Die Zuckmücken (Chironomidae) schwärmen in riesengroßen Massen. Dabei haben alle Männchen im Schwarm nur ein Ziel: Sex. Ihren Namen verdanken die Tiere nicht ihrem schwebenden Flugverhalten, sondern anderen Zuckungen.

Fellbach - Nein, es ist nicht die Rache der Insekten. Wenn riesengroße Schwärme von schwarzen, filigranen Fliegen an lauen Abenden auf und ab tanzen, dann ist das kein biblisches Zeichen des nahenden Untergangs. Es ist auch nicht Zeit wegzurennen oder um sich zu schlagen, denn die schwärmenden Massen sind vollkommen harmlos. Es ist vielmehr ein faszinierendes Spektakel: Der Hochzeitstanz der Zuckmücken.

 

Beim Hochzeitstanz schwärmen die Männchen in einem steten Auf und Ab

Bei diesem abendlichen Massenflug können die Zuckmücken in so großer Zahl auftreten, dass man regelrecht von „Mückenwolken“ sprechen kann. Hunderte oder gar Tausende Individuen finden sich da unter Umständen zusammen. Besonders große Schwärme können dabei an Rauchschwaden erinnern. Es soll mitunter schon vorgekommen sein, dass deswegen sogar die Feuerwehr ausgerückt ist.

Die vier bis fünf Millimeter großen Zuckmücken schwärmen bei ihrem Hochzeitsflug in der Regel in der Nähe ihres Geburtsgewässers. Beim Hochzeitstanz schwärmen die Männchen in einem steten Auf und Ab, was ihnen die Bezeichnungen Tanzmücken und Schwarmmücken eingebracht hat. Ihren eigentlichen Namen verdanken Zuckmücken aber nicht dem schwebenden Flugverhalten, sondern ganz anderen Zuckungen: In Ruhestellung halten sie ihre Vorderbeine nach vorne und zittern mit ihnen.

Die paarungsbereiten Herren drängen sich dabei regelrecht um die Dame

Die schwebenden Zuckmücken kommunizieren über den Klang ihrer Flügel. Die Masse der flügelschlagenden Männchen erzeugt einen summenden Ton, der die Weibchen anlockt. Sobald eine weibliche Mücke in die Nähe kommt synchronisieren sich die Männchen auf die Flügelfrequenz der Auserwählten und bewegen sich im Schwarm auf sie zu. Die paarungsbereiten Herren drängen sich dabei regelrecht um die Dame. Schließlich ist einer der glückliche Gewinner, ergreift das Weibchen und verpaart sich noch in der Luft erfolgreich mit dem Weibchen. Dieses legt direkt danach die befruchteten Eier im Wasser ab und stirbt kurz darauf.

Im Wasser entwickeln sich dann die Zuckmückenlarven. Sie sind schlank und wurmartig gebaut, vorne an der Brust haben sie zwei Stummelfüße zur Fortbewegung, hinten Häkchen oder Borsten zum Festhaken und Nachschieben – ähnlich wie bei einer Raupe. Die Larven ernähren sich von Algen und allerlei Substrat. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Reinigung des Wassers. Manche Arten verbessern ihre Filterleistung, indem sie ein Fangnetz produzieren, in dem Schwebeteilchen hängen bleiben. Einige Arten betätigen sich sogar als Räuber. Die Zuckmückenlarven selbst bilden eine enorm wichtige Nahrungsbasis für alle möglichen wasserlebende Tiere.