Geistig behinderte Sportler trainieren bei der Sportvereinigung auf die Special Olympics. In zwei Jahren soll das Ziel erreicht sein.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Dabei sei ist alles. Nicht dabei zu sein, muss aber auch nicht betrüben. Jedenfalls betrübt es Christian, Katja, David, Donovan, Hallilkaan und Sebastian unübersehbar nicht. Aus diesen sechs Sportlern werden womöglich einmal die ersten Olympioniken, die nicht wollen, dass die Welt ihre Nachnamen in der Zeitung nachlesen kann.

 

Die Welt verfolgt die Olympischen Spiele, inzwischen auch die Paralympics. Das Pendant für Körperbehinderte „ist auch ein Milliardengeschäft geworden“, sagt Ina Majer, „das sind professionelle Hochleistungssportler“. Dass das Internationale Olympische Komitee, kurz IOC, zwei weitere Wettkämpfe im Angebot hat, blieb der Welt hingegen weitgehend verborgen: die Deaflympics für gehörlose und die Special Olympics für geistig behinderte Sportler.

Bei letzteren „gilt wirklich noch das ursprüngliche olympische Motto“, sagt Majer - eben dabeisein ist alles oder: „Ich gewinn, egal ob ich Letzter, Zweiter oder Erster bin“. So lautet der Refrain der Hymne zu den Spezialspielen. Majer ist beim SV Böblingen als Sportlehrerin angestellt. Seit neun Monaten leitet sie eine sechsköpfige Gruppe geistig behinderter Tischtennisspieler und Schwimmer. Deren Ziel war die Teilnahme an den Special Olympics, die diesen Montag in Hannover beginnen. Allerdings haben sie die Qualifikation verpasst. Einerseits, weil die noch junge Gruppe an keinen Vorbereitungswettkämpfen teilgenommen hat. Andererseits, weil die Zahl der zugelassenen Sportler von 6000 auf 4700 gesenkt wurde.

„Schwimmen, Tischtennis und Leichtathletik sind besonders reduziert worden“, sagt Majer, „aber wir machen eben einfach weiter bis 2018“. Die Special Olympics veranstaltet das deutsche Organisationskomitee jährlich, immer im Wechsel als Winter- und Sommerspiele. Es gibt sowohl nationale als auch weltweite Spiele. Nach Hannover fahren wird das Sextett dennoch, um das Olympische Dorf zu sehen, die Eröffnungsfeier und die Wettbewerbe in ihren beiden Sportarten.

Den Vereinsmanager Harald Link hatte Majer schnell von ihrer Idee überzeugt, die Gruppe zu gründen. „Meine Mutter saß ein Leben lang im Rollstuhl“, sagt Link. „Da erlebt man, was Beeinträchtigung bedeutet“. Allerdings fehlte Entscheidendes: die Sportler, das Geld und ausgebildete Betreuer. Für geistig Behinderte ist ein Betreuungsschlüssel einzuhalten. Den erfüllt die Lebenshilfe Böblingen. Die Sportbegeisterten kamen aus den Schulen und Behindertenwerkstätten in Böblingen und Sindelfingen. Einen Hauptsponsor fand Majer ebenfalls mühelos, die Familie Hofmeister.