Alarm am Prager Flughafen: Ein Kleinflugzeug landet unangekündigt auf einer gesperrten Bahn. Nun kommt heraus, dass der deutsche Pilot dramatisch vom Kurs abgekommen war.

Prag - Ein Hobby-Pilot aus Baden-Württemberg hat bei einem Rundflug die Orientierung verloren - und ist Hunderte Kilometer entfernt in Prag gelandet. „Das ist ein einzigartiger Vorfall, der uns noch nicht untergekommen ist“, sagte Josef Bejdak von der tschechischen Stelle für Flugunfalluntersuchung am Freitagabend. Er bestätigte einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ und sprach von einem „ernsten Zwischenfall“.

 

Der 79-Jährige sei am 26. Mai völlig unangekündigt kurz vor Sonnenuntergang auf dem Prager Verkehrsflughafen gelandet - noch dazu auf einer Landebahn, die wegen Wartungsarbeiten gesperrt war. Auf Funksprüche und rote Lichtsignale habe er nicht reagiert. „Er ist gelandet, weil ihm der Treibstoff ausging“, sagte Bejdak. Der Mann habe nicht einmal seinen Pilotenschein dabei gehabt.

Die Odyssee des Fliegers begann drei Stunden zuvor in Rottweil, etwa 90 Kilometer südlich von Stuttgart. Der Pilot flog entlang der Donau und überquerte den Böhmerwald, ohne es nach späteren Aussagen zu merken. „Wir wissen nicht genau, was er eigentlich vorhatte“, sagte Bejdak. Die tschechische Autobahn D5 führte ihn nach Prag, wo er in den Kontrollraum des Flughafens eindrang.

Untersuchungen laufen

„Bei vollem Betrieb auf dem Flughafen wäre das ein großes Problem gewesen“, betonte Bejdak. Doch wegen der Coronavirus-Pandemie waren die meisten Flüge abgesagt worden. Die Untersuchung des Zwischenfalls dürfte noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Hinweise auf einen technischen Defekt haben die Ermittler bisher nicht gefunden. Am Transponder, der einen Identifizierungscode aussendet, sei kein Notsignal eingestellt gewesen, hieß es.

In tschechischen Medien wurde die Frage aufgeworfen, warum keine Abfangjäger zu der Maschine mit österreichischer Registrierung geschickt worden seien. Doch für die Flugsicherung habe es bis kurz vor Prag keine Hinweise auf ein Problem gegeben, meint Bejdak. „Man muss niemandem melden, dass man die Staatsgrenze überfliegt.“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Amateurflieger im Sichtflug verirrt. Vor zwei Jahren verwechselte der Pilot eines Motorsegelflugzeugs den Zürichsee mit dem Bodensee und kollidierte beinahe mit einem Airbus, der im Anflug auf Zürich war.