Auch wenn es anders heißt: Das Silberfischchen ist ein Insekt. Aber warum hat es eine Vorliebe für Badezimmer? Und wie gelingt eine Fortpflanzung ganz ohne Körperkontakt?

Fellbach - Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Der Glanz dieses silbrigen Tierchens ist allerdings meist kein Grund zu übertriebener Freude. Allerdings ist der Fund eines Silberfischchens auch nicht gleich Grund für eine Ungeziefer-Bekämpfungsaktion.

 

Der Körper des Silberfischchens ist stromlinienförmig wie ein Rennwagen

Das schlank gebaute, etwa ein Zentimeter lange Wesen hat am Kopf zwei lange Fühler und am Hinterleib drei Anhänge, die ebenfalls die Funktion eines Berührungssensors haben. Von den Füßen, die unter dem Körper liegen, sieht man kaum etwas. Daher wirken die schlängelnden Bewegungen auch, als würde es wie ein Fisch schwimmen. Mit dem silbern-metallisch schillernden Outfit sieht es ein wenig aus wie eine Mini-Variante der berühmten Rennwagen, der Silberpfeile.

Der stromlinienförmige Tierkörper könnte tatsächlich als Inspiration für die Autokarosserie gedient haben. Und schnell sind die Lebewesen auch. Denn meist verschwinden die lichtscheuen Tierchen blitzschnell in der nächsten Ritze, hinter der Sockelleiste oder einer Fliese, wenn man sie entdeckt hat. Sie haben eine Vorliebe für Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit, am liebsten 90 Prozent. Kein Wunder, dass man sie besonders in Badezimmern, Waschküchen, Toiletten oder Küchen antrifft.

Silberfischchen scheinen eine Schwäche für Zucker und Stärke zu haben

Die Insektenordnung, zu der das Silberfischchen gehört, dürfte eine der ältesten der Insekten sein. Sie haben sich seit 300 Millionen Jahren so gut wie nicht verändert. Ihr Paarungsritual ist auch sehr urtümlich: In einer dunklen Ecke tänzeln beide Partner in Erregung umeinander. Es gibt jedoch keine Paarung mit Körperkontakt, vielmehr platziert das Männchen ein Spermapaket in einem Gespinst, welches das Weibchen dann einfach aufnimmt und damit die Eier befruchtet. Die Jungtiere brauchen für die unvollständige Entwicklung (ohne Puppenstadium) je nach Bedingungen einige Monate bis mehrere Jahre. Sie häuten sich dabei achtmal und auch später noch als Erwachsene, da sie zeitlebens weiterwachsen. Insgesamt können sie fast ein Jahrzehnt alt werden.

Die Insekten fressen sogar zuckerhaltigen Tapetenkleister

Ob Silberfischchen Leckermäulchen sind, mag bezweifelt werden, aber sie scheinen eine Schwäche für Zucker und Stärke zu haben. Im Deutschen gibt es daher den Namen Zuckergast. Auch mit dem wissenschaftlichen Beinamen (saccharina) hat man diesem Umstand Beachtung geschenkt. Die Silberfischchen ernähren sich demnach bevorzugt von stärkehaltigen Substanzen, aber auch Klebstoffen, die den Zucker Dextrin enthalten, den man in Einbänden von Büchern oder Tapetenkleister findet. Sie sind aber nicht besonders wählerisch, sondern betätigen sich eher als nützliches Putzkommando, wenn sie Haare, Hautschuppen, Schimmelpilze, tote Insekten oder sogar Hausstaubmilben verspeisen. Löcher in Naturtextilien, Kunstfasergewebe oder Leder werden ihnen aber weniger verziehen.

Silberfischchen übertragen keine Krankheiten

Ein Verdauungsenzym erlaubt es ihnen sogar Zellulose zu verdauen, was sonst nur mithilfe von Bakterien möglich ist. So können sie selbst Papier noch verwerten. Und wenn es gar nichts zu knabbern gibt, können sie mühelos eine mehrmonatige Fastenpause einlegen. Es dürfte also unmöglich sein, sie auszuhungern.

Zum Glück übertragen sie keine Krankheiten und verursachen auch sonst keine größeren Schäden. Einzelne Silberfischchen in der Wohnung sind also vollkommen harmlos. Wer sie dennoch dauerhaft loswerden möchte, sollte auf Spinnen setzen, die sich von ihnen ernähren. Und Spinnen zählen ja mit ihren acht Beinen zum Glück nicht zu den Insekten.

Ungeziefer im Haus

Einige Insekten leben wie das Silberfischchen lieber drinnen als draußen. Eine Auswahl der unbeliebtesten Kandidaten:

Schaben: Dank gestiegener Hygiene tauchen Küchenschaben heutzutage nicht mehr in jedem Restaurant auf. Die Deutsche Schabe krabbelt gelegentlich noch durch Backstuben.

Bettwanzen: Diese unangenehmen Blutsauger halten sich meist in Matratzen versteckt. Von dort haben es die flügellos gewordenen Wanzen nicht weit an ihre Opfer – ahnungslos schlafende Menschen, denen sie mit einem Stechapparat etwas Blut abzapfen. Unangenehme Rötungen und Schwellungen sind die Folge. In vielen Wanderhütten in den Bergen haben sich die Tiere eingenistet.

Motten: Sie leben besonders gern im Mehl, beim Müsli oder den Süßigkeiten. Die kleinen braun-silbrigen Zünsler, die in Vorratsraum oder Küche herumflattern oder – noch schlimmer – die kleinen gelblichen Raupen, können einem den Appetit ganz schön vermiesen. Auch die Verwandtschaft, die Textilmotte, die es auf Naturstoffe wie Wolle oder Seide abgesehen hat, gehört nicht zu Deutschlands beliebtesten Haustieren.