Am 14. Dezember öffnet eine Sonderausstellung über den früheren Oberbürgermeister der Landeshauptstadt. Sein „Baby-Benz“ von 1983 spielt darin eine wichtige Rolle. Dass er nur in einer Garage und nur von hinten zu sehen ist, hat Gründe.

Stuttgart - Er ist ein stiller Star. Ziemlich unauffällig in eine Ecke gestellt, in seiner Garage nur von hinten zu betrachten: der Mercedes 190 E mit dem Kennzeichen S-EW 8892. Es ist der „Daimler“, den der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU) 1983 direkt beim Hersteller erworben hat – vermutlich günstig, weil schon gut eingefahren. Wenn es denn stimmt, dass die Wahl des Automobils viel über den Besitzer aussagt, dann ist hier, auf der zweiten Etage des Stuttgarter Stadtmuseums, schon ziemlich viel über Rommel gesagt: Der Wagen aus Rommels neuntem Amtsjahr war schon damals kein bisschen extravagant. Der „Baby-Benz“, wie der Volksmund ihn nannte, stand für Qualität, aber auch für Bescheidenheit. Die Sonderausstattung blieb im vorliegenden Fall überschaubar: Schiebedach und elektrische Fensterheber. Andere Oberbürgermeister von Großstädten fuhren längst stattlichere Schlitten. Ganz zu schweigen davon, dass Rommels Vorgänger Arnulf Klett gern in einem Porsche gesessen war.

 

Zum Mercedes-Kauf musste man Rommel überreden

„So ein Auto wie diesen Mercedes hätte damals auch schon ein Amtsleiter oder ein kleiner Beamter fahren können“, sagt Frank Lang, Kurator der Sonderausstellung, die vom 14. Dezember bis 12. Mai das Leben und Wirken des 2013 verstorbenen Politikersbeleuchtet. Lang hat den Wagen ganz bewusst aus Rommels Heimatbezirk Sillenbuch ins Stadtmuseum geholt – und speziell in diese Ecke des Ausstellungsbereichs. Dort ist die Themeninsel, mit der Rommels schwäbische Eigenart ins Rampenlicht gerückt werden soll – weshalb neben der Garage das Foto einer halben Butterbrezel zu sehen ist. Anderswo im Raum geht es natürlich noch um ganz andere Facetten von Rommels Persönlichkeit und Regentschaft. Hier aber geht es um Rommel, den Sparsamen, in dessen Amtszeit von 1975 bis 1996 die halbe Brezel ja zum Symbol von Stuttgarts herzlicher, aber kostenbewusster Gastfreundschaft wurde.

Ganz ohne Nachdruck aus dem Haus Mercedes-Benz hätte Rommel den Wagen in einer schwer beschreibbaren Art Beige-Grün-Metallic wohl nicht erworben. Vorstandschef Werner Niefer hatte, wann immer er Rommels bis dahin benutzten postgelben VW 1600 Variant erblickte, auf den Umstieg gedrängt. Manche behaupten sogar, Niefer habe ab und an mit einem Fußtritt gegen den VW dessen Vergänglichkeit beschleunigen wollen. Was Rommel vermutlich nicht kümmerte. Denn Dellen und Kratzer am Auto juckten ihn nicht. „Die sind doch wie ein Säbelhieb, der den Corpsstudenten ehrt“, sagte er.

Sein Verhältnis zum Automobil war ziemlich nüchtern

Sein langjähriger Pressesprecher Klaus Dieterle (91) bezeugt sogar: „Rommel hatte kein richtiges Verhältnis zum Auto, und das gefiel den Herren bei Daimler sicher nicht.“ Sein Chef habe auch zu anderen materiellen Gütern und zum Geld keine innige Beziehung gehabt: „Er war halt ein Mann des Geistes, des überlegenen Geistes.“ Und es stimme schon, dass man Rommel zum Erwerb des „Baby-Benzes“ habe überreden müssen. „Man sagte ihm damals: Herr Rommel, das geht nicht so weiter. Nicht nur Ihre Bürgermeister, auch viele Ihrer Mitarbeiter fahren Mercedes.“ Rommel gab irgendwann nach. Persönlich ans Volant setzte er sich nur bis zum Ausbruch der Parkinsonkrankheit im Jahr 1995.

Um später den Ruheständler Rommel zu Terminen im städtischen Bereich abzuholen, setzte die Stadtverwaltung einen A-Klasse-Mercedes ein. Der erlaubte Rommel leichteres Ein- und Aussteigen. Den 190er steuerten manchmal noch seine Frau Liselotte und Tochter Catherine. Auf mehr als 85 000 Kilometer Laufleistung kam der Wagen nicht. Vor rund zwei Jahren wurde er, obwohl technisch noch fit, abgemeldet. Weshalb die Platzierung in der Museumsgarage ganz passend ist – zumal das Heck, um es diplomatisch zu sagen, besonders wenig Gebrauchsspuren offenbart. Wenn der Oldie von 35 Jahren in der Sonderausstellung ausgedient hat, soll er für einen guten Zweck an einen Liebhaber alter Wagen versteigert werden. Das ist dann wirklich das Ende seiner Dienste für die Familie Rommel.