Bei der 5. Double-Soccer-Championship der Mobilen Jugendarbeit treten 24 Teams aus den Stadtteilen an. Sie müssen Kicken und Fifa an der Konsole spielen können

S-Süd - Was machen Jungs heutzutage am liebsten? „Sie hängen mit Freunden ab, kicken und zocken“, weiß Gianpaolo Lo Re. Der Sozialarbeiter hatte sich gemeinsam mit seinen Kollegen der Mobilen Jugendarbeit im Rahmen des Arbeitskreises Männer genau diese Frage gestellt, als es darum ging, den jährlichen Jungenaktionstag zu revolutionieren. Mit ihrer Idee eines speziellen Doppel-Fußballturniers hatten sie vor vier Jahren voll ins Schwarze getroffen: Jede Mannschaft zeigt nicht nur Körpereinsatz in der Halle beim echten Kicken, sondern auch noch mit den Daumen am Controller der Playstation beim FIFA spielen. „Die Reaktion war megagut“, freut sich Gianpaolo Lo Re. „Wir hatten mit 20 bis 30 Teilnehmern gerechnet – mit 100 Anmeldungen wurden wir regelrecht überrannt“, erinnert sich der 36-Jährige lachend zurück. Ein Jahr später wurden die Spielzeiten schon zum ersten Mal erweitert und die angemeldeten Teams in zwei Altersklassen aufgeteilt.

 

Die Halle wird dreigeteilt

Auch morgen am Samstag, 24. November, treten die zwölf U14- sowie die zwölf Ü15-Teams jeweils gegeneinander an. Die meisten Teilnehmer sind zwischen zehn und 27 Jahre alt. Alle haben sich bereits im Rahmen der Mobilen Jugendarbeit ihres jeweiligen Stadtteils angemeldet und werden von ihrem „Coach“ im Team betreut. Weitere Anmeldungen sind nicht mehr möglich, doch die Organisatoren freuen sich über viele anfeuernde Zuschauer auf der Tribüne der Sporthalle der Schickhardtschule.

Die Halle wird am Tag des Turniers, das es in dieser Form in Stuttgart übrigens noch nirgendwo gibt, mit Trennwänden in drei Teile geteilt. Im ersten Raum wird das FIFA-Spiel an eine Riesenleinwand projiziert, die Kids zocken im Dunkeln bequem vom Liegestuhl aus. Der mittlere Teil der Halle fungiert als Aufenthaltsraum, in dem man sich bei Bedarf auch warm machen kann. Denn im dritten Raum ist beim Hallenturnier die sportliche Fitness gefragt. „Alle Spiele laufen parallel in den unterschiedlichen Altersgruppen und Teams – es gibt wie bei der WM eine Gruppenphase und eine Ausscheidungsrunde“, erklärt der Organisator, der auch den Spielplan ausgetüftelt hat.

100 Jungs aus 18 Stadtteilen

Eine Mannschaft besteht aus vier Spielern, die beim Zocken zu zweit gegen zwei Gegner antreten – nach vier Minuten wird durchgewechselt. Beim Hallenfußball spielen immer drei auf dem Feld und einer steht im Tor, eine Halbzeit dauert fünf Minuten. Innerhalb eines Spiels können schon mal bis zu fünf Tore fallen. „Es gibt keine Ersatzspieler, auf diese Weise muss jeder beide Disziplinen durchspielen“, verdeutlicht Gianpaolo Lo Re den sozialen Aspekt des Konzepts.

Die Gemeinsamkeit beider Spielweisen sei der Mannschaftsgeist: Alleine könne man nicht gewinnen, man sei auf seine Spielpartner angewiesen. Der Unterschied liege im Geschick: „Beim Zocken muss man es in den Fingern haben, beim Kicken in den Füßen – die Kunst ist, beides zu kombinieren“, sagt der Sozialarbeiter. Auch wenn es selbstverständlich Spitzenspieler in der jeweiligen Disziplin gebe, könne er am Beispiel dieser Championship das Klischee der Jugend, „die nur noch faul zu Hause auf dem Sofa hockt“, widerlegen: „Die Jungs sind in beidem erstaunlich fit.“ Schön sei auch zu sehen, dass die Turniere stets „superfriedlich und fair“ ablaufen. Auch wenn etwa 100 Jungs aus rund 18 unterschiedlichen Stadtteilen der Landeshauptstadt zusammentreffen und somit ein hoher Stressfaktor naheliege. „Es gibt absolut keinen Beef untereinander – im Gegenteil: alle zeigen vollen Einsatz und fiebern gemeinsam dem Endspiel entgegen“, sagt Gianpaolo Lo Re.

In welchem Stuttgarter Stadtteil die beiden großen Wanderpokale eine neue Heimat findet, entscheidet sich am morgigen Samstag. Im letzten Jahr gingen sie für das U14-Team nach Stuttgart-West und für das Ü15-Team nach Stuttgart-Rot.