Covid-19. Daher sei jetzt nicht die Zeit, Unterstützung für die Organisation einzustellen. Zwar könnten unterschiedliche Gruppen die Fakten anders interpretieren, aber Schlussfolgerungen sollten erst gezogen werden, wenn die Pandemie überwunden sei. Jetzt in diesem Moment dürften weder Mittel für die WHO noch für jedwede andere Hilfsorganisation gestrichen werden.

Trump sagte derweil, die US-Prüfung der WHO-Maßnahmen gegen das Virus werde zwischen 60 und 90 Tagen dauern. In der Zeit würden „alle Beiträge“ auf Eis gelegt. Zugleich wollten die USA aber „bedeutsame Reformen“ mit der WHO anstreben.

Die Organisation in Genf äußerte sich zunächst nicht. Zuvor hatte WHO-Sprecherin Margaret Harris auf eine Frage zu möglichen Kürzungen der US-Zahlungen geantwortet: „Unabhängig von irgendwelchen Fragen wird unsere Arbeit weitergehen.“

Trump änderte seinen Ton

Die größte Vertretung von Ärzten in den USA, die American Medical Association, kritisierte den vorläufigen Zahlungsstopp umgehend und rief Trump auf, die Entscheidung zu überdenken. „Während der schlimmsten Krise des Gesundheitswesens ist es ein gefährlicher Schritt in die falsche Richtung, der den Kampf gegen Covid-19 nicht einfacher macht“, hieß es in einer Stellungnahme der Präsidentin der Vereinigung, Patrice A. Harris. Nötig seien internationale Kooperation, Wissenschaft und Daten. Weltweit hat die Johns-Hopkins-Universität dem neuen Coronavirus mehr als 125 000 Todesopfer zugeschrieben, mehr als 25 000 davon starben in den USA.

Zu Beginn der Pandemie hatte Trump China im Umgang mit dem Virus gelobt. Im Januar twitterte er, die USA schätzten die Bemühungen und die Transparenz der Volksrepublik sehr. Später änderte Trump den Ton; wiederholt bezeichnete er den Erreger Sars-CoV-2 als „Chinavirus“. Wenn das Land rechtzeitig darüber informiert hätte, wäre es leicht zu stoppen gewesen.