Die Stadt Ludwigsburg wird sich am Lichtfestival der Kulturregion Stuttgart beteiligen – aber nur mit einer Installation von Ryoji Ikeda. Das städtische Kulturamt hatte für zwei Arbeiten plädiert.

Ludwigsburg - Im vergangenen Sommer waren Werke von Ryoji Ikeda im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) zu sehen, dieses Jahr im Herbst gastiert der Musiker und Videokünstler auch in Ludwigsburg. Allerdings nur mit einer und nicht, wie vom Kulturamt der Stadt gewünscht, mit zwei Installationen. Die Mehrheit im Gemeinderat scheute die Kosten. So wird nur die Lichtskulptur „Test Pattern Nr. 10“ zu sehen sein – und zwar im Bühnenturm der Akademie für Darstellende Kunst (ADK). Sie ist Ludwigsburgs Beitrag zum diesjährigen Lichtkunstfestival „Aufstiege“ der Kulturregion Stuttgart.

 

Weicher Standortvorteil

Der Gemeinderat hatte zwei Tage über die Kunstaktion, die von 16. September bis 10. Oktober dauern wird, diskutiert: am Dienstag im Kulturausschuss und am Mittwoch im Gemeinderat. Hatte es im Kulturausschuss noch eine Mehrheit für beide Werke gegeben, so wollten im großen Gremium nur 15 Stadträte auch das zweite Werk, 17 lehnten es ab. Vorausgegangen war eine Debatte, in welcher der Wert des „weichen Standortvorteils“ Kunst dem von Sozialleistungen gegenübergestellt wurde.

„Wir sollten hier nicht über unseren persönlichen Kunstgeschmack reden“, mahnte Hubertus von Stackelberg (SPD). Stattdessen solle sich das Gremium der Kunst gegenüber öffnen. Einen sozialen Aspekt habe sie allemal, und sei es nur der von sozialer Kontrolle, weil auf diese Weise auf dem Akademiehof etwas passieren werde. Auch Edith Haberzeth-Grau (Grüne) sprach der Kunst im öffentlichen Raum eine soziale Funktion zu: Sie sei für alle zugänglich und könne jeden berühren.

Die noch im vergangenen Jahr favorisierte Idee, das Umfeld der MHP-Arena in eine Lichtskulptur mit besonderem Fokus auf die große Treppe zu verwandeln, ist vorerst vom Tisch. Unter anderem, weil die Fassade der Multifunktionshalle demnächst saniert wird. Stadträte der Liberalen und der Freien Wähler bedauern das sehr. Gerade dort hätten sie einen künstlerischen Akzent gern gesehen. Das Kulturamt will den Künstler stattdessen am Akademiehof arbeiten lassen. Das Werk „Test Pattern Nr. 10“ wird im Bühnenturm der ADK realisiert. Die Besucher werden sich in Rastern bewegen, die an Barcodes von Kassenscannern erinnern. Die Kosten dafür betragen 36 000 Euro, die Wüstenrot-Stiftung übernimmt davon 20 000 Euro.

Kunst am Bau lange vernachlässigt

Mit „Spectra III“ war eine weitere Installation am Akademiehof geplant: Ikeda wollte einen Kubus errichten, in dem es so hell werden sollte, dass die Außenwände unsichtbar würden. Wiebke Richert, die Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur, sprach von Transzendenzerfahrungen. „Wenn ich Transzendenz will, gehe ich in die Kirche“, konterte Jochen Eisele (FDP). Während ihm die Idee für den Bühnenturm zusage, finde er „das mit dem gleißenden Licht“ unverständlich. Ähnliche Bedenken hatten auch Florian Lutz (FW), Claudia Dziubas (Linke), Christine Knoß (Grüne) und Elga Burkhardt (Lubu) geäußert.

Im Gegenzug hatten Michael Vierling (Grüne) und Annegret Deetz (SPD) die Ratskollegen aufgefordert, mutig zu sein. Elke Kreiser (CDU) schlug vor, zusätzliche Mittel bei Sponsoren locker zu machen, um die Kosten zu dämpfen. Dieter Juranek (SPD) erinnerte daran, dass Ludwigsburg schon jahrelang nicht mehr seiner Verpflichtung nachgekommen sei, ein Prozent des Investitionsvolumens im Hochbau für Kunst am Bau einzusetzen: „Bei geschätzten 20 Millionen Euro im Jahr wären das 200 000 Euro.“ Beide Kunstwerke von Ikeda hätten 159 000 Euro gekostet.