Die Schönbuchstadt Waldenbuch will sich über Instagram und Facebook neue Kommunikationskanäle erschließen – doch das Vorhaben birgt Risiken.

Waldenbuch - Die Stadt Waldenbuch hat während der Coronapandemie die sozialen Medien entdeckt. Künftig sollen Mitteilungen aus dem Rathaus via Facebook und Instagram noch schneller als bisher verbreitet werden. Die Stadtmarketing-Beauftragte Petra Eisele will die Internetforen zudem als zusätzliche Werbe- und Informationskanäle für Tourismus, Handel und Gewerbe nutzen. Doch bevor die Kommune online gehen kann, müssen noch einige knifflige Fragen geklärt werden.

 

Die Social-Media-Strategie der Stadt liegt auf dem Tisch, und an der künftigen Facebook-Seite wird im Hintergrund bereits getüftelt. „Während der Coronapandemie haben wir festgestellt, wie wichtig es ist, in den sozialen Medien präsent zu sein“, berichtet der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz. Einmal pro Woche über die Stadtnachrichten zu informieren und auf Zugriffe auf die Website zu warten, sei angesichts der ständig wechselnden Verordnungen und Vorschriften sowie der großen Verunsicherung der Menschen zu wenig gewesen.

Die private Facebook-Gruppe erreicht viele Haushalte

Die Ordnungsamtsleiterin Katharina Jacob hatte deshalb ihren privaten Account zur Verfügung gestellt und die Bevölkerung über die gut vernetzte und privat initiierte Waldenbucher Facebook-Gruppe auf dem Laufenden gehalten. Das Angebot kam an und überzeugte mit seiner hohen Reichweite. Die rund 3000 Mitglieder starke Gruppe wird regelmäßig von etwa 1000 Personen geklickt und erreicht viele Haushalte.

„Die Plattform hat als Verstärker gewirkt und es uns ermöglicht, Informationen schnell und prägnant ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen“, bilanziert der Schultes, der auch schon an die Nach-Corona-Zeit denkt. Auf die einfache Form der Informationsverbreitung und die positive Imagepflege wolle man nicht mehr verzichten. „Das ist ein enormes Potenzial, das wir bisher verschenkt haben“, bekräftigte Petra Eisele.

Wer haftet in diesem Fall?

Dass der Schuss auch nach hinten losgehen könnte, hat die Stadt jedoch erst am vergangenen Wochenende erfahren. Ein Bürger hatte in der privaten Facebook-Gruppe Bilder vom Spielplatz am Panoramaweg gepostet. Unterhalb der Rutsche lagen Flaschen und Scherben. Letztlich verkündete nach einigem Hin und Her ein Passant, er habe das Glas entfernt. So weit, so gut. Wäre die Information auf einer offiziellen Seite der Stadt veröffentlicht worden, hätte die Gemeinde womöglich ein Haftungsproblem bekommen. „Was ist, wenn wir das am Samstag erfahren, bis zum Montag nicht reagieren und sich derweil ein Kind verletzt?“, gab der Bürgermeister zu bedenken.

Diese Frage will er nun klären lassen. Wäre die Stadt in der Pflicht, müssten die Wochenend-Posts künftig engmaschig überprüft werden und der Bauhof im Falle eines Falles sofort eingreifen. Bevor der rechtliche Rahmen nicht abgesteckt ist, geht die Seite deshalb nicht online. Außerdem hält sich die Kommune eine Hintertür offen: Die geplante Instagram-Seite „Stadtmarketing Waldenbuch“ und die Facebook-Unternehmensseite „Stadt Waldenbuch“ sollen zunächst nur probeweise an den Start gehen.

Auf Rückendeckung aus dem Gemeinderat kann sich die Verwaltung dabei offenbar verlassen. Obwohl die Räte sich erst vor knapp zwei Jahren gegen einen Auftritt in den sozialen Medien ausgesprochen hatten, hat Corona auch bei ihnen zu einem Sinneswandel geführt. Die neue Social-Media-Strategie der Stadt wurde im Verwaltungsausschuss am Dienstagabend einstimmig beschlossen.