Geht es nach dem Willen von CDU, FDP und Freien Wählern in Ludwigsburg, müssen die Straßenbauer bald bis 22 Uhr arbeiten. Die Verwaltung ist skeptisch. Trotzdem soll das jetzt getestet werden.

Ludwigsburg - Jeder ärgert sich über Straßenbaustellen, aber jeder anders: Während Anwohner vor allem unter dem Lärm leiden, packt Autofahrer die Wut, weil sie regelmäßig im Stau stehen. Besonders schlimm wird das bei Langzeitbaustellen. Deshalb haben die Freien Wähler, die Christ- und die Freien Demokraten jetzt einen Vorstoß im Ludwigsburger Gemeinderat gewagt: Sie fordern, dass alles getan wird, um die Bauzeiten zu verkürzen. Die Stadt soll Druck ausüben und wenn möglich Firmen dazu verdonnern, ihre Leute im Mehrschichtbetrieb arbeiten zu lassen. Die Verwaltung aber sträubt sich.

 

Um 16 Uhr ist Feierabend

Jedes Jahr gebe es im Sommerhalbjahr große Baustellen an den Hauptverkehrsachsen in Ludwigsburg, sagte Reinhold Noz. In vielen Fällen jedoch sei nicht einzusehen, warum die Straßen monatelang gesperrt seien. „Wenn dort im Mehrschichtbetrieb gearbeitet würde, könnte man die Baustellen auch schneller wieder auflösen“, sagte der CDU-Stadtrat im Bauausschuss und berief sich auf eine Anweisung des Ministerialdirigenten Uwe Lahl. „Der Professor hat kürzlich die Regierungspräsidien angewiesen, die Bauarbeiten auf viel befahrenen Straßen zu beschleunigen, um die Belastung für die Umwelt und die Menschen in der Umgebung zu reduzieren.“ Das könne sich auch Ludwigsburg zum Vorbild nehmen.

Aktuell könne man anhand einer Baustelle in der Asperger Straße beobachten, was da manchmal schief laufe, ergänzte Bernhard Remmele (FW). Dort gebe es seit Wochen einen Engpass, der ständig brenzlige Situationen für Autofahrer und Fußgänger produziere. „Aber da ist jeden Tag um 16 Uhr Schluss mit Arbeiten“, sagt Remmele. „Gerade hier müsste man doch so schnell wie möglich fertig bauen.“

Angst vor Mehrkosten

Die Verwaltung dagegen warnte vor falschen Hoffnungen: „Wir sind nicht die einzige Kommune, in der so eine Anfrage gestellt wurde“, sagte Ulrike Schmidtgen, die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, und überall sehe man sich mit einem großen Berg an Hürden konfrontiert. „Bei den meisten Baustellen sind ja noch andere Unternehmen oder die Stadtwerke beteiligt.“ Sobald Gas-, Wasser- oder Kanalrohre verlegt würden, gebe es Unterbrechungen, sagt Schmidtgen. Da helfe auch kein erhöhter Arbeitstakt für die Straßenbauer. Unter Umständen produziere die Stadt in solchen Fällen nur Mehrkosten, sagte Baubürgermeister Michael Ilk. Außerdem könne wegen des Lärmschutzes ohnehin höchstens zwischen 7 Uhr und 20 Uhr gearbeitet werden, das reiche nicht einmal für zwei Schichten.

Ludwigsburg als Versuchskaninchen

„Die Verwaltung sträubt sich einfach dagegen“, schimpfte Noz. Der Lärmschutz gelte landesweit nur zwischen 6 Uhr und 22 Uhr, widersprach Noz: „Das heißt, damit stünden 16 Stunden für einen Zweischichtbetrieb zur Verfügung.“ Schließlich räumte Ilk ein, dass die Beschränkung auf 7 Uhr und 20 Uhr nur eine Bestimmung sei, die sich Ludwigsburg selbst gegeben habe.

Die Ausführungen der Verwaltung seien überzeugend, meinte Christine Knoß (Grüne) und ermahnte die Antragsteller: „Man kann halt nicht immer mit dem Kopf durch die Wand.“ Die CDU solle konkrete Beispiele vorlegen, wo so etwas schon einmal gelungen sein, meinte Elga Burkhardt (Lubu). „Ich möchte jedenfalls nicht, dass Ludwigsburg da Versuchskaninchen spielt.“

Praxistest auf der Baustelle

Es gebe schon Baustellen, an denen manchmal tagelang nichts passiere, meinte Dieter Juranek (SPD): „Der Antrag von CDU, FDP und Freien Wählern hat schon seine Berechtigung.“ Er riet deshalb zu einem Kompromiss: „Die Koordination zwischen den Stadtwerken und der Stadt muss reibungsloser möglich sein“, sagte Juranek. Im Übrigen könne man es ja einfach mal testen und eine Baustelle auswählen, an der dann im Zweischichtbetrieb gearbeitet wird. „Dann werden wir ja sehen, ob es etwas bringt.“ In diesem Sinne geändert wurde der Antrag von einer Mehrheit im Ausschuss beschlossen.