Die ehemalige Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe beherbergt unzählige Fässer mit Atommüll. Fast 1700 dieser Fässer weisen Rostschäden auf. Bei Beginn der Lagerung sei nicht erwartet worden, dass die Zeit bis zum Transport in ein Endlager so lange dauern würde.

Karlsruhe - Rostschäden an mehreren Hundert Atommüllfässern im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe verschärfen das Problem der fehlenden Endlagerung. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt gebe es nicht, da die 1692 betroffenen Fässer umgepackt oder in größere Schutzfässer gestellt worden seien, erklärte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Die Kontrollen seien allerdings sehr aufwendig, sagte Untersteller und forderte: „Der Bund muss daher dafür sorgen, dass das längst überfällige Endlager Schacht Konrad möglichst zeitnah fertiggestellt wird.“

 

In Bezug auf beschädigte Fässer seien Hinweise auf Schacht Konrad im niedersächsischen Salzgitter jedoch irreführend, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz. „Tatsächlich ist bisher kein einziger Abfallbehälter in Karlsruhe so vorbereitet, dass er in Konrad eingelagert werden könnte.“

Nach einem Bericht des NDR sind bundesweit fast 2000 von insgesamt rund 85.000 Behältern mit Atommüll verrostet oder anderweitig beschädigt. Korrosionen an Abfallgebinden, die über längere Zeit lagerten, seien grundsätzlich nicht auszuschließen, sagte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums in Berlin. „Daher sind regelmäßige Inspektionen durch die Betreiber der Zwischenlager erforderlich.“

Allein in Karlsruhe wurden nach Angaben des Landesumweltministeriums bisher 20.760 der dort gelagerten Fässer überprüft, angefangen mit den ältesten. Die Kontrolle der insgesamt mehr als 65.000 Fässer in Karlsruhe werde fortgesetzt, hieß es in Stuttgart. Seit 2004 würden Behälter mit einer Innenbeschichtung verwendet, bei denen sich bislang keine Auffälligkeiten gezeigt hätten.

Die Karlsruher Bundestagsabgeordnete und atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, sagte, sie sei zuversichtlich, dass die Verantwortlichen in Karlsruhe wie in Baden-Württemberg insgesamt so gut wie möglich mit dem Atommüll umgingen. Bis zur ausstehenden Endlagerung im Schacht Konrad komme es vor allem auf eine sorgfältige Überwachung der Fässer an.

Schacht Konrad kann frühestens 2022 genutzt werden

Zu Beginn der Lagerung sei nicht erwartet worden, dass die Zeit der Zwischenlagerung bis zum Transport in ein Endlager so lange dauern werde, sagte ein Sprecher der für die Entsorgung zuständigen Firma WAK GmbH. Das geplante Endlager im Schacht Konrad kann frühestens ab 2022 genutzt werden. Zurzeit werden die Fässer auf dem Gelände des Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen in einem oberirdischen Gebäude gelagert.

Die Öffentlichkeit wurde zuerst auf dieses Problem aufmerksam, als 2012 im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein verrostete Fässer mit Atommüll auftauchten. Dort sind nach jüngsten Erkenntnissen mindestens 38 von 217 untersuchten Fässern beschädigt.

Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ könnte sich die Menge des schwach- und mittelradioaktiven Atommülls in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten mehr als verdoppeln. Bislang wurde für Schacht Konrad eine Abfallmenge von 298.000 Kubikmetern Atommüll prognostiziert, meist aus dem Abriss der Atomkraftwerke. Mittlerweile geht der Bund von einer Gesamtmenge von rund 600.000 Kubikmetern aus.