Erst Straßenmusiker, dann Indiepop-Band: Die Brüder Stefan und Michael Heinrich stehen als Duo Klan gemeinsam auf der Bühne.

Für die Mutter war es ein kleiner Schock. Das Medizin-Studium an der Berliner Charité ist auf Eis gelegt, das Mikrofon nun dauerhaft in der Hand. Das Duo Klan besteht aus den Brüdern Stefan und Michael Heinrich, in Lampertswalde geboren und später in Leipzig aufgewachsen. Musik hat schon immer zu ihrem Leben gehört. Als Pfarrerssöhne sangen die beiden im heimischen Kirchenchor und später haben sie sich als Straßenmusiker etwas dazu verdient.

 

Dass Stefan das musikalische Talent zum Beruf machen würde, war schnell klar. Er wählte ein entsprechendes Studium und begann früh mit seiner Musik Geld zu verdienen. Nicht so klar war das allerdings bei Michael, der erst einmal das besagte Studium in Berlin aufgenommen hat, mit dem Ziel Arzt zu werden.

Doch den beiden gelang, wovon viele Nachwuchsbands träumen: ein paar gemeinsame Auftritte als Indiepop-Duo auf den richtigen Bühnen in der neuen Heimat Berlin und schon war das Interesse der Plattenfirmen geweckt. 2016 haben die beiden Klan gegründet und nur ein Jahr später war der Vertrag beim Majorlabel Warner Music unterschrieben. Ein Erfolg, den auch die Mutter beruhigt und gezeigt hat, wie viel Potenzial in ihren Söhnen steckt. Mit dem Debütalbum „Wann hast du Zeit“ ging es direkt auf Deutschlandtour.

Anfang des Jahres ist das aktuelle Album von Klan erschienen. „Jaaaaaaaaaaaaaaaa“ – 16 As für 16 Songs. Einiges hat sich seit dem ersten Album verändert. Im Privaten – Michael ist Vater geworden – wie auch im Professionellen – das Duo ist nicht mehr beim Majorlabel sondern Independent unterwegs. Manches ist aber gleich geblieben: Wie immer hat Stefan das komplette Album produziert, Michael die Texte geschrieben.

Mit dabei sind außerdem wieder namhafte Features. Im Lied „Internet“ werden die Brüder von Alligathoa unterstützt, einem der bekanntesten Rapper Deutschlands. Sie singen vom Thema Bildschirmzeit. „Das war auch ein Corona-Thema. Wir waren alle allein Zuhause und hatten nur das Internet als Ort, an dem man sich treffen kann“, sagt Michael. „Es war ein Zufluchtsort, aber eben auch einer, der einen nicht unbedingt glücklich hinterlässt. Selbst wenn man auf Zoom Partys gefeiert hat, war man am Ende doch ganz schön allein“, so Stefan.

Überhaupt Corona: auch das Lied „Rettungsboot“ behandelt am Rande die Pandemie und ihre Auswirkungen. Es geht um Menschen, die man an Verschwörungserzählungen verloren hat. Die Botschaft ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, es geht um den Schmerz durch Entfernungen von geliebten Menschen und darum eine Tür offen zu halten. Auf den zweiten Blick ist „Rettungsboot“ aber durchaus als politisches Lied zu verstehen.

Insgesamt ist Klan auf dem neuen Album politischer geworden. An vielen Stellen auch poppiger. „Wir haben nicht mehr so viel Angst davor, Musik zu machen, die freundlich und lebensbejahend ist“, sagt Michael und Stefan fügt lachend hinzu: „Es sind ein paar Songs dabei, die in Dur sind!“ Doch ob Dur oder Moll, eine gewisse Melancholie schwingt in allen Lieder von Klan mit.

Als Brüder so eng zusammenzuarbeiten kann schwierig sein. „Wir sind beide Familienmenschen und sehen uns in unserer Familie auch sehr verwurzelt“, so Stefan. „Wir haben uns aber vor allem bei den vorherigen beiden Alben schon sehr aufgerieben und uns sehr viel reingeredet. Kritik von jemandem zu bekommen, der einem nahesteht, ist immer besonders schmerzhaft.“ Durch Corona waren die beiden quasi gezwungen „Homeoffice“ zu machen. Das heißt, jeder hat in seinem Bereich im eigenen Wohnzimmer an den Songs getüftelt. „Wir haben gemerkt, cool, es geht ja auch so! Wir müssen nicht immer zusammen an allen Stellen zu zweit rum rödeln“, sagt Michael. Das habe der Beziehung gutgetan.

Die professionelle Ebene habe die beiden schon sehr verändert. „Ganz vieles ist Arbeit. Gleichzeitig liegt unter allem eine geschwisterliche und freundschaftliche Beziehung, weil wir uns natürlich auch wünschen Freunde und Brüder zu sein.“ Und das funktioniert zum Glück sehr gut.

Konzert: 13. April, um 20 Uhr im Wizemann, mehr Infos hier >>>