Giggeln, Kreischen, Johlen: Mit seinem Programm "Göttinnen" trifft Ingo Appelt im Stuttgarter Theaterhaus auf ein spaßbereites Publikum.

Stuttgart - „Ihr müsst kreischen, meine Damen!“ brüllt Ingo Appelt, und auch wenn im frauendominierten Saal die Damen in der Minderheit sein dürften, wird sofort gekreischt, was die Lunge hergibt. „Göttinnen“ heißt das Programm des mit rhythmischen Ingo-Ingo-Ingo-Rufen begrüßten Comedians, der die Stimmung im Theaterhaus gar nicht erst aufbauen müsste, sie ist ja schon da, sie wurde mitgebracht von einem zur Unterhaltung wild entschlossenen Publikum. „Seid ihr enttäuscht von euren Männern?“ – „Jaaahhh“ johlt es da begeistert, etwa so wie früher im Kasperltheater. Und so ganz klar ist ja auch hier bei den Erwachsenen nicht, ob das Frauenversteher-Rollenspiel dieses grinsenden Mannes da vorn mitmachfröhlich durchschaut wird oder ob sich da tatsächlich welche feiern lassen.

Im Stil eines Erweckungspredigers aus dem amerikanischen Süden lässt der im dunklen Anzug auftretende Appelt seine Wortkaskaden los, die rechte Hand am Mikro, den linken Arm durch die Luft fuchtelnd. Bloß dass ihm die Inhalte nicht von ganz oben, sondern von ziemlich weit unten geliefert werden. Alle Frauen toll, alle Männer Ärsche, so könnte man den größten Teil seines Programms zusammenfassen. Wobei das A-Wort bei Appelt nur das zweithäufigste aus dem Wortschatz der niederen Regionen ist. Das andere, auf dem er seine Karriere aufgebaut hat und von dem er nicht mehr lassen kann, ist ein Verb und beginnt mit „F“. Würde man es in diesem Text so oft hinschreiben, wie der Mann mit dem Ich-bin-zotig-und-euch-gefällt’s-Lächeln es gebraucht, es hätte daneben kein anderes mehr Platz.

 

Bekichert, bejubelt, begackert

Auszüge aus diesem monothematischen und von keinerlei Qualitätsschwankungen belästigten Auftritt: Frauen brauchen Männer nur noch, „weil Vibratoren nicht rasenmähen können“. Der kleinste Dom ist das Kondom, „da steht bloß einer drin und die Glocken hängen draußen“. Angela Merkel hat sich „wenigstens nicht hochgebumst“. Schäuble ist nicht schwul, der „kriegt ja den A... nicht hoch.“ Wenn Appelt den Mann an sich direkt sprechen lässt, tut er das ausschließlich im prollig-grölenden Primatenton. In der Pause, sagt er, könne man sich auf sein Niveau heruntertrinken. Aber dafür ist die Pause dann viel zu kurz.

So geht es weiter wie in der Endlosschleife, unterbrochen nur durch ein paar passable Grönemeyer-Mittermeier-Lindenberg-Parodien, jedoch auch die meist eingenordet auf das F-Wort. Alles bekichert, bejubelt, begackert! Es herrscht Stimmung wie beim Männer-Strip, und natürlich steht auch Appelt irgendwann in der Unterhose da. Ach, man muss es sich wohl eingestehen, man kommt sich vor wie der einzige Schalke-Fan im Dortmund-Block, wie der einzige Nüchterne beim Großbesäufnis, wie der einzige Angezogene im Nudistencamp! Und während alle um einen rum von Ingo Appelt gar nicht genug kriegen können, hat man ihn schon früh gründlich satt.