Sport: Jürgen Frey (jüf)

Der entscheidende Unterschied zum Ligarivalen aus dem Osten: Dort wurde die drohende Insolvenz vor allem dank der Unterstützung der öffentlichen Hand abgewendet. Der Rat der Stadt stimmte im Dezember der Freigabe von 1,26 Millionen Euro aus der Auflösung eines Pachtvertrages zu. In Aalen blieb die Hilfe aus. Berndt-Ulrich Scholz (77) bekam den schwarzen Peter zugeschoben. Er habe nichts für die Entschuldung des Vereins getan, was der ehemalige Präsident, langjährige Mäzen und Namensgeber für die Scholz-Arena (bis 2023) entschieden von sich weist. Altlasten von rund 3,5 Millionen Euro drücken den VfR. Diese bilanzielle Überschuldung (auch die Stuttgarter Kickers haben ein negatives Eigenkapital in Höhe von 2,6 Millionen Euro) war für den Aalener Insolvenzantrag aber nicht das auslösende Moment: Entscheidend war eine drohende Steuernachzahlung an das Finanzamt in Höhe von 500 000 Euro, die 2014 eine Betriebsprüfung für die Jahre 2008 bis 2012 ergeben hatte. Vom Ergebnis erfuhr der VfR im November 2016.

 

„Uns drohte die Zahlungsunfähigkeit“

Die Steuerschulden resultieren aus Umsatzsteuerverbindlichkeiten (aus dem von der Firma Imtech gebauten Stadion-Forum) und aus geldwerten Vorteilen wegen nicht versteuerten Vip-Karten. „Für uns gab es zum Insolvenzantrag keine Alternative“, betont Vogt, „denn uns drohte die Zahlungsunfähigkeit.“

Jetzt aber ist der Vorstandssprecher guter Dinge. Genauso der Oberbürgermeister: „Gelingt der Schnitt hat der VfR die super Chance für einen Neuanfang“, sagt Thilo Rentschler. Insolvenzverwalters Holger Leichtle, der schon den SSV Ulm 1846 aus der Insolvenz geführt hat, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Er muss mit den Gläubiger verhandeln, damit sie auf Forderungen verzichten. Das wird ein hartes Stück Arbeit. „Es wäre traurig, wenn der Profifußball in Aalen verschwinden würde“, sagt Helmut Dietterle. Der Ex-VfB Profi, beim VfR schon in verschiedenen Funktionen tätig, leidet mit. Ob er an einen Neubeginn glaubt? Dietterle hofft es. Er ist sich nur nicht sicher, ob der Verein im Umfeld nicht schon zu viel Vertrauen verspielt hat. Die Mannschaft jedenfalls kämpft verbissen. „Wir müssen nicht enger zusammenrücken, denn das tun wir schon die ganze Saison“, sagt Welzmüller. „Wenn wir jetzt auseinanderfallen würden, wäre es sowieso aussichtslos.“ Und die Spieler könnten ihr Team in einer fiktiven Abschlusstabelle gleich auf den letzten Platz setzen.