Die Corona-Krise und ihre Folgen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf den heimischen Küchenzettel. Auch im Kreis Esslingen steigt die Nachfrage in den Hofläden.

Kreis Esslingen - Wären die Zeiten nicht so lausig ernst, könnte einem mit Schmunzeln hie und da Loriot in den Sinn kommen. In seinem Streifen „Papa ante portas“ hat sich der begnadete Situationskomiker bei seinen tastenden Schritten ins Rentnerdasein bekanntlich derart in die Rabattschlacht um Gläser mit Senf gestürzt, dass von der Parole „sauer macht lustig“ nichts übrig blieb – außer den schreckensgeweiteten Augen der Familienmitglieder und den palettenweise gestapelten Senfgläsern im Keller.

 

Der Senf von heute sind bundesweit Klopapierrollen. Nicht, weil ein Mengenrabatt winkt, sondern weil virusverängstigte Hamsterer Tag für Tag so lange zuschlagen, bis in den Super- und Drogeriemärkten nur noch gähnend leere Regale zurückbleiben.

Hochbetrieb in den Getreidemühlen

Ähnliche Miseren sind von Mehl und Nudeln bekannt, und auch da macht der Kreis Esslingen keine Ausnahme. Auch hier arbeiten die Getreidemühlen offenbar auf Höchsttouren, um einigermaßen den Mengenwünschen von Geschäftsinhabern und Privatleuten zu entsprechen. Was über die Kaufabwicklung im Mühlenladen hinausgeht, ist offensichtlich momentan zeitlich nicht drin. Eine konkrete Namensnennung in der Zeitung wäre jedenfalls der Schrecken pur – und brächte noch mehr Andrang und Stress, wie es allerorten heißt. „Bleibet Se gxond!“ ist da noch der verbindlichste telefonische Schlussakkord aus Müllers Mund.

Also müssen die Gründe für den Mehlboom weiter im Dunkeln verharren. Kommen zu Coronazeiten die vom Brett geschabten Spätzle wieder vermehrt zu Ehren, hat die Zunft der Selbstbäcker und -bäckerinnen starken Zulauf bekommen, schiebt die Oma häufiger als sonst einen Gugelhupf in die Röhre, um die pandemische Erstarrung wenigstens temporär aufzubrechen?

Renate Gölz: Nachfrage nach Mehl ist mindestens um das Dreifache gestiegen

Vielleicht bringt ja ein Bauernhof mit angeschlossenem Hofladen mehr Licht in die Sache. Also jene Versorgungsinstitution, die für viele einen eminent wichtigen Stellenwert in der Lebensmittelbeschaffung ausmacht. Beispiel: Das Hoflädle der Familie Gölz im Kirchheimer Ortsteil Nabern, idyllisch im Grünen gelegen und mit freiem Blick auf die Albtraufkulisse. Bereits beim „Eierständle“ am Hofeingang sticht ein Zettel ins Auge, der mit „Keine Panik!“ überschrieben ist. Man werde, heißt es da, auch in den kommenden Wochen das Ständle mit der gewohnten Produktpalette bestücken.

Der Hofladen selbst ist bestens sortiert: mit Milch und Käse, Eiern und Dosenwurst, Honig und Gsälz, Nudeln und Backwaren, Kartoffeln und Äpfeln, selbst Mehlpäckchen gibt es noch im Regal. Renate Gölz schätzt die Nachfrage nach Mehl auf mindestens das Dreifache der normalen Zeiten und sieht den Grund auch im verstärkten Trend zu handgemachten Spätzle und Selbstgebackenem.

Für den Juniorchef Stefan Gölz, der mit seiner Frau Marion den Hof in der dritten Generation führt, haben die derzeitigen Versorgungsprobleme bei Produkten aus dem Ausland den positiven Nebeneffekt, dass die heimische Landwirtschaft wieder mehr geschätzt wird. Für den Familienbetrieb Gölz hat diese Wertschätzung einen sichtbaren Ausdruck: Voraussichtlich nach den Sommerferien wird der neue Hofladen mitsamt Café-Ecke und Backstube eröffnet.