Ihm geht es aber keineswegs nur um Zusatzelemente, die man vordergründig als Gags im weiteren Sinne auffassen könnte. Seine Kollegen und er streben an, mehr Sendungen zu produzieren, in denen es Passagen gibt, die „nicht mehr von dieser klaren Trennung zwischen An- und Abmoderation und Beitrag geprägt sind“. Die Ambition, so Zamperoni, sei es, Elemente „miteinander zu verweben. Nicht nur im Sinne von verspielt, sondern im Sinne von natürlicher.“ Ideal sei es, wenn dabei eine Art Erzählung entstehe – womit gemeint ist, dass es dem Zuschauer „gar nicht auffallen soll, wann eigentlich der Beitrag anfängt und wann die Moderation und er nur merkt, dass er was Hintergründiges erfahren hat oder eine Facette, die er vorher noch nicht kannte“.

 

Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, ließ sich beispielsweise Ende September in einer der letzten Sendungen mit Ingo Zamperonis Vorgänger Thomas Roth beobachten. Zu einem Beitrag über die Friedensverhandlungen in Kolumbien präsentierte er rund eine Minute lang, unterstützt von Bildern und Zahlengrafiken, Basisinformationen zur Lage des Landes. Ohne diese Einleitung, die weit mehr war als eine klassische Anmoderation und auch wesentlich länger dauerte, hätte die Reportage gar nicht funktioniert.

Erster Höhepunkt wird die US-Wahl

Neuerungen wird es auch im Social-Media-Bereich geben. Dieser ist personell heute viel besser ausgestattet als zu Zamperonis Anfangszeiten bei den „Tagesthemen“. Die Nachrichtensendung strebt an, in den sozialen Netzwerken „viel anfassbarer“ zu werden, erklärt Christian Nitsche, der zweite Chefredakteur von ARD aktuell. Man wolle „mehr zusätzliche Angebote ins Netz stellen“. Was kann man verbessern hinsichtlich der Ansprache und der Kommunikation mit den Zuschauern? Mit solchen Fragen beschäftigt man sich in den Redaktionsräumen in Hamburg-Lokstedt gerade besonders intensiv. Auch in diesem Bereich freut sich Zamperoni aufs „Experimentieren“.

Zu den ersten Höhepunkten auf dem alten neuen Posten dürften für den 42-Jährigen die Sendungen am 8. und 9. November gehören, die ganz auf die US-Präsidentschaftswahlen ausgerichtet sein werden. An diesen beiden Tagen produziert die Redaktion die „Tagesthemen“ in Washington – was für Zamperoni ein kleiner Trost sein wird angesichts der Tatsache, dass er ausgerechnet in der Endphase des Rennens zwischen Hillary Clinton und Donald Trump seinen Korrespondentenjob in der US-Bundeshauptstadt aufgeben musste. „Dieser Wahlkampf war auch für mich als Journalist faszinierend“, sagt Zamperoni. Natürlich habe das Rennen der Kandidaten zahlreiche „fragwürdige Wendungen“ genommen, aber: „Wenn der Wahlkampf so dahingeplätschert wäre, hätten wir uns doch uns auch alle beschwert.“