Das Zeltlager am Edelmannshof des VfL Endersbach findet dieses Jahr zum 50. Mal statt. Seit den 1960er-Jahren erleben Kinder und Jugendliche bei Rudersberg Natur hautnah und können zwei Wochen lang jede Menge Spaß haben.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Weinstadt - Der Schalk blitzt dem Mädchen aus den Augen, als sie im Beisein mehrerer Betreuer dem Besucher von der Presse nicht ganz ernst ihr Leid klagt. „Jeden Tag müssen wir wandern und mit kaltem Wasser duschen“, jammert sie und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Älteren insistieren, dass das ja wohl übertrieben sei. Und ein Knirps in ihrer Nähe meint knochentrocken: „Das hier ist halt nix für Warmduscher.“

 

Die Szene hat sich bereits vor einigen Jahren im Zeltlager am Edelmannshof abgespielt. Aber in den Jahren zuvor und danach hat man immer ähnliches erleben können. Dass die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 13 Jahren zum Teil schier atemlos berichteten, was sie alles Abenteuerliches treiben während der zwei Wochen, die sie auf der Wiese am Waldrand hoch über Rudersberg verbringen. Und dass das Wasser in den Duschen nur in den ersten Minuten warm ist und das auch nur, wenn tagsüber die Sonne drauf geschienen hat. Dieses Jahr findet die Freizeit des VfL Endersbach vom 30. Juli bis zum 13. August statt. Zum 50. Mal, wie man aus den Reihen des Sportvereins hört.

Vorstand: „Da kann man stolz drauf sein.“

„Das ist schon was, auf das man stolz sein kann, wenn so etwas so lange ohne Unterbrechung besteht“, meint der Vereinsvorstand Ralph Pfeifer. Er selbst war auch Teilnehmer. „Allerdings erst mit 14 Jahren. Dafür war ich dann 17 Jahre lang als Betreuer dabei“, sagt er. Inzwischen hat er diese Aufgabe familienintern an seinen Sohn Carl weitergereicht.

„Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal als Betreuer dabei“, sagt der 16-Jährige bei einem Treffen am Vereinsheim des VfL. Zusammen mit Matteo Giek, der bereits seit fünf Jahren Erfahrung in der Betreuerfunktion hat, zeigt er den Raum, in dem die Utensilien des Zeltlagers übers Jahr aufbewahrt werden. Ein Dutzend große Zelten gehören dem Verein mittlerweile, früher wurden sie ausgeliehen. „Die sind alle in einem sehr guten Zustand“, sagt Matteo Giek.

Inzwischen hat die Mannschaft, die zurzeit aus 18 jungen Leuten besteht, den Aufbau der Zelte so gut im Griffe, dass sie zu dritt ein Zelt in fünf Minuten aufbauen können. „Wir laden immer am Donnerstag hier auf. Bis zum Samstag um 12 Uhr muss alles fertig sein, da kommen dann die Kinder an“, sagt Carl Pfeifer. Manche hätten an den ersten Tagen Heimweh. „Aber das geht vorbei. Man hat schließlich ständig was zu tun“, sagt er. Die Betreuer legen für jeden Tag ein Programm fest, Bewegung und Sport werden groß geschrieben. Mit dabei sind tatsächlich Wanderungen, zum Beispiel zum Ebnisee oder zum Aichstrutsee zum Baden. „Am Schluss will man gar nicht mehr weg. Es ist, als ob man zwei Wochen aus der Welt fällt.“ Gesungen wird auch. „Die Betreuer stellen jedes Jahr ein Gesangbuch zusammen“, sagt Matteo Giek.

Das Brot wird im Hof nebenan gebacken

Soziale Kompetenzen werden während des Zeltlagers ganz nebenbei auch noch vermittelt und den Kindern und Jugendlichen während der Sommerferien etwas zur Beschäftigung geboten. Das war der Grund, warum Manfred Auch, der damalige Vereinsjugendleiter, 1966 zusammen mit Siegfried Bayer das Zeltlager aus der Taufe hob. Die Wahl des Platzes am Edelmannshof hat verwandtschaftliche Gründe: Die Wiese gehörte damals dem Onkel und der Tante Siegfried Bayers. Deren Tochter Gise Knödler wacht heute über das leibliche Wohl der zeltenden Nachbarn. „Sie backt uns das Brot. Das ist sehr lecker“, schwärmen die beiden Betreuer.

Und Gise Knödlers Salzkuchen zähle zu den Leibgerichten im Zeltlager. So wie ein Gericht, dessen Beschreibung Außenstehende grausen lässt. „Blaukraut, Kartoffelpüree und Weißwürste. Die werden klein geschnitten und mit dem Kraut gekocht. Dann sind sie lila. Das schmeckt klasse, ehrlich“, versichern Carl Pfeifer und Matteo Giek. Drei Betreuer kümmern sich pro Tag um das Kochen – über offenem Feuer. Wenn dann Pudding gekocht wird, eine der Spezialitäten des Zeltlagers, heißt es rühren, rühren, rühren. „Man kann nicht einfach die Hitze regulieren wie an einem Herd. Das ist dann wirklich ganz schön schweißtreibend.“

Ein Fest zum 50. Geburtstag

Termin
Am Samstag, 4. Juni, wird in Weinstadt auf der Festwiese hinter dem Stadion beim Bildungszentrum Benzach mit Livemusik, kulinarischer Versorgung und Spielstraße für potenzielle Zeltlagerer gefeiert. Von 11 bis 21 Uhr dreht sich hier alles um den 50. Geburtstag des Zeltlagers am Edelmannshof.

Anmeldung
Die Kosten pro Kind für zwei Wochen betragen 175 Euro. Das Zeltlager findet vom 30. Juli bis 13. August statt. Weitere Infos: www.zeltlager-edelmannshof.de oder 01 57/39 71 49 95.