Der Obstbauring und die Gemeinde Winterbach kooperieren und bauen ein Informationszentrum für Streuobst und Naturschutz auf. Trockenmauer, Wildrosenhecke und Nistkästen bieten der Tierwelt Unterschlupf. Für die menschlichen Besucher werden eine Baumschule und eine Schauimkerei eingerichtet.

Winterbach - Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Winterbacher noch daran, wie es vor einigen Jahren neben dem Grundstück des Obstbauringes im Gewann Pfaffenbrunn ausgesehen hat. Verwildert war die Streuobstwiese, mit meterhohem Gestrüpp zugewachsen. „Als wir die Fläche gerodet haben, kamen Waschmaschinen, Gartenmöbel und weiterer Müll zum Vorschein“, erzählt Otto Müller, der Vorsitzende. Und noch etwas anderes versteckte sich unter den Dornen: verfallene Reste eines Gebäudes. Ein echter Glücksfall, „ansonsten hätten wir hier sicherlich kein Hüttle genehmigt bekommen“, sagt Eugen Hetzinger, der zweite Vorsitzende.

 

Das erste Projekt für die interkommunale Gartenschau

An dem „Hüttle“ wird seit dem Frühjahr gebaut, in Zukunft soll dort das Informationszentrum für Streuobst und Naturschutz einziehen. Es stellt eines der beiden Projekte dar, mit dem sich Winterbach bei der interkommunalen Gartenschau 2019 präsentiert und ist eine gelungene Kooperation von Gemeinde und Obstbauring.

Die Gemeinde hatte die vernachlässigten Grundstücke bereits vor ein paar Jahren erworben, „schon mit dem Hintergedanken, dort etwas in diese Richtung zu machen“, sagt Rainer Blessing, Leiter des Bauamtes. Da auch dem Obstbauring das Kulturgut Streuobstwiese und seine Erhaltung am Herzen liegen, bot sich die Zusammenarbeit an. „Der Verein ist ein wertvoller Partner und macht eine klasse Arbeit“, sagt Blessing. Tatsächlich kann sich das Grundstück mittlerweile sehen lassen. Nach den Rodungsarbeiten hat der Verein bereits 2014 damit angefangen, die Wiese wieder mit alten Obstbaumsorten neu zu bepflanzen. „Das ist bei Hochstämmen einfach etwas anderes als bei Tulpen – da braucht man ein paar Jahre, bis man etwas sieht“, sagt Eugen Hetzinger und lacht. Zudem wurde eine Wildrosenhecke angepflanzt und im Mai zudem eine Trockenmauer gesetzt. „Dafür haben wir vom Bauhof Steine bekommen, die früher zur alten Friedhofsmauer gehörten“, erzählt Hetzinger.

Kameras sollen einen Blick in die Brutkästen ermöglichen

All diese Maßnahmen sollen dazu dienen, der heimischen Tierwelt Unterschlupf zu bieten. In die Trockenmauer sind bereits die ersten Wildbienen eingezogen, in eingebauten Röhren sollen einmal Eidechsen wohnen. Um die Vögel kümmert sich vor allem das Vereinsmitglied Rudolf Schwind. Er hat an den Plänen für die Hütte mitgearbeitet und sich genau überlegt, wie er den Vögeln etwas Gutes tun kann. So sollen unterschiedlich große Nistkästen für verschiedene Arten an der Hütte angebracht werden – etwa für Schleiereulen, Turmfalken, Mauersegler, Bachstelzen oder Hausrotschwänze. „Geplant sind auch Kameras, damit die Besucher beobachten können, was in den Kästen passiert“, erläutert Rainer Blessing. „Außerdem wollen wir in den hohen Bäumen oberhalb unseres Grundstücks etwa 40 zusätzliche Nistkästen anbringen und eine Ganzjahresfutterstelle einrichten. Die Vögel brauchen einen besonderen Schutz“ erläutert Schwind.

Durch die Leistung des Vereins werden 20 000 Euro gespart

Bis in ein paar Monaten soll die Holzhütte fertig werden. „Wir können gerade intensiv daran arbeiten, weil es auf unseren eigenen Stückle bis auf das Mähen nicht so viel zu tun gibt“, sagt Otto Müller. Ebenfalls im Herbst soll dann an bereits gesetzten Spanndrähten Spalierobst eingepflanzt werden, damit auch diese Bäume bis zur Gartenschau wachsen und gedeihen können. „Wir möchten hier eine kleine Baumschule anlegen, um Kindern zeigen zu können, wie aus einem Sprössling ein Baum wird“, erläutert Müller. Eine weitere Idee ist es, eine Schauimkerei aufzubauen, die ersten Bienenstöcke stehen bereits auf dem Grundstück des Vereins. Zusammen mit der Gemeinde und Experten sollen zudem Infotafeln entworfen werden, mit denen die Hütte bestückt wird.

Etwa 70 000 bis 80 000 Euro waren für das Infozentrum veranschlagt, „durch die viele Eigenleistung des Vereins können wir etwa 20 000 Euro einsparen“, sagt Rainer Blessing. Er ist aber nicht nur deswegen froh um das Engagement des Vereins. „Wir brauchen ja auch jemanden, der in Zukunft mit Schulklassen oder Seniorengruppen zum Infozentrum geht und dort alles erklärt“, sagt Rainer Blessing. Für den Verein ist das Projekt aber mehr als jede Menge Arbeit: „Unsere Einsätze schweißen uns zusammen“, sagt Hetzinger.