Der Museumsverein Stuttgart-Ost (Muse-O) sucht Informationen über die Feinkost-Konservenfabrik Paul Schweikert, die ihren Sitz einst beim Schlachthof in Gaisburg hatte, und über die Fleischwarenfabrik Fritz Wild AG, deren letzte Filialen in der Stuttgarter Markthalle und auf der Gänsheide 1997 geschlossen wurden.

S-Ost - Der Stuttgarter Osten als Versorgungszentrum für die Feinschmecker in Stuttgart und der Region – das bringt nicht unbedingt jeder Gourmet oder zumindest jeder, der gerne gut isst, zusammen. Tatsächlich beliefern aber Feinschmecker-Unternehmen wie Di Gennaro oder Fischer & Trezza, aber auch die Mega oder Bio-Gemüse-Großhändler ihre Kunden vom Gewerbegebiet Gaisburg aus. Diese Ballung von Lebensmittel-Händlern dort ist keine neue Entwicklung, sondern hat Tradition. Rund um den einstigen Schlachthof in Gaisburg siedelten sich schon früh Feinkosthändler und Konservenfabriken an. Die meisten sind längst verschwunden und haben kaum Spuren hinterlassen. Das will der Museumsverein Stuttgart-Ost (Muse-O) jetzt ändern.

 

Über viele ehemalige Betriebe weiß man fast nichts

Gerade ist der erste Teil der Ausstellung „Made in S-Ost“, die sich mit den einst vielfältigen produzierenden Unternehmen im Stadtbezirk beschäftigt hat, im Muse-O am Schmalzmarkt in Gablenberg zu Ende gegangen. Während der mehrwöchigen Ausstellungszeit sind beim Kurator Ulrich Gohl so viele Hinweise auf weitere ehemalige Betriebe eingegangen, dass schon früh mit der Planung eines zweiten Ausstellungsteils begann. Jeden Monat sucht er deshalb per öffentlichem Aufruf Informationen und möglichst auch Ausstellungsstücke zu ganz bestimmten Branchen oder Unternehmen, die es einst im Stuttgarter Osten gab.

Jetzt sucht Gohl nach Informationen über zwei Feinkostfirmen. Da gab es zum einen einmal die Feinkost-Konservenfabrik Paul Schweikert. Die hatte ihren Sitz zunächst direkt beim Schlachthof in Gaisburg, später zog sie in die Rotenbergstraße 111 um, also dorthin, wo sich heute das Landesmedienzentrum befindet. Die Firma hat zumindest im Zeitraum von 1919 bis 1959 existiert, das geht aus entsprechenden Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg hervor. Muse-O selbst besitzt lediglich einen Briefumschlag des Unternehmens aus dem Jahr 1922, mehr nicht.

Schon 1929 ein Netz von Verkaufsstellen aufgebaut

Zum anderen werden Informationen über die deutlich bekanntere Wurst-, Fleischwaren- und Konservenfabrik Fritz Wild gesucht. Die Fleischwarenfabrik Fritz Wild AG wurde nach den bisherigen Muse-O-Recherchen im Jahr 1916 in einem Hinterhaus des Gebäudes Neckarstraße 200 gegründet. Ihre Aufgabe war möglicherweise, Soldaten im Ersten Weltkrieg mit Konserven zu versorgen. 1929 erwarb Fritz Burkhardt die Aktienmehrheit und begann, ein Netz von Verkaufsstellen aufzubauen. Das war damals ungewöhnlich, weil zu der Zeit noch einzelne Metzger mit eigenen Wurstküchen die Branche kennzeichneten. Heute gibt es hingegen nur noch wenige solcher Betriebe.

1944 wurden die Produktionsstätte und etliche Filialen bei Bombenangriffen schwer beschädigt. Aber gleich nach dem Zweiten Weltkrieg begann das Unternehmen wieder zu wachsen. Schon von 1950 an wurden etwa zehn Prozent der Produktion exportiert. Irgendwann – die genaue Jahreszahl ist nicht bekannt – wurde Wild von den Haas und Frank Fleischwarenfabriken in Urach übernommen und ging mit ihnen 1996 unter. Die beiden Filialen in der Stuttgarter Markthalle und auf der Gänsheide hielten sich noch ein Jahr länger, bis 1997.