In der Innenverteidigung verfügt der VfB Stuttgart in Timo Baumgartl, Benjamin Pavard und Holger Badstuber über drei starke Alternativen für zwei Plätze. Wer spielt am Sonntag in Mainz? VfB-Legende Guido Buchwald gibt eine Einschätzung ab.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Das Gedränge ist groß. Elf Plätze sind es, die Zahl der Bewerber mit ernsthaften Ansprüchen darauf ist aber deutlich größer. Und so wird es beim VfB Stuttgart Härtefälle geben, wenn es um die Besetzung der Anfangsformation für das Auftaktspiel in der Fußball-Bundesliga am Sonntag (15.30 Uhr) beim FSV Mainz 05 geht. Wegen Santiago Ascacibar, Christian Gentner und Benjamin Pavard.

 

Benjamin Pavard drängt zurück ins Team

Die drei Spieler der Marke Stammkraft fehlten am Samstag im DFB-Pokal beim Drittligisten Hansa Rostock (0:2) allesamt in der Startelf – sehr unwahrscheinlich, dass das auch in Mainz der Fall sein wird. Der argentinische Balleroberer Santiago Ascacibar, der beim Aus im Cupwettbewerb 90 Minuten auf der Bank blieb, dürfte Dennis Aogo im defensiven Mittelfeld verdrängen – auch wenn dieser an der Seite des starken Ballverteilers Gonzalo Castro in Rostock zu den besseren VfB-Spielern zählte. Der Kapitän Christian Gentner könnte entweder den Platz von Erik Thommy übernehmen, für den er in Rostock nach einer Stunde eingewechselt wurde. Oder der Trainer Tayfun Korkut stellt das System um und opfert für den Mittelfeldspieler den Stürmer Nicolas Gonzalez.

Und dann ist da ja auch noch Benjamin Pavard, der französische Weltmeister.

Der gehypte 22-Jährige, der vergangene Saison keine einzige Minute in der Bundesliga verpasste und dann bei der Weltmeisterschaft in Russland zum Senkrechtstarter avancierte, drängt vehement zurück ins Team. Er kehrte extra früher aus dem Urlaub zurück und brennt auf seinen ersten Einsatz, nachdem er in Rostock noch zuschauen musste.

Die Dreierkette ist keine Option

In der Innenverteidigung wird es deshalb den Härtefall unter den Härtefällen geben. „Vieles spricht dafür, dass Benji in die Mannschaft reinkommt. Er ist topfit und hat eine tolle WM gespielt – er kann das Positive von der WM reinbringen“, sagt der frühere Defensivstratege Guido Buchwald, der 1990 als erster VfB-Spieler Weltmeister wurde. Doch wer soll weichen?

Dass Marcin Kaminski in der Hierarchie der zentralen Abwehrspieler klar abgehängt ist und der talentierte Neuzugang Marc Oliver Kempf ebenfalls erst einmal keine Aussichten auf Einsätze hat, spricht für die Klasse von Benjamin Pavard, Holger Badstuber und Timo Baumgartl. Allerdings ist in der Innenverteidigung nur Platz für zwei dieser drei Kandidaten. Denn eine Dreierkette in der Defensive, die nach der Vertragsverlängerung von Holger Badstuber im Juli mal von dem VfB-Sportvorstand Michael Reschke als Option ins Gespräch gebracht worden war, spielte während der Vorbereitung keine Rolle.

Alle drei Spieler sehen sich als Innenverteidiger

In der vergangenen Saison gab es das Luxusproblem ebenfalls schon. Tayfun Korkut löste es seinerzeit, indem er einen Spieler des Trios auf eine andere Position verschob. Timo Baumgartl bestritt nach dem Ausfall von Andreas Beck am Ende der Runde mangels anderer Alternativen vier Partien als Rechtsverteidiger. Benjamin Pavard kann auch rechts agieren (wie im französischen Nationalteam) oder im defensiven Mittelfeld, wohin Tayfun Korkut in der abgelaufenen Spielzeit immer wieder Holger Badstuber beorderte. Das wäre auch aus Sicht von Guido Buchwald jetzt eine Variante. „Timo Baumgartl harmoniert sehr gut mit Benjamin Pavard. Ich denke, dass die beiden ein sehr gutes Innenverteidigerpaar bilden“, sagt er.

Klar ist, dass sich alle drei Spieler als Innenverteidiger sehen und auch den Anspruch haben, in der Abwehrzentrale aufzulaufen. Und eine Verschiebung innerhalb der Elf wird dadurch erschwert, dass zurzeit alle Akteure fit sind und die Qualität auf den anderen Positionen gestiegen ist. Im defensiven Mittelfeld führt eigentlich kein Weg vorbei an dem Neuzugang Gonzalo Castro und Santiago Ascacibar. Und den Rechtsverteidigerposten besetzte zuletzt der zehn Millionen teure VfB-Rekordeinkauf Pablo Maffeo.

Trainer Tayfun Korkut lässt sich nicht in die Karten blicken

In Rostock strauchelte Holger Badstuber anfangs an Timo Baumgartls Seite und leitete mit einem Patzer das erste Gegentor ein. Allerdings ist bekannt, wie sehr Tayfun Korkut den 29-Jährigen mit der feinen Spieleröffnung schätzt und wie gerne er generell auf erfahrene Spieler setzt. „Es ist eine tolle Voraussetzung für einen Trainer, wenn er drei solch gute Alternativen zur Verfügung hat“, sagt Guido Buchwald und denkt, dass der Coach sein Duo auch immer situativ bestimmen wird: „Was ist am besten gegen den nächsten Gegner? Braucht man Geschwindigkeit oder Routine?“

Bis jetzt lässt sich Tayfun Korkut nicht in die Karten blicken, ob er Benjamin Pavard in Mainz aufbieten wird: „Der Sonntag ist noch weit weg, ich mache mir die Woche über Gedanken.“ Vielleicht löst sich die Pattsituation bis dahin auch von selbst auf. Denn es ist ja noch nicht gesagt, dass der umworbene Franzose dann noch VfB-Spieler ist – doch das ist eine andere Geschichte.