Stihl verleiht den Cutting-Edge-Award an innovative Studenten. Warum das Unternehmen das gemacht und die Jury keinen leichten Job gehabt hat:

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Mit Gartenarbeit kennt sich unsere Generation nicht aus“, räumen Milos Aleksic und Luca Hilling unumwunden ein. Die beiden Studenten von der Hochschule für Medien in Stuttgart wollen dieser These die „Stihl Smart Gardening App“ entgegen halten. Das Smartphone soll Laien ganz konkret zeigen, wo genau sie mit welchem Gerät ansetzen sollen, um etwa im eigenen Hausgarten ihre strubbelige Hecke in Form zu bringen. Gleichzeitig sammelt die App Erkenntnisse, was der Benutzer wirklich braucht. „Stihl lernt so neue Kunden kennen“, sagt Luca Hilling.

 

Neun Studententeams haben jetzt bei dem Spezialisten für Kettensägen und Gartengeräte in Waiblingen das Finale des erstmals ausgelobten „Stihl Cutting Edge Award“ bestritten. Jeweils drei Minuten hatten die Gruppen oder Einzelkämpfer Zeit, um eine Jury von ihrer innovativen Idee aus den Bereichen Smart Products (intelligente Geräte), digitale Dienstleistungen und Work-Life-Future (Zukunft der Arbeitswelt) zu überzeugen. Die Jury, bestehend aus dem Beiratsmitglied Selina Stihl, der Entwicklungschefin Anke Kleinschmit, dem Personalvorstand Michael Prochaska und dem Bereichsleiter Digitales, Tim Gegg, hatte im Anschluss an die Präsentationen Gelegenheit, mit Fragen nachzuhaken.

App zum ver- oder ausleihen von Gartengeräten

Ganz knapp die Nase vorn hatten am Ende Maja Vaisbein, Tamara Schatz und Johannes Ebertshäuser, die in unterschiedlichen Fachrichtungen Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule München studieren. Die drei überzeugten die Jury mit ihrer Idee einer Smartphone-App, über die Nutzer Geräte, wie beispielsweise Kettensäge oder Heckenschere, ver- oder ausleihen können.

Zuvor freilich musste die Jury die Gewichtung ihrer Bewertung – 20 Prozent Präsentation, je 40 Prozent Innovationskraft und Umsetzbarkeit – noch einmal neu kalkulieren, denn es war der unwahrscheinliche Fall eingetreten, dass zwei Teams exakt die gleiche Punktzahl erhalten hatten. Und so musste sich David Schuler, ebenfalls von der Hochschule in München, mit seiner Anwendung, die speziell auf die Nutzer zugeschnittene Gärten abbildet und auf dieser Basis zielgerichtet Informationen und Anreize aussendet, denkbar knapp geschlagen geben.

Noch am Abend der Cutting-Edge-Veranstaltung – im übertragenen Sinn übersetzt mit „auf dem neuesten Stand“ – wertete der Personalchef Michael Prochaska das neue Format als absoluten Gewinn. Der Wettbewerb, auf den sich mehr als 30 Teams und 115 Studierende von verschiedenen Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beworben hatten, habe zum einen im Sinn, sich extern neue Blickwinkel auf das Unternehmen und seine Produkte zu eröffnen. Zum anderen aber gehe es auch darum, kreative Köpfe aus verschiedenen Bereichen für die Firma zu begeistern, die traditionell vor allem auf Maschinenbauer eine hohe Anziehungskraft ausübt.

Talente sollen ans Unternehmen gebunden werden

Denn nach der Challenge, an der für die einzelnen Teams auch mehrere Mentoren aus dem eigenen Unternehmen beteiligt waren, solle es für die Studenten bei Stihl noch weiter gehen: Die drei Erstplatzierten konnten sich nicht nur über Sachgeschenke freuen, sondern auch über die Aufnahme in das Talentbindungsprogramm „Stihl Pioneers“.

Für Tamara Schatz kommt das allerdings möglicherweise zu spät. Die 22-Jährige hat bereits jetzt, im sechsten Semester, einen Vorvertrag als Controllerin bei einer Münchener Firma unterschrieben –und bedauert das fast ein wenig: „Schade, dass ich Stihl vorher nicht so richtig gekannt habe – und dass die Firma nicht in München zuhause ist.“