Deutschland ist medizinisch auf einem hohen Niveau. Doch alte Krankheiten kehren zurück – und neue drohen. Dabei spielt auch der Klimawandel eine Rolle.

Stuttgart - Viele Infektionskrankheiten, die über Jahrhunderte hinweg die Menschen bedroht haben, schienen dank der medizinischen und hygienischen Fortschritte ihren Schrecken verloren zu haben. Doch seit einigen Jahren droht sich der positive Trend wieder umzukehren. Wir nennen drei wichtige Gründe für diese Entwicklung.

 

Resistenzen

Wenn eine Krankheit durch Bakterien verursacht wird, dann helfen normalerweise Antibiotika. Doch immer mehr Erreger werden gegen diese Medikamente resistent. Auch für die Menschen in Deutschland ist dies nach Einschätzung von Experten eine der größten medizinischen Gefahren der Zukunft. Pro Jahr sterben in den Staaten der EU und des europäischen Wirtschaftsraums insgesamt 33 000 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Keimen. Das sind etwa genauso viele Opfer, wie Influenza, Tuberkulose und HIV/Aids zusammen in diesem Gebiet fordern. Dies berichtete dieser Tage die „Ärztezeitung“.

Dabei berief sie sich auf einen Bericht der Europäischen Seuchenbehörde, die Daten aus dem Jahr 2015 ausgewertet hat. Allein in Deutschland gibt es demnach jährlich mehr als 2300 Opfer von resistenten Keimen, wobei Kinder unter einem Jahr und Senioren ab 65 Jahren besonders betroffen waren. Problematisch ist, dass die Zahlen stetig zunehmen. Deshalb fordern Experten, Antibiotika künftig weitaus gezielter einzusetzen als heute noch üblich. Dies betrifft sowohl die medizinische Behandlung von Menschen als auch die von Tieren.

Rückkehrer

Weltweit gehört die Tuberkulose mit 1,7 Millionen Todesfällen pro Jahr zu den zehn häufigsten Todesursachen. Wenn die medizinischen Anstrengungen zur Bekämpfung bestimmter Krankheiten nachlassen, kommen auch die Erreger zurück. Dies gilt vor allem für Länder, in denen durch Kriege oder wirtschaftliche Probleme die Gesundheitsvorsorge vernachlässigt wird. Wenn infizierte Menschen aus solchen Ländern nach Deutschland kommen, können sie auch Krankheiten mitbringen. „In Deutschland stehen moderne und effektive Maßnahmen zur Verfügung, um Tuberkulose rasch zu diagnostizieren, zu heilen und so Folgeinfektionen zu vermeiden“, beruhigte das Robert-Koch-Institut (RKI) im Frühjahr. Anlass waren die aktuellen Tuberkulose-Zahlen, die im vergangenen Jahr erstmals seit einigen Jahren wieder leicht gesunken sind: 2017 wurden dem RKI 5486 Fällen übermittelt. Gleichwohl betonter RKI-Präsident Lothar Wieler: „Wir müssen die Anstrengungen in der Kontrolle der Tuberkulose verstärken.“

Klimawandel

Kürzlich betonten die Vereinten Nationen und 27 führende internationale Forschungsinstitute im Fachmagazin „The Lancet“ das wachsende Gesundheitsrisiko, das der Klimawandel mit sich bringt. Für Experten sind die damit verbundenen Hitzewellen wie etwa im Jahr 2003 die größte medizinische Gefahr. Dies gelte vor allem für Stadtbewohner. Doch darüber hinaus drohen auch neue Krankheiten, vor allem weil sich Erreger, die bisher in warmen Gefilden lebten, in kältere Regionen ausbreiten. Ein Beispiel ist die Asiatische Tigermücke, auch Tigermoskito genannt, die nun wohl auch in Deutschland heimisch wird. Problematisch ist, dass die Mücke etliche Krankheiten übertragen kann – darunter so bedrohliche wie Dengue-, Chikungunya- und Gelbfieber. Noch ist das hierzulande nicht passiert – aber mit steigenden Temperaturen und wachsenden Mückenpopulationen wächst die Gefahr.