Die evangelische und katholische Kirche haben bei einem Informationsabend Stellung gegen Scientology bezogen. Stadtdekan Christian Hermes hält das Kreuz an der Außenfassade am Scientology-Zentrum an der Heilbronner Straße für eine Unverfrorenheit.

Stuttgart - Eine Schulfreundin von Petra Hangleiter ist vor Jahren Mitglied bei Scientology geworden. „Sie hat versucht, auch mich anzuwerben. Als das nicht geklappt hat, ist der Kontakt abgebrochen“, sagt die 74-jährige. Bei der Veranstaltung „Die Versprechen von Scientology und Co.“ im Gemeindehaus der Erlöserkirche wollte sie sich am Donnerstagabend wie rund hundert andere Zuhörer auch über Scientology informieren. Der Grund ist, dass die Scientologen in der Heilbronner Straße vor kurzem ihre neue Deutschlandrepräsentanz eröffnet haben. Viele beschäftigt die Frage: Ist die Organisation bedrohlich oder nicht? „Ich halte die Organisation gesellschaftlich nicht für gefährlich, aber gefährlich für diejenigen, die in ihre Fänge geraten“, stellte der katholische Stadtdekan Christian Hermes fest.

 

Schulklasse diskutiert mit

Er begründete das damit, dass die Mitglieder „finanziell ausgebeutet“ und „psychologisch in die Knie gezwungen“ werden. Das Kreuz an der Fassade der Repräsentanz und die Bezeichnung Kirche, die sich die Scientologen geben: Für Hermes ist das eine Unverfrorenheit. Der Stadtdekan: „Das Kreuz steht für den Tod Christi. Das Wort Kirche bedeutet: dem Herrn zugehörig.“ Scientology bezeichnete er als das Anti-Christliche per se, da es die Menschenwürde außer Kraft setze. Annette Kick, Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche, ging auf die falschen Versprechen der Scientologen und ähnlicher Organisationen ein.

Eins davon: Durch den analytischen Verstand ließen sich alle Problem lösen. Man müsse ihn nur durch eine bestimmte Technik, die Dianetik, von Blockaden reinigen. Ziel der Scientologen sei der durch bestimmte Techniken perfektionierte Mensch, stellte Kicks katholischer Kollege, Frederic-Joachim Kaminski fest. „Ich glaube nicht, dass es so etwas wie den perfekten Menschen gibt“, sagte Marie Karbach (17) in der Diskussionsrunde. Die 17-jährige Schülerin des St. Agnes Gymnasiums war mit ihrer Klasse bei dem Informationsabend und findet die Veranstaltung gut. „Das weckt die Aufmerksamkeit und schützt davor, auf das Angebot der Scientologen reinzufallen.“

Der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig sprach zum Abschluss des Informationsabends, zu dem die Kirchengemeinden im Norden auf Impuls von Bezirksvorsteherin Sabine Mezger eingeladen hatten, den Abendsegen. Auch Schwesig hält Aufklärung über die Scientology für wichtig.